Dortmund. Scheibchenweise kommen im Fall eines tödlichen Polizeieinsatzes in Dortmund neue Details ans Licht. Schüsse fielen direkt nach dem Tasereinsatz.
Im Fall um einen von der Polizei erschossenen 16-Jährigen in Dortmund gibt es neue Erkenntnisse: Laut einem Bericht für den Rechtsausschuss des Landtags fiel der erste Schuss aus der Maschinenpistole nur 0,717 Sekunden nach einem „wahrnehmbaren Tasergeräusch“. Das habe die Analyse einer Tonaufnahme ergeben.
Am 8. August hatte ein Zeuge den Notruf der Polizei gerufen und war in der Leitung geblieben. So entstand ein Mitschnitt eines Teils des Einsatzes. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat laut Justizministerium die Tonspur untersucht. „Verwertbare Sprachgeräusche“ der beteiligten Polizisten habe man nicht heraushören können.
Untersuchung: Polizisten haben sich nicht über Aussagen abgesprochen
Laut dem Bericht an den Landtag wurden inzwischen auch die Handys der beteiligten Polizisten untersucht. Sie waren beschlagnahmt worden. Es haben sich laut Ministerium keine Anhaltspunkte ergeben, dass die Beamten sich über die Handys nach dem tödlichen Einsatz zu ihren Aussagen abgesprochen haben könnten.
Letztlich scheint eine wichtige Frage nicht zu klären zu sein: in welcher Hand der 16-Jährige sein Messer hielt. Dazu gebe es keine belastbaren Aussagen. Nur ein einziger Zeuge sei sich sicher, dass der Jugendliche es in der rechten Hand hielt.
Der Flüchtling aus dem Senegal soll im Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung zunächst gedroht haben, sich mit dem Messer zu töten. Er wurde von der Polizei erst mit Pfefferspray und zwei Tasern beschossen. Dann fielen Schüsse aus einer Maschinenpistole, an denen der 16-Jährige starb. (dpa)