Bottrop. Manche Hunde leben seit Jahren im Bottroper Tierheim. Die Tierfreunde geben die Hoffnung nicht auf, für sie ein neues Zuhause zu finden.
Helga ist begeistert, als Tierheim-Mitarbeiterin Sabrina Tiemann sie an der Leine aus dem Haus ins Freie führt. Gerade acht Monate alt, sprüht das junge Staffordshire-Terrier-Weibchen nur so vor Energie. „Sie ist ganz lieb, aber eben sehr temperamentvoll“, sagt Hildegard Tüllmann, Vorsitzende des Vereins Tierfreunde Bottrop e.V.
Helga springt überall hoch, begrüßt jeden vorbeikommenden Menschen freudig und würde sich wohl am liebsten von der Leine reißen. Seit vier Monaten lebt sie nun schon hier. Wie viele noch hinzukommen werden, weiß aktuell niemand. Denn Helga zählt zu den insgesamt rund zehn schwer vermittelbaren Hunden, die ein neues Zuhause suchen.
Bottrop: Helga und Enzo warten schon lange auf neue Besitzer
Doch auf ihren neuen Besitzer warten Hürden. Die stürmische Helga ist ein Anlagehund, muss also unter bestimmten Voraussetzungen gehalten werden. Da sie sehr hoch springen kann, muss ihr heimisches Grundstück etwa einen mindestens 1,80 Meter hohen Zaun haben. „Helga braucht sehr, sehr viel Zeit. Sie muss ausgelastet werden und noch viel lernen. Da wäre die Zusammenarbeit mit einer Hundeschule sinnvoll“, sagt Tüllmann.
Auch Enzo lebt aktuell im Bottroper Tierheim. So respekteinflößend die schwarze Dogge ist, so lieb sei sie zu Menschen, betont Tüllmann. „Allerdings geht Enzo manchmal kleine Hunde an. Er ist unheimlich kräftig, weshalb ein neuer Besitzer ebenfalls kräftiger sein sollte.“ Mit rund 70 Zentimetern Höhe ist Enzo ein echtes Kraftpaket, das sich auf Fotos aber gekonnt in Szene zu setzen weiß.
Zur Vorsicht trägt Enzo aktuell einen Maulkorb, wenn er im Tierheim unterwegs ist. „Er ist etwas komplizierter. Vielen Menschen liegt das eben nicht. Ihn zu vermitteln, käme einem kleinen Lottogewinn gleich“, sagt Tüllmann. Sie gebe die Hoffnung aber nicht auf. Dass sie mit Herzblut dabei ist, ist in jedem Satz zu spüren. Allein während unseres Gespräches umstreifen uns ständig drei kleine Hunde, die gestreichelt und gefüttert werden wollen. Und Tüllmann nimmt sich die Zeit – für jeden einzelnen.
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Sie wollen helfen? Das Bottroper Tierheim bietet für unvermittelbare Hunde stille Patenschaften an. Paten können pro Monat einen beliebigen Betrag spenden und erhalten eine Spendenbescheinigung.
Bottroper Tierheim vermittelt pro Jahr und 500 Hunde
Zwei habe sie von zu Hause mitgebracht, wobei der Platz im Tierheim knapp sei. „Im Zweifel gehen die Tierheimhunde natürlich vor. Aktuell sind wir ziemlich voll und können noch ein paar Tiere aufnehmen“, sagt Tüllmann. Umgekehrt würden rund 500 Hunde das Tierheim pro Jahr verlassen und an neue Besitzer übergeben werden. „Grundsätzlich vermitteln wir eher in der Umgebung, da die Menschen zunächst etliche Male vorbeikommen und sich mit dem Tier beschäftigen sollen. Zudem besuchen wir die Tiere häufig noch einmal in ihrem neuen Zuhause.“
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So wie etwa Kangal Kecko. Er ist bislang der letzte schwer vermittelbare Hund, der aus Bottrop neue Besitzer gefunden hat. Kecko lebt seit dem vergangenen Jahr im Rhein-Sieg-Kreis. „Ich bin seit 35 Jahren hier. In dieser Zeit ist das der erste Kangal, den wir so toll vermitteln konnten. Wir stehen mit den neuen Besitzern immernoch in Kontakt und bekommen regelmäßig Bilder“, schwärmt Tüllmann. Ein Happy End, auf das Helga, Enzo, Zeus und einige andere Hunde noch warten. Doch weder Tüllmann noch die Tiere geben die Hoffnung auf.