Bottrop. Bottrops Stadtarchiv platzt aus allen Nähten. Manche Depots sind ungeeignet. Zwei mögliche neue Standorte kommen in Frage. Ein Thema im Stadtrat.
Das Stadtarchiv platzt aus allen Nähten. Und daran wird sich auch künftig nichts ändern. Denn der Bestand an Urkunden, Akten, Ratsprotokollen, Fotos, Karten - darunter die Mercator-Karte als älteste erhaltene bildliche Ansicht von Bottrop aus dem Jahr 1579 - und auch neueren Medien wächst kontinuierlich. „Wir lagern Archivalien nicht nur im Hauptarchiv im Kulturzentrum, sondern haben fünf Außendepots angemietet, die ebenfalls voll und auch teilweise nicht geeignet sind, um das Gedächtnis der Stadt auch für die Zukunft gut zu erhalten“, fasst Stadtarchivarin Heike Biskup die Probleme zusammen.
Es geht zunächst darum, den Archivbestand zu sichern
So macht sich mit Heike Biskup vor allem auch Martina Schilling-Graef als Leiterin des Kulturamtes, zu dem auch das Archiv gehört, stark für ein neues zentrales Stadtarchiv. Es gehe zunächst darum, den Archivbestand zu sichern, was in manchen Außendepots dauerhaft so nicht möglich sei. Aber auch die Arbeit der Einrichtung, die in Bottrop im Vergleich zu anderen Städten eine große Breitenwirkung in die Bevölkerung hinein entwickelt habe, gelte es so zu stärken.
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Neben dieser Grundforderung zur Ertüchtigung des Archivs finden sich in den Unterlagen zur kommenden Ratssitzung auch zwei (Standort)-Ideen, die beide nicht nur Charme haben, sondern auch eine eingehende Auseinandersetzung seitens der Politikerinnen und Politiker wert sind, die letztlich diese Entscheidung zu treffen haben. Neben einer Integration des Archivs in einen Rathausneubau am Droste-Hülshoff-Platz wäre demnach auch der Umzug des Archivs in die Herz-Jesu-Kirche eine Option. „Eine Umnutzung des denkmalgeschützten Gotteshauses hatte schon der ehemalige Kämmerer Willi Loeven vor Jahren ins Gespräch gebracht“, so Stadtsprecher Andreas Pläsken. Als Vorstand im Katholikenrat und engagierter Bottroper Bürger favorisiert er selbst diese Lösung, auch wegen der zentralen Lage und städtebaulichen Bedeutung der Kirche.
Pläsken weiß von Gesprächen mit Verantwortlichen des Bistums, die solch einer Lösung ebenfalls sehr positiv gegenüber stünden. Zumal die Diözese selbst ihr Archiv in einer ehemaligen Essener Kirche untergebracht hat. Pläsken weiß aber auch, dass dies eine große Lösung wäre, die zuvor von Gutachten durch Kirchenbauexperten und Techniker flankiert werden müsse. „Und das ist natürlich nicht billig.“
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Auf der anderen Seite könne man aber mit Förderungen aus Denkmalschutzmitteln rechnen. Für Martina Schilling-Graef spielt die Mehrfachnutzung eine Rolle: „Auch der Orgelbauer Rensch, der einst das große Instrument in Herz-Jesu konzipierte, dem Grundstein für das Festival Orgel Plus, sei der Ansicht, dass selbst bei Archiveinbauten in Seitenschiffen der Kirche die Orgel nicht verändert werden müsste, sondern die Akustik sogar verbessern könnte, so wäre eine Mischnutzung durchaus denkbar.“ Ein früherer Plan, das wertvolle Instrument in St. Cyriakus aufzubauen, sei hinfällig, da die dortige Breil-Orgel ebenfalls unter Denkmalschutz stehe.
Positiver Impuls für Bottrops Innenstadtentwicklung im Süden
Aber auch aus Sicht der Innenstadtentwicklung würde diese Lösung durchaus Sinn ergeben. Herz Jesu als wichtige Kirche des Architekten Josef Franke ist für die Stadtsilhouette prägend. Mit einer Nutzung als Archiv, dessen Publikumsverkehr, Schulgruppen und Besuchern der beliebten stadthistorischen Ausstellungen würde eine Belebung der südlichen City einhergehen. Parkplätze seien ebenfalls ausreichend vorhanden. Und vor allem: „Neben dem Bistum ist die Pfarrei ebenfalls konstruktiv gesprächsbereit“, wie Andreas Pläsken betont. All dies spräche für ein Archiv in Herz-Jesu. Aber wie gesagt: Auch die Lösung im neuen Rathaus in der nördlichen City hat Charme. Daher soll der Archivbedarf zunächst auch bei der Auslobung des Wettbewerbs für den Rathausneubau mit berücksichtigt werden.
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Fest steht: Das Archiv, das bald auch um die Foto- und Textbestände des Archivs der Bottroper WAZ-Lokalredaktion ergänzt wird, braucht mehr und sicheren Raum - auch, um als Gedächtnis der Stadt weiter erfolgreich arbeiten zu können.