Bottrop. Ringen um Gloria: Der Kreis Wesel hat die Problemwölfin zum Abschuss freigegeben, das Verwaltungsgericht hat die Freigabe vorläufig gestoppt.
Der Kreis Wesel hat die Wölfin „Gloria“ am Mittwoch grundsätzlich zum Abschuss freigegeben. Allerdings wurde Donnerstagabend bekannt, dass diese Freigabe zumindest vorläufig einkassiert worden ist. Die Problemwölfin darf bis zu einer Entscheidung über die Eilanträge der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe und der Umweltorganisation BUND NRW nicht abgeschossen werden.
Das hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf verfügt, meldete dpa. Über die Eilanträge solle demnach in der kommenden Woche entschieden werden.
Falls der Abschuss rechtens ist: Wer übernimmt den Auftrag?
Sollte am Ende die Entscheidung fallen, dass der Abschuss von Gloria rechtens ist, wird sich die Frage stellen: Wer soll den Auftrag übernehmen? Die Kreisjägerschaft Wesel hat schon angekündigt: Von uns wird das niemand machen. Auch Jens Hapke, Sprecher der RVR-Tocher Ruhr Grün, die den Großteil der Kirchheller Heide bewirtschaftet, sagt klar: „RVR Ruhr Grün wird Gloria nicht bejagen.“
Frage ans Umweltministerium: Wer soll es dann machen? Antwort des Umweltministeriums: „Aus Gründen der Anonymität können zu diesen Personen keine Angaben gemacht werden“, sagt Ministeriumssprecher Malte Wetzel. Aus gutem Grund: Auch die Bottroper Jäger fürchten Anfeindungen, wenn es zum Abschuss kommt. Für den Bottroper Naturschutzbund Nabu ist die Genehmigung aus Wesel der Ausdruck eines Scheiterns: „Soweit hätte es nicht kommen müssen, wenn mehr Tierhaltende der Verantwortung zum Schutz ihrer Tiere durch empfohlene Herdenschutzmaßnahmen nachgekommen wären“, sagt der Vorsitzende Rolf Fricke.
Der Kreis Wesel hatte am Mittwochnachmittag die Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von Wölfin „Gloria“ erteilt. Grundlage für diese Genehmigung waren vier nachgewiesene Fälle, dass die Wölfin bei Nutztierrissen einen 1,20 Meter hohen Herdenschutzzaun überwunden hat.
Diese Serie hatte am 2. September auf einer Weide in Kirchhellen begonnen und hatte sich fortgesetzt in Schermbeck am 20., 21. und 24. Oktober. Ministeriumssprecher Malte Wetzel: „In diesem Einzelfall wird eine entsprechende Ausnahme zur Entnahme erteilt, da diesem Individuum eine Vielzahl von Rissen unter Überwindung des zumutbaren Herdenschutzes zugeordnet werden kann.“ Allerdings bleibt jetzt eben noch die Entscheidung des Verwaltungsgerichts zu den Eilanträgen, die den Abschuss von Gloria verhindern wollen, abzuwarten.
In Kirchhellen darf niemand Jagd machen auf Gloria
Fest steht so oder so: In Kirchhellen darf niemand Jagd auf Gloria machen. Der Kreis hat das Jagdgebiet begrenzt auf Flächen nördlich der Lippe in Hünxe und Schermbeck. Und der Jäger müsste nicht ausschließlich Gloria schießen. Die - vorläufig ausgesetzte - Genehmigung gilt für „einen Wolf“. Sollte sich durch DNA-Nachweise herausstellen, dass der Jäger nicht Gloria erlegt hat, „darf ein weiterer Wolf zielgerichtet getötet werden“, heißt es in der Verfügung des Kreises. Hintergrund: Innerhalb des ausgewiesenen Jagdgebietes vermutet das Landesumweltamt zwei Wölfe, neben Gloria noch einen Rüden mit der Kennung GW 36156m.
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Selbst wenn beide Wölfe geschossen werden sollten, sei der Bestand des Wolfsrudels nicht gefährdet, sagen Umweltministerium und Landesumweltamt: Es habe „in den vergangenen Jahren Nachweise von Zuzug aus anderen Territorien sowohl durch männliche als auch durch weibliche Tiere gegeben. Dieser Zuzug ist auch zukünftig zu erwarten.“
Das sehen die Naturschutzverbände (Nabu) im Wolfsgebiet natürlich ganz anders. Die Nabu-Vorsitzenden aus Bottrop, Borken und Wesel nennen die Abschussgenehmigung einen schweren Fehler. Martin Frenk vom NABU Borken: „Denn Wölfe gibt es jetzt einige in Deutschland. Auch bei uns werden sie weiterhin leben. Passiert in der Region nichts im Herdenschutz, geht der ganze Zirkus von vorne los. Wölfe lernen an mangelhaften Zäunen und werden getötet. Das darf sich nicht wiederholen!“
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Nach Ansicht der Nabus bleibt ein guter Herdenschutz das wirksamste Mittel gegen Nutztierrisse, sagt Rolf Fricke von Bottroper Nabu. „Die meisten Profi-Schäfer der Gegend wissen sich gut gegen Wolfsübergriffe zu wehren, sie hatten lange keine Verluste mehr. Aber wo sind die Programme, die vor allem Kleinstbetrieben und Hobbyhaltenden, deren unzureichenden Herdenschutz die Wölfe aktuell meistens überwinden, jetzt helfen und sie aktivieren?“