Bottrop-Kirchhellen. Der Beruf ist mehr als nur die Reinigung von Schornsteinen. Eine Geschichte über schwarze Zylinder, Glücksbringer und berufliche Perspektiven.

Raphael Kampe und Pascal Wildner sehen so aus, wie man sich herkömmlich einen Schornsteinfeger vorstellt, ganz in Schwarz gekleidet und mit Ruß an den Händen.

Die Angestellten von Bezirksschornsteinfeger Michael Rößler demonstrieren die Reinigung mit zwei Methoden, einmal traditionell oben auf dem Dach mit Leine, Besen und Kugel und zum anderen an einem Außenwandschornstein durch die angebrachte Klappe von unten nach oben. Allerdings sei das traditionelle Kehren heute nur noch ein geringer Bestandteil der täglichen Arbeit, erklärt Rößler.

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Der 65-jährige Schornsteinfegermeister für den Bezirk Kirchhellen, Feldhausen und Dorsten-Östrich übt seinen Beruf inzwischen 50 Jahre aus, den Bezirk hat er 1992 übernommen.

Zu Beginn seiner Tätigkeit waren Schornsteinfeger noch überwiegend mit dem Reinigen der Kamine beschäftigt, da zu dieser Zeit noch viel mit Kohle und Koks geheizt wurde. Damals habe man sich auch erstmals mit Umwelt- und Klimaschutz beschäftigen müssen. Die Zahl der Kaminreinigungen habe sehr stark abgenommen, steige aber inzwischen wieder an, da Kaminöfen mit notwendigem Schornstein immer beliebter würden.

Gewusst, wie es geht: Als Fachmann reinigt Pascal Wildner einen Schornstein.
Gewusst, wie es geht: Als Fachmann reinigt Pascal Wildner einen Schornstein. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Während Rößlers langem Arbeitsleben habe sich der Beruf stark gewandelt. Abgasmessungen gehören zum Arbeitsalltag, fast alle Schornsteinfeger seien auch Energieberater, viele auch Brandschutztechniker, aber „aufs Dach muss man immer noch.“

Dazu kommen hoheitliche Aufgabe wie die Feuerstättenschau, die Abnahme neuer Heizungsanlagen und deren regelmäßige Überprüfung, um Schäden frühzeitig zu entdecken. Auch die regelmäßige Abgaskontrolle liegt im öffentlichen Interesse.

Der vorbeugende Brandschutz mit Kontrolle der Flucht- und Rettungswege findet vorwiegend in Gewerbebetrieben statt. In Privathäusern geht es meist um die Platzierung von Rauchwarnmeldern. Die Energieberatung nimmt heute immer größeren Raum ein, durch Dämmung und moderne Heiztechnik soll ein Gebäude schließlich so wenig Energie wie möglich verbrauchen.

Insgesamt werde schon Nachwuchs für den Handwerksberuf gesucht. Rößler selbst hat kein Nachwuchsproblem in seinem Betrieb: „Wer selbst ausbildet, hat weniger Probleme.“ Inzwischen gebe es auch Frauen in dem vormals reinen Männerberuf, der auch nicht mehr so körperlich anstrengend sei. Der Beruf werde für Frauen langsam attraktiver.

Auch Abgasmessungen gehören längst zum Arbeitsalltag des Bezirksschornsteinfegers Michael Rößler.
Auch Abgasmessungen gehören längst zum Arbeitsalltag des Bezirksschornsteinfegers Michael Rößler. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die duale Ausbildung in Praxis und Berufsschule dauert drei Jahre. Voraussetzung ist der Hauptschulabschluss, die mittlere Reife ist wünschenswert. Für Handwerker sei die Entlohnung überdurchschnittlich, eine betriebliche Altersversorgung gehöre dazu, erläutert Michael Rößler.

Schornsteinfeger in Bottrop: „Man lernt immer was Neues kennen.“

Raphael Kampe hat die Lehre 2014 begonnen und ist seit 2020 Meister sowie Energie-, Solar- und Brandschutzberater. Er hofft auch die Übernahme des Betriebes, wenn sein Chef in Rente geht: „Sonst hätte ich doch nicht den Meister gemacht.“

Für ihn steckt ein riesiges Potenzial in dem Beruf. Man habe mit allen Schichten der Bevölkerung zu tun und „es wird nie langweilig“. Kollege Pascal Wildner hat den Beruf in einem Praktikum kennengelernt und ist dabei geblieben: „Man lernt immer was Neues kennen.“

Die Geschichte vom „schwarzen Mann“ auf dem Dach

Von außen sehe man den Schornsteinfeger meist nur als „schwarzen“ Mann mit Kehrgerät, die zusätzlichen Tätigkeiten würden erst allmählich wahrgenommen.

Dass der Schornsteinfeger als Glückssymbol gilt, lässt sich laut Michael Rößler aus dem Mittelalter erklären. Wenn in den meist aus Holz gebauten, brandgefährdeten Häusern gekehrt worden war, konnte man glücklich sein, weil nun das Haus nicht mehr so schnell abbrennen konnte.

Warum Schornsteinfeger einen Zylinder tragen dürfen

Auch der Zylinder als ungewöhnliche Kopfbedeckung eines Handwerkers hat einen geschichtlichen Hintergrund. In England durften nur höhergestellte Personen einen Zylinder tragen, als aber ein Kind in einen Brunnen fiel, konnte es mithilfe der Leiter eines Schornsteinfegers gerettet werden. Aus Dankbarkeit erhielt der Handwerkerstand die Erlaubnis, einen Zylinder zu tragen.

Auch heutzutage kann die Leiter noch nützlicher sein, als nur aufs Dach zu steigen. Manchmal sperren sich Leute aus, wenn sie den Schornsteinfeger begrüßen, wenn dann zum Glück ein Fenster geöffnet ist, hilft wieder die Leiter und die Sache mit dem Glücksbringer stimmt auch wieder.