Bottrop. Gerd Hofmann hatte genug von aggressiven Fahrgästen: Mit seiner Frau Bianca hat der Bottroper den Kiosk am Heidenheck übernommen.

17 Jahre lang war die Trinkhalle Siebert an der Osterfelder Straße eine Institution im Stadtteil. Ende 2022 übernahmen Bianca und Gerd Hofmann das Traditionsbüdchen und benannten es nach der Renovierung in „Kiosk am Heidenheck“ um. Gerd Hofmann war lange Jahre Reise- und Linienbusfahrer. Es sei Zeit für eine Veränderung gewesen, er habe zuviel Stress und Aggressivität auf den Straßen und in den Bussen erlebt, sagt Hofmann: „Vor allem der Linienverkehr war nicht meine Welt.“ Als sich die Gelegenheit ergab, den Kiosk mit dem Vorraum zu übernehmen „haben wir nur kurz überlegt und dann entschlossen zugegriffen.“

Inzwischen sei man etabliert, der Kiosk werde „sehr gut angenommen, wir wissen inzwischen von vielen Stammkunden, was sie wollen, wenn sie herein kommen.“ Kinder bekommen oft mehr Süßes für ihr Kleingeld, Hunde erwarten ihr gewohntes Leckerchen. Manchmal rufen Kollegen aus dem alten Arbeitsumfeld von unterwegs an: „Bring mal Kaffee raus, ich bin in 5 Minuten da.“ Wenn dann der Bus kurz anhält, steht Hofmann bereits an der Straße, der Kollege zahlt später.

Kiosk am Heidenheck bietet Bottroper Bier an

Neben dem üblichen Sortiment an Tabakwaren, Getränken, Zeitschriften und Süßigkeiten gibt es auch ein kleines Angebot an Lebensmitteln wie Kaffee oder Zucker und gelegentlich wird sonntags auch mal etwas Waschpulver nachgefragt. Für Lokalkolorit sorgen neben der Fensterdekoration mit Silhouetten der Bottroper Wahrzeichen auch der Blütenhonig vom Imker aus Vonderort und das Bottroper Bier, das von Stammkunden gut nachgefragt wird.

Der Brötchenservice soll beibehalten werden, vor allem am Sonntag, aber belegte Brötchen werden wohl auf Dauer nicht mehr im Angebot sein: „Meist müssen wir Wurst und Käse selbst essen.“ Das gilt auch für die warme Bockwurst, „die kommt dir irgendwann aus den Ohren raus“. Vieles ist kundenorientiert, wie die Pinnwand für Mitteilungen und Angebote von Kunden oder das Schild „Tschüss“ in mehreren Sprachen, schließlich gehören Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zu den Stammkunden wie Taxifahrer beim Kaffee to go.

Bottroper Kiosk ist 15 Stunden täglich geöffnet

Bislang bewältigt das Ehepaar die täglichen 15 Stunden Öffnungszeit zusammen mit einer Teilzeitangestellten, gelegentlich hilft auch ein Sohn aus, aber es gibt Überlegungen, in den sehr ruhigen Abendstunden etwas früher Feierabend zu machen. Ein Schild weist darauf hin, dass der Kiosk alarmgeschützt ist, außerdem ist die Bude so mit Kameras bestückt, dass jeder Winkel erfasst wird. „Das muss man leider heute so machen“, bedauert Hofmann die notwendige Maßnahme.

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Das einjährige Jubiläum wurde im November 2023 mit einer Jubiläumstombola für den guten Zweck mit Sachspenden der Lieferanten und selbst gepackten Überraschungstüten gebührend gefeiert. Obwohl die Veranstaltung wetterbedingt etwas „ins Wasser gefallen ist“, wurden alle Lose verkauft und die Einnahmen dem Bottroper Hospiz übergeben. In der Spardose auf der Theke wird weiter eifrig fürs Hospiz gesammelt.

„Vor allem der Linienverkehr war nicht meine Welt.“ Gerd Hofmann hat sich vom Busfahren verabschiedet und zusammen mit seiner Frau den Kiosk am Heidenheck übernommen.
„Vor allem der Linienverkehr war nicht meine Welt.“ Gerd Hofmann hat sich vom Busfahren verabschiedet und zusammen mit seiner Frau den Kiosk am Heidenheck übernommen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Für die wärmeren Tage wollen die Hofmanns noch „etwas draußen machen“ und Tische und Stühle für eine kleine Pause anbieten. Wie viele Büdchen ist auch der Kiosk am Heidenheck ein stark frequentierter Hermes PaketShop, wenn bekannte Großfirmen besondere Rabatte anbieten. Gerd Hofmann registriert das verstärkte Online-Geschäft, „weil ja wohl hier vor Ort immer weniger angeboten wird“.

Kiosk am Heidenheck, Osterfelder Straße 97a, Öffnungszeiten: täglich von 6 bis 21 Uhr, am Wochenende von 8 bis 21 Uhr.