Bottrop. Birgit Junghänel hat rund 45 Jahre Berufserfahrung. Mit dem Angebot in ihrem Ladenlokal am Parkfriedhof überrascht sie so manchen Kunden.

„Blumich“ hat Birgit Junghänel das Blumengeschäft an der Hans-Böckler Straße gegenüber dem Parkfriedhof genannt. Die geborene Essenerin kommt aus einem Traditionsunternehmen, die Eltern besaßen einen großen Gartenbaubetrieb, sie hat also den Beruf bereits „mit der Muttermilch aufgesogen“ und blickt inzwischen auf rund 45 Jahre Berufserfahrung zurück.

Birgit Junghänel hat von der Pike auf gelernt, nach der klassischen Ausbildung zur Floristin später auch die Meisterprüfung abgelegt. Bevor sie 2017 das ehemalige Blumengeschäft Lindemann übernahm, war sie einige Jahre Inhaberin eines Blumenladens auf der Gladbecker Straße.

Geschäftsname „Blumich“ in Bottrop: eine Hommage an den Kohlenpott

Der Name „Blumich“ sei bewusst falsch geschrieben als Hommage an den Kohlenpott, erklärt die bekennende Ruhrgebietlerin als „Mädchen aus dem Pott“.

Das Blumengeschäft von Birgit Junghänel liegt zwar am Parkfriedhof, bietet aber weit mehr als Trauerfloristik an.
Das Blumengeschäft von Birgit Junghänel liegt zwar am Parkfriedhof, bietet aber weit mehr als Trauerfloristik an. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Zwar seien Blumenläden nicht der Handwerkskammer, sondern der Handelskammer zugeordnet, dennoch sei bei der Floristik „alles kreatives Handwerk“. Jeder Strauß, jede Blume sei anders, man könne nicht in Serie anfertigen: „Wir haben es mit lebendigem Material zu tun.“ Wer den Beruf und den Kundenkontakt nicht liebe, solle sich nicht selbständig machen: „Darin muss Herzblut stecken.“ Die Beratung der Kunden sei etwas Besonderes, man könne auf die individuellen Wünsche eingehen und diese kreativ verwirklichen.

Man könne preislich nicht mit den einheitlich gebundenen Massenwaren der Discounter mithalten, sondern müsse sich mit Qualität, Fachwissen und Service behaupten. Bei manchen Menschen würden Blumensträuße als Geschenk oder Mitbringsel als überholt gelten, aber Birgit Junghänel ist überzeugt: „Die Schnittblume ist und bleibt ein verderblicher Luxusartikel, den man sich schenken lassen kann.“

Bei den Blumen gebe es immer wieder neue Gestaltungstrends, zur Zeit sei der locker gebundene „Wald- und Wiesenstrauß“ gefragt. Beim Schnittblumenangebot hält sich die Floristin an die natürlichen Saisonzeiten der Blumen, deshalb gibt es im Winter keine Sonnenblumen und im Sommer keine Tulpen.

Traditionsunternehmen in Bottrop

Auf den Hochbetrieb an den christlichen Feiertagen, Muttertag oder Valentinstag sei die Branche angewiesen, aber durch den geringeren Umsatz an den folgenden Tagen relativiere sich die Sache wieder: „Wer am Muttertag Blumen bekommen hat, braucht eine Weile keine mehr.“

Ein klassischer Blumenladen, der nahe an einem Friedhof liegt

Zwar sei die Nähe des Parkfriedhofs eine gute Lage, aber anderseits äußern neue Kunden oft erstaunt, dass sie glaubten, „Blumich“ habe nur „Sachen für den Friedhof“ im Sortiment. Die Kunden seien überrascht von der Vielfalt der meist selbsterstellten Dekoartikel rund um die Pflanzen: „Im Grunde sind wir ein klassischer Blumenladen mit breiter Auswahl, der nah an einem Friedhof liegt.“

Deko-Artikel gehören zum Sortiment in vielen Blumengeschäften, auch bei Birgit Junghänel.
Deko-Artikel gehören zum Sortiment in vielen Blumengeschäften, auch bei Birgit Junghänel. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für die kreative Gestaltung und Präsentation der Deko sorgt die gute Freundin Elisabeth, die mit Freude gern mal mithilft und neue Ideen entwickelt. Natürlich sei Trauerfloristik auch ein großer Aufgabenbereich, sagt Birgit Junghänel, aber die Umsätze seien dabei stark zurückgegangen.

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Die Bestattungskultur habe sich verändert, es gebe weniger Erdbestattungen mit großem Aufwand, mehr Urnenbestattungen in kleinem Rahmen und oft Aufrufe zu Spenden anstelle von Blumen und Kränzen. Als „Einfraubetrieb“ kann Frau Junghänel auch keine intensive Friedhofspflege übernehmen: „Wenn ich rüber zum Friedhof muss, ist hier zu.“

Um schließlich dient der Blumenladen therapeutisch noch als Stimmungsaufheller: „In der grauen Jahreszeit ist es wundervoll und aufmunternd in einem bunten Blumenladen zu sein“, sagt ein Kunde.

Blumich, Hans- Böckler- Straße 114, 02041 3807757, Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 9-14- Uhr, Sonntag 10-12 Uhr, Dienstag geschlossen.