Bottrop. Jenna Kelm (38) ist der Trinkhallen-Tradition verbunden. Sie betreibt zwei Büdchen in Bottrop – mit einigen Besonderheiten.
Wer die Lindhorststraße hoch- oder herunterfährt, kommt unweigerlich am Büdchen von Jenna Kelm vorbei. Die Fuhlenbrockerin hat den Traditionskiosk vor fast drei Jahren übernommen und sich damit einen Kindheitswunsch erfüllt: „Ich war schon als Kind hier an der Trinkhalle.“
Die gelernte Software-Entwicklerin und spätere Fachangestellte für Bäderbetriebe hat im Nebenjob beim Vorbesitzer einige Jahre gearbeitet und dann die Rollen getauscht, der Vorbesitzer arbeitet jetzt bei ihr aushilfsweise. Sie habe schnell gemerkt: „Das ist es, ich gehe hier gerne zur Arbeit, ich bin immer gerne hier“, erklärt die 38-Jährige ihren Entschluss. Lange Arbeitstage und manchmal schwer Schleppen gehören dazu: „Das macht keiner, weil er schnell Geld braucht.“ Weil inzwischen ein zweiter Kiosk an der Vienkenstraße im Eigen dazugekommen ist, sind auch 13-Stunden-Schichten keine Seltenheit: „Ich bin die, die immer da ist.“
„Anne Bude“: Bottroperin ist der Trinkhallen-Tradition verbunden
Im Ruhrgebiet gehören Büdchen, Trinkhallen und Kioske in ihrer Vielfalt fest zur Kultur des Ruhrpotts, sind gewohnte Anlaufstellen für alle, die schnell etwas brauchen. Wir stellen in loser Folge einige der Bottroper Büdchen vor. Jenna Kelm fühlt sich der Trinkhallen-Tradition verbunden, bei ihr kommen die Leute noch „anne Bude“, da muss auch mal Zeit für ein Schwätzchen sein.
Eine kleine Anekdote beschreibe ihre Arbeitsweise und Motivation recht gut, eine Kundin an der Vienkenstraße habe sie gefragt: „Sie sind doch die Lustige von der Lindhorststraße?“ Die Beschreibung passe, weil sie meistens gute Laune und „immer einen blöden Spruch auf Lager habe“. Es gibt an beiden Standorten viel Stammkundschaft, an der belebten Lindhorststraße kommen Kunden durch den Durchgangsverkehr dazu, auch schon mal in der zweiten Reihe und nicht immer zur Freude der Parkplatzsuchenden.
Besonderer Wodka für 50 Euro an der Trinkhalle
An der Bude gibt es selbstverständlich das übliche Sortiment mit Rauchwaren, Zeitschriften, Getränken, Süßigkeiten und Eis, der Service bietet auch belegte Brötchen, heiße Frikadellen und Fleischwurst an. Etwas überraschend ist Wein in allen Farben und Geschmacksrichtungen der Verkaufsschlager: „Jeder, der mal probiert hat, kommt wieder. So ist das halt im Fuhlenbrock, es spricht sich rum.“ Als Extra bietet Frau Kelm jetzt den besonderen Vodka Witucki aus Polen an, der dann auch stolze 50 Euro pro Flasche kostet. Der Hermes Paketshop ergänzt das Serviceangebot.
Am Standort Vienkenstraße werden auch verpackte Lebensmittel angeboten „wie das früher so war: Wenn sonntags mal was fehlte, holte man es an der Bude.“ Der Renner sei der Verkauf frischer Eier vom Bauernhof, eigentlich sei man dort ein „Eierladen“.
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Bottroper Büdchen-Besitzerin nimmt am Tag der Trinkhallen teil
Ein Problem mit Mitarbeitern gibt es glücklicherweise nicht: „Ich habe jetzt ein tolles Team zusammen, aber es war schon eine Bastelei, bis wir uns richtig gefunden haben.“ Mitarbeiterin Ellen bestätigt das gute Betriebsklima: „Hier macht es Spaß zu arbeiten, ich bin sehr zufrieden.“ Jenna Kelm ist häufig auf TikTok aktiv und lässt andere Menschen an ihrem Leben als „Die Klümpchentante“ teilnehmen.
Für den „Tag der Trinkhalle“ will sich die Budenbesitzerin aus Leidenschaft bewerben, verschiedene Ideen sind vorhanden, zwar noch nicht spruchreif, aber: „Auf jeden Fall gibt es einen Grill und gezapftes Bier.“
Trinkhalle Kelm: Lindhorststr. 181; Kelm die 2te, Vienkenstr. 41 a. Beide Buden sind geöffnet wochentags von 7 bis 18 Uhr, samstags 9 bis 16 Uhr, sonntags 9.30 bis 18 Uhr