Duisburg. Ob Pandemie- oder Notbetrieb: Eltern mit Kindern in städtischen Kitas haben in Duisburg für Verpflegung doppelt gezahlt. Neue Regelung für Mai.
Damit Leah Joe jeden Tag satt wird, musste Papa Rolf Brandt in den letzten Monaten doppelt in die Tasche greifen. Schuld ist die Corona-Pandemie. Und die Zahlstrategie von Land und Stadt in Sachen Kinderbetreuung. Zumindest für den Monat Mai gibt es jetzt aber ein Entgegenkommen.
55 Euro monatlich kostet Brandt das Verpflegungsgeld in der Städtischen Kita an der Hansegracht in Duisburg. Da er den Aufruf der Politik, die Kinder möglichst zuhause zu betreuen, ernst nimmt, bleibt die Sechsjährige schon seit Monaten daheim und isst am heimischen Küchentisch.
So zahlt er also doppelt für die Verköstigung seiner Tochter. Rolf Brandt geht es weniger um die finanzielle Belastung für ihn persönlich, sondern für Familien, die ohnehin knapp bei Kasse sind. Abgesehen davon: „Es ist einfach ungerecht, für eine Leistung zahlen zu müssen, die nicht erbracht wird.“
Verpflegungsgeld wird Eltern auch in Duisburg nicht erstattet
Schon im letzten Jahr war Leah nur selten in der Kita, in diesem Jahr so gut wie gar nicht. Die Vorsicht hat einen Grund: „Wegen der Kita waren wir schon zweimal in Quarantäne“, berichtet Brandt. Es ging immer gut aus, aber es belastet dennoch die Familie.
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Noch deutlicher wird Julia Helbig, schließlich wird am 1. Mai wieder die Kitagebühr nebst Verpflegungskosten für ihren Sohn abgebucht: „Das ist eine Frechheit!“ Das Essensgeld wird in den Katholischen Kitas des Zweckverbands des Bistums Essen gestaffelt: Wer sein Kind nur dreimal im Monat mit essen lässt, muss für die Mahlzeit nicht zahlen, bis zu neun Besuche kosten den halben Satz, danach wird der volle Beitrag abgebucht. Da Helbig mit Anrufen bei der Stadt nichts bewegen konnte, geht Linus jetzt in die Notbetreuung des Katholischen Kindergartens St. Stephanus in Ungelsheim.
Nach Monaten, die Linus parallel zum Homeoffice von den Eltern betreut wurde, habe er Wörter im Repertoire, die er als Dreijähriger noch gar nicht wissen muss, findet Julia Helbig. Der Umgang mit Gleichaltrigen fehle ihm erkennbar, nach den Kita-Besuchen sei er „viel ausgeglichener“.
Katholische Kitas rechnen Essen ab Mai mit einer App ab
Die Stadt Duisburg bestätigt, dass in den städtischen Einrichtungen das Verpflegungsgeld bis April nicht erstattet wurde. Jetzt hat sie in einer Pressemitteilung erklärt, dass für den Monat Mai die Elternbeiträge inklusive Verpflegungsgeld ausgesetzt werden.
Die freien Träger entscheiden autonom über eine Erstattung.
Ursula Roosen vom Kita-Zweckverband des Bistums Essen bestätigt die Beschreibung von Julia Helbig mit der gestaffelten Abbuchung, kann aber baldige Erleichterung verkünden: „Ab Mai werden wir über ein neues Verpflegungs-Portal die Essen einzeln abrechnen.“
Über eine App könnten Eltern flexibel die Mahlzeiten buchen, darüber laufe auch die Abrechnung. „Statistisch gesehen wird das Essen durch die Einzelabrechnung für 90 Prozent der Eltern günstiger“, sagt Roosen. Und in jedem Fall sei es so die sauberste Lösung.
Evangelische Kitas überweisen zuviel gezahltes Essensgeld zurück
Auch bei den 13 Kitas in evangelischer Trägerschaft ist die Abrechnung fair geregelt: Aus organ-isatorischen Gründen werde zwar zu Beginn des Monats der volle Betrag abgebucht, mit einer formlosen Mail können die Eltern am Ende des Monats aber um Rückerstattung bitten. Dr. Marcel Fischell vom Evangelischen Bildungswerk betont, dass „nur das bezahlt werden soll, was auch in Anspruch genommen wird“. Möglich sei das durch einen eigenen Verpflegungsvertrag mit den Eltern.
Perspektivisch soll das Verfahren umgestellt werden, damit künftig nur noch das abgebucht wird, was in Anspruch genommen wurde. Er bezweifelt, dass die juristisch vielleicht rechtmäßige Abbuchung bei anderen Kitas „politisch der richtige und angemessene Weg“ ist.
Duisburger Verwaltung bedankt sich bei Eltern von Kita-Kindern
Zum Hintergrund: Wegen der Corona-Pandemielage sind die Kindertageseinrichtungen in Duisburg in Absprache mit dem Land NRW seit dem 22. März 2021 im eingeschränkten Pandemiebetrieb und seit dem 26. April im Notbetrieb. Damit verbunden ist der dringende Appell an die Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen.
Zahlreiche Eltern zeigen in dieser Situation Verantwortung und kommen diesem Appell nach, lobt Pressesprecher Peter Hilbrands. „Dafür bedankt sich die Stadt Duisburg ausdrücklich.“
Für den Monat Mai hat die Stadt angekündigt, keine Elternbeiträge einzuziehen. Als Stärkungspaktkommune musste die Stadt allerdings auf die Genehmigung des Landes warten. Diese sei nun eingetroffen.
Stadt kann ohne Zusage des Landes nicht über Beitragserstattungen entscheiden
Wie berichtet, konnte die Stadt die Elternbeiträge für Januar 2021 erstatten, auch für die Einrichtungen in freier Trägerschaft. Zusätzlich hat die Stadt die Verpflegungskosten in den städtischen Kindertageseinrichtungen erstattet. Dies war möglich, da sich das Land bei den Elternbeiträgen hälftig beteiligt hatte und Kommunen in Haushaltssicherung über weitere Finanzhilfen entscheiden konnten.
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Oberbürgermeister Sören Link setzt sich für eine darüber hinausgehende Elternbeitragsbefreiung ein. Das geht aber nur, wenn das Land sich auch weiter finanziell beteiligt. Der OB hat daher die Landesregierung aufgefordert, die entfallenen Beiträge mindestens zur Hälfte mit abzudecken, dazu gebe es aber noch kein Verhandlungsergebnis.
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Update: Nach Veröffentlichung dieses Artikels wurde per Pressemitteilung die Entscheidung der Stadt Duisburg bekannt gegeben, dass für den Monat Mai die Beiträge in den städtischen Kitas nicht eingezogen werden. Wir haben das entsprechend ergänzt.