Bottrop. Im April beginnt offiziell der Ruhestand für Bottrops Stadtsprecher – nach 34 Jahren im Rathaus. Von prägenden Ereignissen und neuen Plänen.
Als Andreas Pläsken im Bottroper Rathaus antrat, die dortige Pressestelle aufzubauen, wollte er eigentlich nur einige Jahre bleiben. Daraus geworden sind drei Jahrzehnte. Und wenn der Bottroper jetzt, mit dem Ende des Monats März, als Stadtsprecher nach 34 Jahren in der Verwaltung offiziell in den Ruhestand tritt, dann kehrt er noch lange nicht dem Rathaus den Rücken. Denn dort beheimatet ist ein Herzensprojekt Pläskens, das er als Ehrenamtler weiter begleiten wird.
Geboren in Bottrop, machte Pläsken sein Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium, das er zu Beginn seiner Zeit auf der Penne noch als reines Jungengymnasium an der Böckenhoffstraße kennenlernte. In Dortmund gehörte er mit zur Gründergeneration des damals neuen Journalistik-Studiengangs, inklusive Volontariatszeiten bei WDR und WAZ.
Prägende Erfahrung als Volontär bei der WAZ Bottrop
Mit seiner Volo-Zeit in der Bottroper Lokalredaktion verbindet Pläsken „einen meiner prägenden Momente“: Die Redaktion saß damals in der Gladbecker Straße, ganz in der Nähe gab es einen inhabergeführten Juwelierladen. Auf dem Rückweg von einem Termin fragten sich Volontär Pläsken und der „legendäre Fotograf“ Wolfgang Wiebold: „Wieso ist denn beim Juwelier die Tür offen?“ Wiebold sei nachschauen gegangen – und habe den Juwelier getötet gefunden.
Nach dem Studium ging Pläsken allerdings nicht zur Zeitung oder zum Radio. Der Bottroper, der sich von seiner Heimatgemeinde Herz-Jesu aus seit seiner Jugend bei den Pfadfindern engagierte, landete über seine Diplomarbeit beim Pfadfinder-Bundesverband in der Pressestelle in Düsseldorf. Im gleichen Haus saßen der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, zu denen Pläsken im Anschluss wechselte. Dort blieb er bis 1990.
Das war nämlich das Jahr, in dem Bottroper auf ihn zugekommen seien mit der Frage: „Könntest du dir das nicht vorstellen: Im Rathaus soll etwas Neues, Professionelles aufgebaut werden.“ Konnte er, der stets in seiner Heimatstadt wohnen geblieben war, sehr gut. „Damals war auch den Parteien schon klar: Wenn so etwas aufgebaut wird, wollen wir das nicht alleine der Verwaltungsspitze überlassen.“ Also habe er bei den Parteien „vorgesungen“, obwohl der Pressesprecher damals ja zum Beispiel noch gar kein Amtsleiter war. Anekdote am Rande: Die DKP habe ihn aufgrund seiner Arbeit bei der Kirche als einzige Partei abgelehnt.
Immer wieder neue Großprojekte hielten Andreas Pläsken in Bottrop
Andreas Pläsken übernahm privat das elterliche Haus „ich habe noch drei Geschwister, die sind auf das Bundesgebiet verteilt“, fing beruflich im Rathaus an. „Ich habe tatsächlich gedacht: Du bleibst da drei, vier Jahre. Du baust da was auf, bringst dich ein – und dann kommt etwas anderes.“ Doch dann kam „ganz ungeplant, aber sehr spannend, dass ich jenseits von Pressearbeit intensiv mit dem Kulturamt zusammengearbeitet habe“. Erfahrung dafür brachte er aus seiner Zeit beim BDKJ mit, wo er an der Organisation großer Kirchentage mitwirkte. Pläsken erinnert unter anderem an die großen Opernproduktionen in Bottrop auf der Halde („Aida“ zur Kulturhauptstadt 2010, „Der fliegende Holländer“ 2016).
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Dazu kam große Projekte in der Stadt, in die er eingebunden gewesen sei, wie die Eröffnung der damaligen Warner Brother Movie World 1996, die Internationale Bauausstellung (IBA) 1990 bis 2000, das 2001 gestartete Alpincenter – „zu der Zeit war ich noch mitverantwortlich für die Stadtmarketinggesellschaft“ –, die Innovation-City-Dekade von 2010 bis 2020. „Da habe ich als Öffentlichkeitsarbeiter an den Projekttischen mitgesessen, das war eine gemeinsame Kraftanstrengung.“
Darüber hinaus hat Pläsken sich im Städtetag engagiert und bezeichnet sich nicht zuletzt ob seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Vorstand des Bottroper Katholikenrates als „den Kirchenreferenten“ für den OB.
Ein besonders bitterer Moment: Amokfahrt in der Silvesternacht 2018
Natürlich kennt Andreas Pläsken auch bittere Momente. Die Silvesternacht 2018, in der ein Amokfahrer unter anderem auf dem Berliner Platz gezielt Menschen angefahren und verletzt hat, zählt dazu. Eigentlich hätte an dem Neujahrsmorgen auf eben diesem Platz unbeschwert ins Jubiläumsjahr „100 Jahre Stadt Bottrop“ gestartet werden sollen.
Oder der Apotheker-Skandal. „Ich hatte als städtischer Öffentlichkeitsarbeiter einige Kontakte mit Peter Stadtmann“, sagt er. So hatte dieser in der Vergangenheit ja zum Beispiel regelmäßig einen viel beachteten Spendenlauf durch die Innenstadt organisiert. 2018 wurde er aufgrund vielfacher Streckung von Krebsmedikamenten zu zwölf Jahren Haft verurteilt. „Man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken“, sagt Andreas Pläsken. Für die professionelle Krisenkommunikation der Stadt gegenüber Medien bundesweit hatte er einen Spezialisten ins Boot geholt, auch um den Blick von außen aufs eigene Tun zu haben, wie Pläsken berichtet.
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Die Corona-Krise inklusive der Kommunikation der Maßnahmen gegenüber Menschen, die darauf teils harsch bis persönlich beleidigend reagiert hätten, „hat uns alle ziemlich an Grenzen gebracht“. Zu den schwierigen Zeiten zählt Pläsken zudem die beiden Korruptionsverdachtsfälle im Rathaus, im Fachbereich Recht und Ordnung sowie in der Ausländerbehörde. „Jeder Fall ist dramatisch“, betont der 65-Jährige, „und das in Bereichen, wo man eine besondere Sauberkeit erwarten kann und sollte.“
Nicht nur als Pressesprecher, sondern auch als Privatmann steht Andreas Pläsken mit Herz für Bottrop ein. Das wird er auch fortführen, etwa als Vorsitzender der Alten Allgemeinen Bürgerschützengesellschaft von 1876. Und eben im Historischen Erlebniszentrum (HEZ), das im Rathaus in der ehemaligen Verwaltungsbibliothek beheimatet ist.
Über Filme und interaktive Angebote wird hier seit 2022 die Geschichte Bottroper Traditionsvereine (wie der Alten Allgemeinen, der Plattdütschen oder der Brieftaubenreisevereinigung) spannend aufbereitet. An der Entstehung hat Pläsken sowohl als Öffentlichkeitsarbeiter der Stadt, die das Rathaus mehr für die Bürger öffnen wollte, als auch als Vereinsvertreter mitgewirkt. Pläsken wurde Vorsitzender des ehrenamtlichen HEZ-Trägervereins. Hier, im Raum Nummer 007 des Rathauses, wird der Bottroper künftig garantiert oft anzutreffen sein. Denn: „Das ist meine Herzensangelegenheit.“