Bottrop. In Bottrop-Eigen nimmt ein umstrittenes Wohnprojekt mit 93 Einheiten wieder Fahrt auf. Anwohner hatten sich schon vor Jahren dagegen gewehrt.

Die ersten Planungen begannen schon von fast fünf Jahren: An der Tourcoingstraße in Bottrop-Eigen sollen 93 Wohneinheiten in Form von neun Reihenhäusern, 42 Doppelhaushälften, 2 frei stehenden Häusern sowie vier Mehrfamilienhäusern entstehen. Anwohner haben sich 2019 dagegen massiv gewehrt. Nun konkretisieren sich die Planungen.

Laut den in Auftrag gegebenen Gutachten und Untersuchungen, die nun vorliegen, könne ein „Wohngebiet ohne wesentliche Beeinträchtigung von Umweltbelangen gebaut werden“. In einer Informationsveranstaltung wollen Stadt und der Projektentwickler Bonava aus Brandenburg den Stand der Planungen präsentieren.

Neue Wohnbebauung in Bottrop-Eigen: Widerstand der Anwohner

Nicht unwahrscheinlich, dass sie dabei auf Widerstand stoßen werden. Anfang 2019 hatte sich bereits Protest formiert. Anwohner aus dem Umfeld fürchten um ihre Lebensqualität. Schließlich handelt es sich bei dem zu bebauenden Gelände um einen Acker, eine Frischluftschneise direkt vor der Tür der Anwohner der Tourcoingstraße. Zudem erwarten sie Durchgangsverkehr in der aktuell ruhigen Sackgasse.

Die DKP hatte damals eine Unterschriftenaktion koordiniert. 997 Personen haben unterschrieben und somit gegen das geplante Bauprojekt protestiert. 270 Unterschriften stammten laut Stadt von betroffenen Personen aus dem direkten Umfeld.

In der Zusammenfassung der Gutachten, die kürzlich der Bezirksvertretung Mitte vorgestellt wurden, geht man davon aus, „dass alle untersuchten Knotenpunkte in der Lage sind, die zukünftigen Verkehrsbelastungen ohne Probleme abzuwickeln“. Das Bauvorhaben werde „die allgemeine Verkehrssituation und die Wohnqualität im Ortsteil nicht spürbar beeinträchtigen“.

Naturschutz: Grünland als Ausgleichsfläche für Wohnbebauung

Grundsätzlich sei das Plangebiet von Verkehrslärm der nördlich gelegenen Autobahnen belastet. Um den Innenraum vor eben diesem zu schützen, sind passive Schallschutzmaßnahmen festgesetzt worden. Laut Klimagutachten werde das vorgesehene Bebauungskonzept „keine relevanten Veränderungen in der Kaltluftversorgung und -dynamik im Bereich der angrenzenden Wohnsiedlungen“ hervorrufen. Alle Dachflächen sollen begrünt werden und eine „offene Regenwasserableitung/-rückhaltung in Form einer naturnah gestalteten Rasenmulde“ müsse realisiert werden.

Um die durch die Bebauung entstehenden Eingriffe in die Natur und Landwirtschaft zu kompensieren, wird vorgeschlagen, intensiv genutzten Ackerflächen in extensiv genutztes Grünland umzuwandeln. Dazu soll im Bebauungsplan eine 7000 Quadratmeter große Fläche westlich des Wohngebiets als Ausgleichsfläche festgesetzt werden.

Bonava will auch die ehemalige Kiesgrube am Südring entwickeln

Bis die ersten Bagger an der Tourcoingstraße anrollen könnten, wird es aber noch eine Weile dauern. Zunächst müssen die politischen Gremien über die öffentliche Auslegung des Planungsentwurfs entscheiden. Während der öffentlichen Auslegung haben Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Diese werden wiederum dem Rat zur Abwägung und Entscheidung vorgelegt.

Das Projekt an der Tourcoingstraße ist übrigens nicht das einzige des Bauträgers Bonava in Bottrop. Die brandenburgische Firma will auch die ehemalige Kiesgrube am Südring entwickeln und bebauen. Auch hier hatte es massiven Widerspruch gegeben, Sorge vor Versiegelung einer wichtigen Frischluftschneise der Stadt.

Bonava hatte daraufhin die Pläne umfangreich überarbeitet und an den städtischen Klima-Richtlinien orientiert. 151 Wohneinheiten sollen auf der Fläche entstehen mit begrünten Dächern, Photovoltaikanlagen und Geothermie. Christian Köhn, Sprecher der Bonava, hatte vor einem Jahr zu den Plänen gesagt: „Wir setzen jetzt klar den Fokus auf Nachhaltigkeit.“