Bottrop. Drei Bottroper Kirchen werden in nächster Zeit geschlossen. Wie können sie erhalten werden? Ein Denkmalschützer erklärt die Bedingungen.

Denkmalschutz gegen Abrisshammer: Das ist wahrscheinlich der größte denkbare Gegensatz. Manche Stadt – sicher auch Bottrop – sähe heute auf jeden Fall anders aus, hätte es bereits vor 60 oder 70 Jahren ein stärkeres Empfinden für das gegeben, was stadtbildprägend, historisch bedeutsam oder aus künstlerischer oder handwerklicher Sicht erhaltenswert ist. Zwischen „kann weg“ oder „muss bleiben“ gibt es dazu noch unendliche viele Grauzonen und gegensätzliche Meinungen.

Zuletzt zeigte sich das beim alten Bergrevieramt von 1927 an der Moltkestraße, das einige schon zum Abriss für die geplante – und nun ad acta gelegte – Rathauserweiterung freigegeben sahen. Seit zwei Jahren steht der Bau von Albert Lange auf der Denkmalliste der Stadt. Vom historischen Wegekreuz, über Wohn- oder Geschäftshäuser bis zur riesigen Kirche stehen über 100 geschützte Bauten inzwischen auf dieser Liste. Segen oder Fluch für die Eigentümer: Auch da kommt es auf die Sichtweise und oft auch die finanziellen Möglichkeiten an.

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Als einen Glücksfall für die Stadt aber auch die Denkmalschützer nennt Thorsten Kastrup die Umnutzung und den Erhalt der Kulturkirche Heilig Kreuz. Für vier große stadtbildprägende und ebenfalls bereits unter Schutz stehende Kirchen sieht Ansprechpartner von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt bislang noch keine Perspektive einer neuen Nutzung. „Angesichts der Größe, Qualität und Bedeutung für das Stadtbild wäre der Erhalt dieser Bauten sicher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Konzepte müssten entwickelt werden“, sagt Thorsten Kastrup.

Eine zweite Kulturkirche wird es wohl in Bottrop nicht geben

Fest steht: „Man muss ein Baudenkmal erhalten, vor Schaden bewahren. Man kann nicht einfach einen Zaun darum ziehen und dann nichts tun, das sieht das Denkmalschutzgesetz nicht vor“, so Kastrup. Bei den Kirchen sei immer noch Kontrolle da, das sehe man zum Beispiel an Liebfrauen, wo immer wieder Arbeiten stattfinden, aber bleibt das auch so oder lässt man einfach am Ende nur die Hülle stehen? Eine schwierige Gratwanderung, findet auch der Denkmalschützer. Er weiß auch: „Eine weitere Kulturkirche wird es Bottrop wohl nicht geben.“

Thomas Franke in der Kirche St. Joseph, die sein Großvater, der bekannte Architekt Josef Franke, entwarf. Neben der wuchtigen Außenwirkung im Stadtteil Batenbrock zählt auch das ungewöhnliche Gewölbe zu den Hinguckern in der denkmalgeschützten Kirche.
Thomas Franke in der Kirche St. Joseph, die sein Großvater, der bekannte Architekt Josef Franke, entwarf. Neben der wuchtigen Außenwirkung im Stadtteil Batenbrock zählt auch das ungewöhnliche Gewölbe zu den Hinguckern in der denkmalgeschützten Kirche. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Über die Umsetzung der Idee, in Herz Jesu das Stadtarchiv unterzubringen, wäre er jedenfalls sehr glücklich gewesen. „Damit hätte man auch ein tolles Zeichen gesetzt, wäre man als Stadt mit seinem Archiv in so ein tolles Gebäude gezogen.“ Auch für St. Joseph in Batenbrock gibt es noch keine Nachnutzungsidee. Für die ebenfalls geschützte, zeltartige Franziskuskirche in Welheim hat sich die Umnutzung zum Künstleratelier gerade zerschlagen.

Etat für Denkmalschutz in Bottrop ist winzig – und möglicherweise gefährdet

Thorsten Kastrup weiß, dass die Kirche sich die Entscheidungen nicht einfach macht. Bislang habe man auch keiner Gemeinde mit einer Anordnung zum Erhalt „auf die Füße treten“ müssen. Einem privaten Eigentümer dagegen schon. Es gäbe sicher Fälle, in denen man das noch machen müsste, aber dazu reiche in Bottrop die Personaldecke nicht.

Und städtische Zuschüsse? Dieser Etat betrage in Bottrop gerade einmal 20.000 Euro, von denen noch 70 Prozent das Land übernimmt. „Für mehr als einen Zuschuss bei kleineren Maßnahmen von Privatleuten reicht das nicht. Größere Summen kommen sowieso von Bezirk oder Land.“ Der Denkmalschützer hofft, dass dieser Mini-Etat nicht auch noch dem klammen Haushalt geopfert wird.