Bottrop. Jeder am Bottroper Nordring kennt die Trinkhalle Tesch. Betreiber-Ehepaar Uwe und Rosi war seit Jahren nicht im Urlaub: „Es fehlt Zeit und Geld.“

Der Verkaufsschalter liegt ein bisschen versteckt, man muss eine schmale kleine Treppe hinaufgehen, aber ein buntes Blinklicht im Schaufenster signalisiert die Öffnungszeit und hier am Nordring kennt sowieso jeder die Trinkhalle Tesch, die seit 2005 von Roswitha (Rosi) und Uwe Tesch betrieben wird. Rosi hat für den Vorbesitzer einen Eiswagen gefahren und dann zusammen mit ihrem Mann, einem gelernten Kaufmann, die Chance genutzt durch „alle Höhen und Tiefen“. Ein paar Jahre später haben sie das Gebäude gekauft: „Wir arbeiten nicht zu Hause, wir wohnen jetzt auf der Arbeit.“

Die Werbeaufschrift „Discount Trinkhalle“ haben sie vom Vorbesitzer übernommen, schließlich bedeute Discount „ein großes Warensortiment bei günstigen Preisen“. Im Sortiment sind Tabakwaren in allen Varianten: „Das ist das erste, was die Leute früh am Morgen wollen.“ Dazu kommen Zeitschriften, Getränke, mehr als 200 Sorten Süßigkeiten und kleine Spielwaren, als Angebot hängen im Vorraum Mützen und WC-Steine.

Bottroper Trinkhalle: „Alles, was man früher im Tante-Emma-Laden kriegte“

Eine Auswahl verpackter Lebensmitteln und Hygieneartikel wird ebenfalls angeboten: „Alles, was man früher im Tante-Emma-Laden kriegte, bekommt man heute bei Rosi und Uwe.“ Hier schenkt man den Kindern auch noch Lollies, „so wie wir ihn früher auch bekommen haben“. Manche Hunde stoppen beim Spaziergang oder kommen alleine hoch, um sich ihr „Leckerchen“ abzuholen.

Fürs Frühstück gibt es belegte Brötchen, Frikadellen und den Kaffee in Selbstbedienung im Flur vor dem Verkaufsschalter, „ das erleichtert die Arbeit, jeder will den Kaffee ja anders“.

Büdchen-Serie

Der Kiosk ist Anlaufstelle für langjährige Stammkunden, die auch gern zum Informationsaustausch kommen: „Wenn hier irgendwo etwas passiert, wissen wir das zuerst!“ Manche Gespräche beginnen mit „Haste schon gehört…?“ An fast jedem Morgen trifft sich die „Rentnerbande“ zum Kaffee-Trinken und Quatschen vor dem Kiosk.

16 Stunden geöffnet: Möglich dank zwei zuverlässiger Mitarbeiter

Lauf- und Fahrkundschaft gibt es an der belebten Verbindung zwischen Eigen und Batenbrock selbstverständlich auch. Besonders im Sommer halten viele Radfahrer, die den nahegelegenen Uferweg zwischen Bottrop und Gladbeck benutzen, für eine Erfrischung an. Manchmal treffen große Wandergruppen ein. „Dann wollen plötzlich 30 Leute ein Eis haben.“

Bei 16 Stunden Öffnungszeit kann die Arbeit durch die Bottroper nicht allein bewältigt werden, zwei zuverlässige Mitarbeiter sind schon seit Jahren dabei. Vor Corona waren es sieben Mitarbeiter bei zwei Stunden mehr Öffnungszeit, aber Corona sei ein Einschnitt, eine „schlimme Zeit“ gewesen, alles sei zurückgegangen. Das Kaufverhalten habe sich seitdem insgesamt verändert, hat Uwe Tesch auch im Austausch mit anderen Kioskbetreibern festgestellt.

Seit langer Zeit kein Urlaub: „Es fehlt Zeit und Geld“

Urlaub hat das Ehepaar seit langer Zeit nicht gemacht: „Es fehlt Zeit und Geld.“ Vor ein paar Jahren wollten sie für eine ein paar Tage wegfahren, wurden aber schon am ersten Tag zurückgerufen, weil die Vertretung überfallen wurde: „Da gab es dann keinen Urlaub mehr.“

Ärgerlich sind die gesprühten Schmiererei an der Wand und den Rollladen, die sich nur mühsam entfernen lassen: „Das geht kaum ab.“ Zudem sind die Graffiti nach kurzer Zeit wieder da, die Familie Tesch hat resigniert. „ Da muss man mit leben.“

Discount Trinkhalle Tesch, Nordring 114 a. Öffnungszeiten: Werktags 6- 22 Uhr, samstags 8-22 Uhr, sonntags 9 – 22 Uhr