Duisburg-Walsum. 300 Meter unter der Rheinaue fördert die Duisburger Firma Rheinfels-Quelle ihr Mineralwasser. Zu Besuch bei den Brunnen im Naturschutzgebiet.
In der Rheinaue ragen massive Stahldeckel aus dem weiten Grün. Leitern führen von hier in die Tiefe, in kleine Räume mit dicken Betonwänden. Was aussieht, wie die Eingänge zu unterirdischen Bunkern, führt zu den Brunnen der Firma Rheinfels-Quelle. Die fördert im Walsumer Naturschutzgebiet ihr Mineralwasser und leitet es durch kilometerlange Pipelines zum Produktionsstandort an der Römerstraße.
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Täglich schauen in der Rheinaue zwei Mitarbeiter nach dem Rechten, überprüfen jeden einzelnen Brunnen. „Wir müssen den Wasserstand ablesen und der Stadt regelmäßig mitteilen, wie viel wir entnommen haben“, erklärt Markus Heuvel, Abteilungsleiter Mineralwassergewinnung. Gut drei Meter müssen Heuvels Mitarbeiter hinabsteigen, um in die kleinen Kontrollräume zu gelangen. Dort ragt aus dem grauen Beton ein Gewirr an Leitungen heraus. Detaillierte Anzeigen geben den Wasserspezialisten alle Informationen, die sie brauchen.
Filter zieht das Rheinfels-Wasser aus den Erdschichten der Rheinaue
„Die Rohre gehen von hier 300 Meter in die Tiefe“, sagt der gelernte Braumeister Heuvel. Bei 140 Metern befindet sich eine Pumpe und sorgt dafür, dass das Wasser bis nach oben gelangt. Tief in der Erde befinden sich mehrere Schichten mit Kiesen und Sanden, die dem Wasser Mineralien hinzufügen und ihm Schadstoffe entziehen. Dort unten sitzt auch ein spezieller Filter, der das klare Nass aus diesen Schichten herauszieht. Heuvel erläutert: „Unsere Brunnen unterscheiden sich alle voneinander. Jeder hat andere Tiefen und Eigenschaften.“
Das Unternehmen der Familie Hövelmann hat die Rheinaue in den 1980er-Jahren erschließen lassen. Unterstützung gab es von Biologen, die Ratschläge zu Themen wie Nachhaltigkeit und zur Wasserqualität gaben. „An manchen Stellen findet man nur ganz trübes Wasser“, sagt Heuvel. „Das aufzubereiten, wäre viel zu aufwändig.“ Nach einer Erweiterung des Gewinnungsgebiets vor zehn Jahren sind es heute insgesamt zwölf Brunnen sowohl im Duisburger, als auch im Dinslakener Teil der Rheinaue.
Mineralwasser-Pipelines in Walsum sind bis zu fünf Kilometer lang
Die Deckel schützen die Brunnen nicht nur vor unbefugten Gästen, sondern auch vor der Witterung. „Sie müssen vor allem überflutungssicher sein“, sagt Heuvel, „Hochwasser kommt ja immer wieder mal vor“. Öffnen er oder seine Mitarbeiter einen der Brunnen, geht in der Unternehmenszentrale ein Signal an. Der Brunnen schaltet sich daraufhin aus. Auch, wenn eine Störung auftritt, wird Heuvels Team auf diese Weise alarmiert. „Falls nötig, können wir dann eine Kamera das Rohr runterfahren lassen und so herausfinden, wo sich das Problem befindet.“
Von der Rheinaue transportieren Pipelines von bis zu fünf Kilometer Länge das Wasser in die Zentrale. Sie verlaufen unter der Erde, nur an Brücken sind die Rohre vereinzelt zu sehen. „Der Transport mit Tanklastwagen ist nicht erlaubt“, erklärt Heuvel. Das Wasser soll möglichst unberührt in die Flasche gelangen.
Wassertanks der Firma Rheinfels-Quelle fassen bis zur 300 Kubikmeter
Die Reinheit des Produkts gehört entscheidend zum Selbstverständnis des Unternehmens. Der firmeneigene Imagefilm beschwört diese Reinheit, wie auch der Unternehmenssprecher Thomas Münzer: „Wir fügen unserem Wasser nur Kohlensäure hinzu – je nach Sorte – und sonst nichts. Das unterscheidet unsere Produkte von Leitungswasser, das erst noch desinfiziert werden muss.“ Für die Desinfektion würden mehr als 90 verschiedene Stoffe verwendet, so Münzer. Mit der viel vertretenen Auffassung, der Konsum von Leitungswasser sei nachhaltiger, kann er wenig anfangen. Schließlich gehe das Unternehmen auch mit seinen Flaschen sehr sorgsam um: der Mehrweganteil liege bei rund 80 Prozent.
Die riesigen Tanks an der Römerstraße können bis zu 300 Kubikmeter Wasser zwischenspeichern. Eine wichtige Kapazität, denn die Produktion läuft schneller als die Gewinnung: mehr als 210.000 Flaschen können pro Stunde abgefüllt werden. Ruht an Wochenenden die Produktion, können sich die Tanks wieder füllen und die Versorgung für die nächste Woche gewährleisten.
An der Römerstraße legt das Wasser aus der Rheinaue seine letzten Meter zurück. In der Abfüllhalle kommt pro Brunnen ein Rohr an – hier wird das Rheinfels-Mineralwasser auf knapp 800 Millionen Flaschen pro Jahr verteilt.