Duisburg-Marxloh. Fassungslos war eine Duisburgerin bei Aldi im Marxloh-Center. Die Wagenpflicht werde verletzt. Welche Corona-Regeln für alle Aldi-Kunden gelten.

Ganz bewusst kauft Mechthild Christ in Duisburg-Marxloh ein, in ihrem Stadtteil, wo die 72-Jährige aufgewachsen ist und noch immer gerne lebt. Lebensmittel und was sie sonst für den täglichen Bedarf braucht, besorgt sie beim Discounter Aldi, ist jahrelange zufriedene Stammkundin der Filiale an der Schlachthofstraße. Was sie jedoch kürzlich bei Aldi im Marxloh-Center erlebte, wo sie einkaufte, nachdem sie zuvor die dortige Postfiliale besucht hatte, machte sie so fassungslos, dass sie sich anschließend sogar bei der Konzernzentrale in Mülheim beschwerte. Etliche Kunden hätten die Corona-Regeln missachtet und die Mitarbeiter dies sogar geduldet.

„Da hat kaum jemand den Abstand eingehalten“, sagt die Marxloherin im Gespräch mit dieser Redaktion. Zwar haben demnach alle Masken getragen, bis auf junge Kinder, doch viele Kunden seien ohne einen Einkaufswagen, nur mit einer Einkaufstasche in dem Discounter gewesen. Dies sei nicht natürlich nur ihr aufgefallen, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die etwa Waren in die Regale einräumten. Gerade in der Schlange zur Kasse seien Kunden sich gegenseitig und auch ihr „richtig auf die Pelle gerückt“. Weil ihnen nämlich die Einkaufswagen fehlten, so Mechthild Christ, die eine Wagenpflicht als zusätzliche Abstandshilfe im Kampf gegen die Pandemie sieht.

Duisburger Aldi-Kundin wundert sich über fehlende Wagenpflicht: „Ich war fassungslos“

So schildert die Seniorin weiter, dass sie die Leute, die dicht hinter ihr standen, auf deren fehlenden Einkaufswagen angesprochen habe. Sie bekam nur Ausflüchte zu hören. Daher sprach Mechthild Christ schließlich die Kassierin an und bat sie, die Kunden doch bitte auf die Wagenpflicht hinzuweisen. Doch diese Pflicht gibt es in der Filiale gar nicht, und das teilte ihr die Aldi-Kassiererin mit.

Kassiererin mit Corona-Klartext- „Habe an der Kasse geweint“ „Ich war fassungslos“, sagt Christ, denn sie sei davon ausgegangen, dass während der Corona-Pandemie niemand mehr ohne Einkaufswagen den Discounter betreten dürfe, damit die Abstände besser eingehalten werden. So kennt die Marxloherin es zumindest von ihrer Stammfiliale an der Schlachthofstraße.

„Eine flächendeckende Einkaufswagenpflicht besteht in unseren Filialen nicht“, sagt Pressesprecherin Nastaran Amirhaji auf Anfrage. Jedoch sei „in Corona-Hochzeiten“ die Kundenanzahl in vielen Filialen zunächst mithilfe der Wagen beschränkt worden. Inzwischen setzt Aldi Süd jedoch auf „digitale Einlasskontrolle und Einlassbeschränkungen“, mit denen schon gut zwei Drittel aller Standorte ausgestattet sind. Darunter auch die Filiale im Marxloh-Center.

Sensoren an Ein- und Ausgang registrieren, wenn Kunden den Discounter betreten, und die Filialmitarbeiter erfahren automatisiert per App, SMS oder Anruf von der Auslastung. Bei Bedarf wird, je nach Standort, dann die Eingangstür geschlossen oder ein Mitarbeiter stellt sich davor.

Manche Aldi-Filialen zeigen mit einer Anzeigetafel vorm Eingang, wie hier in Mülheim, die Kundenanzahl an. Ermittelt wird sie durch Sensoren an den Türen.
Manche Aldi-Filialen zeigen mit einer Anzeigetafel vorm Eingang, wie hier in Mülheim, die Kundenanzahl an. Ermittelt wird sie durch Sensoren an den Türen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zwar gelte in vereinzelten Filialen tatsächlich eine Einkaufswagenpflicht, so die Sprecherin. Sie diene aber nicht der Einhaltung der Corona-Abstände. Dazu gebe es Bodenmarkierungen und Hinweisplakate als Orientierung. Außerdem hat der Discounter den Kunden mehr Bewegungsfläche eingerichtet.

Corona-Leugner und Maskenverweigerer sind bei Aldi nur seltene Extremfälle

Stammkundin Mechthild Christ befürwortet die Maßnahmen, die Aldi zur Pandemiebekämpfung ergreift, wünscht sich aber von den Mitarbeitern eine aktivere Rolle dabei, diese Regeln auch durchzusetzen. „Ich habe mich schon mit Kunden angelegt, die den Abstand nicht einhalten und wurde dafür schwer beschimpft“, sagt die 72-Jährige. Es gebe aber auch andere, die nichts sagen, „aus Angst, dass sie einen auf die Nase kriegen“. Daher sei die Kontrolle und Durchsetzung der Corona-Regeln, findet sie, die Aufgabe von Aldi.

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Dem pflichtet der Konzern bei: Die Aldi-Mitarbeiter sollen darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden und Kundinnen und Kunden freundlich auf Maskenpflicht, Abstands- und Hygieneregeln hinzuweisen. „Das ist unser Anspruch und auch die Vorgabe“, so Nastaran Amirhaji, die aber nichts zum Einzelfall im Marxloh-Center sagen kann. Bei Kunden, die aus gesundheitlichen Gründen durch einen Arzt vom Tragen einer Maske befreit sind, vertraut Aldi auf deren Ehrlichkeit. „In der Regel möchten wir keine Atteste einsehen.“

Obwohl bei Aldi Süd vereinzelt auch ein Sicherheitsdienst die Mitarbeiter bei der Einhaltung der Vorgaben unterstützt, möchte Amirhaji nicht von einem generellen Problem mit Corona-Leugnern oder Maskenmuffeln sprechen, das seien sehr seltene Extremfälle. „Die meisten Kunden halten sich an die Regeln. Sie gehen inzwischen sehr bewusst mit dem Thema um.“

Dazu gehört auch Mechthild Christ, die trotz ihrer schlechten Erfahrung im Marxloh-Center nicht mit dem Discounter brechen will. „Ich gehe weiter bei Aldi einkaufen.“ Jedoch künftig lieber wieder in ihrer Stammfiliale an der Schlachthofstraße.

>>> MANCHE ALDI-FILIALEN HABEN EINE EINKAUFSWAGENPFLICHT

● Zwar gibt es keine flächendeckende Wagenpflicht bei Aldi Süd, aber die einzelnen Regionalgesellschaften entscheiden darüber unasbhängig, je nach Kundenaufkommen. So haben einzelne Filialen beispielsweise die Wagenanzahl reduziert, um die Kundenanzahl besser regulieren zu können. Manche Filialen wiederum teilen die Auslastung ihren Kunden mit einer Anzeigentafel vorm Eingang mit.

● Neben der Maskenpflicht (FFP2- oder OP-Maske) im Verkaufsraum für Mitarbeiter und Kunden haben alle Kassen einen Plexiglas-Schutz und im Eingangsbereich sind Hygienestationen, um sich die Hände zu desinfizieren.

● Außerdem bittet Aldi seine Kunden darum, verstärkt kontaktlos und mit Karte statt mit Bargeld zu bezahlen.