Bottrop. Die Kangal-Hündin Kara drohte für lange Zeit im Tierheim zu bleiben. Derartige Hunde sind sehr schwer zu vermitteln. Dann das glückliche Ende.

Schöne Nachricht aus dem Jahr 2023: Das Schicksal meint es jetzt gut mit Kara. Am Niederrhein hat sie ein neues Herrchen und Frauchen gefunden. Das Tierheim Bottrop konnte die Kangal-Hündin vermitteln – normalerweise alles andere als eine leichte Aufgabe.

Kangals sind Herdenschutzhunde und werden auch als Wachhunde eingesetzt. Gewöhnlich fristen sie ein trauriges Dasein auf irgendwelchen Schrottplätzen, wo sie aufpassen, dass niemand Unbefugtes das Gelände betritt.

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Die Folge: wenig Auslauf, meistens abends aktiv, kaum Kontakt zu Menschen oder anderen Vierbeinern. „Dabei sind Kangals liebe Tiere, die einen Bezug zu Menschen brauchen und auch suchen“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann, Vorsitzende der Bottroper Tierfreunde.

Im Januar dieses Jahres wurde Kara gefunden. Unglaublich, aber wahr, sie lief im Stadtgarten frei herum. Sie hatte einen Chip, war aber von dem im Register eingetragenen Besitzer weitergegeben worden. Eine Ummeldung auf den neuen Besitzer war nicht erfolgt.

Es ist wie ein kleiner Lottogewinn für uns.
Hildegard Frank-Tüllmann, Vorsitzende der Bottroper Tierfreunde

Kara fiel einem Parkbesucher auf. Ihm gegenüber zeigte sie jene Eigenschaften, die sie noch heute auszeichnet. „Kara ist keine Einzelgängerin, sie mag Menschen“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann. Kara findet Zutrauen zum Parkbesucher, der sie schließlich ins Tierheim bringt.

Kangalhündin Kara lebt jetzt am Niederrhein. Zusammen mit einer Schafherde, die sie bewacht. Schnell angefreundet hat sie sich mit Schaf Rosi.
Kangalhündin Kara lebt jetzt am Niederrhein. Zusammen mit einer Schafherde, die sie bewacht. Schnell angefreundet hat sie sich mit Schaf Rosi. © Tierheim Bottrop | Tierheim Bottrop

Die Tierfreunde warten einige Zeit, ob sich ihr Besitzer oder ihre Besitzerin nicht vielleicht doch noch meldet. Veröffentlichen unter anderem im Internet einen Aufruf. Vergeblich. Niemand will Kara kennen. Letztlich wird sie zur Vermittlung freigegeben. Das klingt leichter gesagt als getan.

Kangals in Tierheimen: Vermittlung fast ein Ding der Unmöglichkeit

Die Vermittlung dieser Hunderasse ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Drei Kangals (Fly, Muro und Mister T) leben zurzeit im Bottroper Tierheim. Allesamt schon mehrere Jahre. Die Hoffnung, dass sie jemals ein neues Zuhause finden werden, ist gering.

Kangals sind keine Hunde für ein Leben in der Stadt. Ihr neues Zuhause müsste ländlich liegen. Sie haben eine hohe Lebenserwartung und können bis zu zwölf Jahre alt werden. Zudem benötigen deren Besitzer viel körperliche Kraft. „Es sind sehr, sehr kräftige Hunde“, sagt Silke Hankamer vom Vorstand des Tierheims. Und: Die Tiere können zwischen 50 und 60 Kilogramm wiegen.

Kara fühlt sich wohl. Von Januar bis September lebte sie im Bottroper Tierheim und hat seitdem ein neues Zuhause bei einer Familie am Niederrhein gefunden.
Kara fühlt sich wohl. Von Januar bis September lebte sie im Bottroper Tierheim und hat seitdem ein neues Zuhause bei einer Familie am Niederrhein gefunden. © Tierheim Bottrop | Tierheim Bottrop

In einem Tierheim können Kangals ihre Aufgaben, das Bewachen und Beschützen, nicht ausleben. Letztlich klopft aber doch das Glück an. Ein Ehepaar aus Bedburg-Hau (Niederrhein) entdeckt Kara auf der Internetseite der Bottroper Tierfreunde. Das war im September.

Beide haben bereits einen Hund, eine Collie-Dame, und zudem eine Schafherde. „Wir sind nach Bottrop gefahren, um zu schauen, ob sich die Hunde überhaupt miteinander vertragen“, sagt die neue Kara-Besitzerin. Ihren Namen möchte sie nicht nennen.

Bottroper Tierheim: Acht Wochen Probezeit zwischen Kara und den neuen Besitzern

Schon früh wird klar: Beide Hunde können miteinander. Acht Wochen Probezeit, normal sind eher vier Wochen, verbringen die neuen Besitzer gemeinsam die Zeit in Bedburg-Hau mit Kara, um sich aneinander zu gewöhnen. Man tauscht sich währenddessen regelmäßig mit den Tiertrainern im Tierheim aus. Weil der Umgang mit Kangals nicht der einfachste ist, dauert die Probezeit länger.

Aber wird Kara auch ihrer Rolle als Beschützerin der Schafherde gerecht? Zunächst freundet sie sich mit Schaf Rosi an. Die Familie hat es als Flaschenlamm aufgezogen. „Rosi ist total cool“, sagt die Kara-Besitzerin. Schaf und Kangal sind schnell die besten Freunde. Berührungsängste? Fehlanzeige.

Rosi leistet die Vorarbeit. Nun darf sich Kara bald um die gesamte Herde kümmern und außerdem das weitläufige Gelände bewachen. „Kara ist wirklich lieb, total sozial, kann mit Kindern und auch mit anderen Hunden“, sagt ihre Besitzerin. „Wir haben es versucht, gewagt und gewonnen. Kara bereichert unser Leben.“

Letzten Endes sind alle glücklich. Kara, die neuen Besitzer und das Tierheim. „Es ist wie ein kleiner Lottogewinn für uns“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann. Morgens glaubt man noch, dass die Kangals eigentlich so gut wie nie vermittelt werden. Und am Nachmittag steht plötzlich ein Interessent vor der Tür. Die Vorsitzende der Bottroper Tierfreunde: „Unser schönster Lohn ist, wenn die Tiere ein gutes Zuhause bekommen.“

Kontakt, Öffnungszeiten und Konten des Bottroper Tierheims

Das Tierheim Bottrop ist auf Spenden angewiesen: Stadtsparkasse Bottrop, IBAN: DE25 4245 1220 0001 0066 00. Volksbank, IBAN: DE86 4246 1435 5200 2083 00.

Öffnungszeiten des Tierheims (Wilhelm-Tell-Straße 65): Montag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr. Donnerstag, Sonntag und an Feiertagen ist das Tierheim für Besucher geschlossen. Kontakt: 02041 93848, www.tierheim-bottrop.de