Bottrop. Ob durch Impfungen oder Infektion: Fast jeder Bottroper hat inzwischen einen Grundschutz gegen das Virus. Dennoch gibt es noch Impfempfehlungen.

Die Zahl der Coronainfektionen in Bottrop hat einen markanten Schwellenwert überschritten. 50.207 Infektionen meldet das Robert-Koch-Institut (RKI, Stand Freitag). Die Sieben-Tage-Inzidenz ist mit 38,4 Neuinfektionen die zweithöchste im Ruhrgebiet nach Bochum (41,0). Noch vor gar nicht langer Zeit hätten solche Inzidenzzahlen roten Alarm ausgelöst. Heute sehen Ärzte und die Ständige Impfkommission (Stiko) dahinter gute Nachrichten: Fast jeder Bottroper dürfte inzwischen die sogenannte Basisimmunität haben. Trotzdem gibt es immer noch Impfempfehlungen. Das sind die Gründe.

Auch interessant

Vorab: Die Zahl der an Corona erkrankten Bottroperinnen und Bottroper ist weit größer als die aus der RKI-Statistik. Zwar müssen die Ärzte und Kliniken noch jeden Fall melden, der ihnen bekannt wird. Aber das sind längst nicht mehr alle: Viele, die etwa nach dem Schützen- und Brezelfest im September in Kirchhellen die „Zeltkrankheit“ hatten, sind gar nicht zum Arzt gegangen. Und viele, die sich in diesen Herbsttagen infizieren und sich kaum krank fühlen, machen halt Homeoffice, bis der zweite Teststrich wieder verschwunden ist.

Seit dem 1. Juni im Ruhemodus: die Corona-Warn-App. Der digitale Impfnachweis kann aber weiter genutzt werden.
Seit dem 1. Juni im Ruhemodus: die Corona-Warn-App. Der digitale Impfnachweis kann aber weiter genutzt werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Bottroper Impfquote wird nicht mehr erfasst

Noch viel weniger wissen wir über die Bottroper Impfquote. Sie wird überhaupt nicht mehr gesondert erfasst, weder bei der Stadt noch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), weil die Aussagekraft gegen Null geht. Wenn heute ein Bottroper Apotheker eine Impfung macht, hat er bis Ende Dezember Zeit, das der Krankenkasse zu melden. „In den Arztpraxen läuft die Dokumentation sogar quartalsbezogen“, sagt Dr. Klaus Rembrink, Bezirksstellenleiter der KVWL. Die Impfung von heute landet so im Januar in der RKI-Statistik.

Was halbwegs sicher bekannt ist: In NRW sind 79,5 Prozent der Menschen mit zwei Impfungen grundimmunisiert, 66,1 Prozent haben drei Impfungen. Da in Bottrop die Impfquote immer höher als landesweit war und eine Coronaerkrankung wie eine Impfung als Viruskontakt gilt, sollte fast jeder in Bottrop jene Basisimmunität haben, die die Stiko so beurteilt: „Die Kombination aus Impfung und Infektion verleiht einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen nach SARS-CoV-2-Infektionen, der auf Basis der bisher verfügbaren Untersuchungen mindestens zwölf Monate anhält.“

Das sind die Empfehlungen der Impfkommission

Wer sollte sich jetzt trotzdem eine Auffrischungsimpfung holen? Die Empfehlung der Stiko umfasst „Personen ab 60 Jahren, Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen der Pflege und Personen mit Grundkrankheiten ab dem Alter von sechs Monaten. Für Personen mit einem beruflichen Infektionsrisiko in der medizinischen und pflegenden Versorgung sowie für Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen, bei denen durch Impfung vermutlich keine schützende Immunantwort erzielt werden kann, werden ebenfalls weitere Auffrischimpfungen empfohlen.“

+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier geht es zum Bottrop-Newsletter +++

Dazu kommt eine Liste mit Vorerkrankungen sowie Empfehlungen für Patienten mit Immunschwächen, auch vorübergehenden etwa während Chemotherapien. „In diesen Fällen gilt die Impfempfehlung auch für alle, die im selben Haushalt leben“, sagt Rembrink.

Impfungen setzen in Bottrop Ärzte wie Apotheker. Und wer einen Termin macht, kann sich auch gleich eine Grippeschutzimpfung abholen. „Das geht gut an einem Tag“, sagt Dr. Klaus Rembrink. Mit 15 Euro ist die Coronaimpfung beim Arzt wie in der Apotheke übrigens günstiger als die Grippe-Impfung: Bis 2025 liefert der Bund den Impfstoff gratis.

Lesen Sie weitere Berichte aus Bottrop:

Und das Impfrisiko, also die Gefahr, durch die Impfung einen Gesundheitsschaden zu erleiden? Dieses Risiko gibt es, sagt Rembrink. „Aber echte Impfschäden sind seltener als oft behauptet. In meiner Zeit als Impfzentrumsleiter hatte ich nur einen wirklich schweren Fall.“ Das Paul-Ehrlich-Institut hat im dritten Corona-Jahr 340.282 Verdachtsfallmeldungen seit Beginn der Impfkampagne in Deutschland erfasst und sie mit den weltweiten Studien zur Impfstoffsicherheit abgeglichen. Ein Ergebnis: Die Quote der allergischen Schocks nach der Impfung liegt nicht höher als bei anderen Impfungen. Ein zweites: Die Quote der „Verdachtsfälle von schwerwiegenden Nebenwirkungen pro 1000 Impfungen“ liegt je nach Medikament zwischen 0,05 und 1,20.