Dortmund. Die “Initiativkreis Mouhamed“ hat am Samstag in Dortmund zur Demo gegen Polizeigewalt auf. Die Veranstaltung verlief störungsfrei.
Drei Monate nach dem Tod von Mouhamed Dramé (16) in der Dortmunder Nordstadt ruft das "Aktionsbündnis Mouhamed" für Samstag (19. November) zur Demo in Dortmund auf. Angemeldet sind laut Polizei 300 Teilnehmende. Versammlungsleiterin Iris Bernert-Leushacke erwartet aber eher 500 Menschen. So viele waren es nach Angaben eines Polizeisprechers dann am Samstag gegen 14 Uhr zum Start.
Die Versammlung verlief störungsfrei, teilte die Polizei am Abend mit.
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Los ging es an der Katharinentreppe am Dortmunder Hauptbahnhof. Über Königswall und Leopoldstraße zieht der Demozug zur Wache Nord – dort findet die erste Zwischenkundgebung statt. Dann geht es über Münster-, Mallinckrodt- und Schützenstraße zurück Richtung Innenstadt. Am U-Turm ist eine zweite Zwischenkundgebung geplant. Von dort zieht die Demo durch die Fußgängerzone an der Thiergalerie vorbei zum Friedensplatz. Die Abschlusskundgebung endet gegen 17 Uhr.
Demo in Dortmund: Grußworte von Betroffenen aus ganz Deutschland
"Bei den Zwischenkundgebungen und auf dem Friedensplatz werden wir Audio- und Videobeiträge abspielen von denen, die nicht dabei sein können", erklärt Bernert-Leushacke. Opfer von Polizeigewalt gebe es schließlich in ganz Deutschland – entsprechend viele Grußworte und Redebeiträge hätten das Orga-Team erreicht. "Wir wollen allen die Gelegenheit geben sich zu äußern."
Im Aktionsbündnis Mouhamed haben sich knapp 30 Gruppen aus Dortmund und ganz Deutschland versammelt – darunter die Afrikanische Community, Train of Hope, Antifas, das Bündnis Dortmund gegen Rechts, türkische und tamilische Gruppen und Gedenkinitiativen für weitere Menschen, die durch Polizeigewalt starben. "Viele Menschen werden zum ersten Mal auf einer Demo sein", meint Versammlungsleiterin Bernert-Leushacke. Nicht in jeder Community sei das selbstverständlich.
Mouhameds Familie wünscht sich Gedenken – aber auch Lebensfreude
Mouhamed Dramé, ein junger Geflüchteter aus dem Senegal, war Anfang August bei einem Polizeieinsatz in Dortmund gestorben: Beamte hatten den Innenhof der Jugendeinrichtung gestürmt, in dem Mouhamed mit einem Messer saß. Nach dem Einsatz von Pfefferspray und Taser fielen Schüsse aus einer Polizei-MP. Über die Maßlosigkeit des Einsatzes besteht kaum Zweifel – komplett aufgeklärt ist der Einsatz aber noch nicht.
Es sei der explizite Wunsch von Mouhameds Familie, dass der Tag in Dortmund nicht nur im Zeichen von Trauer und Wut steht, heißt es auf der Homepage der Initiative. Stattdessen sollen die Menschen den jungen Senegalesen und sein Leben gebührend feiern: "Also lasst uns bis in die Nacht tanzen, essen und trinken!"
Grüne wollen Reise nach Dortmund möglich machen
Dem Integrationsrat liegt ein von den Grünen angemeldeter Tagespunkt vor, Restmittel des Integrationsrates aus dem Jahr 2022 zu nutzen, um dem Wunsch der Angehörigen von Mouhamed Dramé zu folgen und eine Reise nach Dortmund zu ermöglichen.
Jacques Armel Dsicheu Djiné (Grüne): „Nachdem Mouhamed Dramé bei einem Polizeieinsatz getötet wurde, haben der Vater und der Bruder aus dem Senegal angekündigt, den Tatort in der Nordstadt besichtigen zu wollen. Bei einer Reise der Angehörigen nach Dortmund sollen Gespräche mit der Dortmunder Stadtspitze, afrikanischen Communities aus Dortmund und der Polizeibehörde ermöglicht werden.“
Die Grünen schlagen nun gemeinsam mit dem Verein COHEDO e.V. sowie der SPD im Integrationsrat vor, den Besuch finanziell zu ermöglichen und damit ein Zeichen der Versöhnung und Verständigung zu setzen.
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