Bottrop. Beim Barcamp diskutieren Bottroper über die Zukunft ihrer Innenstadt. Grüne City, neue Jugendtreffs, Berliner Platz – das waren die Themen.
Wie soll sich die Bottroper Innenstadt entwickeln? Was muss passieren, damit die City für die Bottroper attraktiv wird? Fragen wie diese standen am Sonntag im Mittelpunkt des Barcamps auf dem Cyriakusplatz. Gemeinsam hatten die WAZ-Lokalredaktion und Salon 5, die Jugendredaktion von Correctiv, interessierte Bottroper eingeladen, ihre Themen vorzubringen und gemeinsam zu diskutieren.
Oberbürgermeister Bernd Tischler vertrat zu Beginn die Überzeugung, dass die Innenstädte sich verändern werden, sie nicht so bleiben werden, wie wir sie aus den vergangenen Jahren kennen. „Die Innenstadt von morgen ist ein Bereich der Vielfalt.“ Das Barcamp sei ein „schönes, innovatives Instrument, um loszulegen“. Der Hintergrund: Jeder der knapp 50 Teilnehmer durfte Themen vorschlagen, in großer Runde wurde dann über die einzelnen Themen abgestimmt und am Ende dieser Runde standen sechs Themen, über die intensiv in Kleingruppen beraten wurde.
Organisation von Leben, Einkaufen und Arbeiten in der Innenstadt
Wie lassen sich die verschiedenen Anforderungen an eine Innenstadt am besten organisieren? Dieser Frage ging eine der Gruppen nach. Selbstverständlich spielte dabei auch das Thema attraktive Einkaufsmöglichkeiten eine Rolle. Hier war sich die Mehrheit einig, dass dafür Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten. Wenn eine Stadt attraktiv sei, würden Menschen sich hier gern aufhalten.
Ein Anknüpfungspunkt könnte die Erreichbarkeit sein, dabei wolle man kein Verkehrsmittel ausgrenzen. Eine Idee: Bereiche schaffen, in denen Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt sind. Dafür könne man eine weitere Entschleunigung der Osterfelder Straße in Kauf nehmen. Eine so gesteigerte Aufenthaltsqualität könne dazu beitragen, dass Händler ihre Nischen in der Stadt finden und sich niederlassen, so die Hoffnung mit Blick auf den veganen Supermarkt, der zuletzt auf der Hochstraße eröffnet hat.
Auf digitalen Informationstafeln könnten sich zusätzlich Bottroper Einzelhändler präsentieren und gleichzeitig könnte auf Events und Veranstaltungen in der Stadt hingewiesen werden. Je nach Größe dieser LED-Bildschirme könnten sie wiederum selbst für Events wie etwa Open-Air-Kinos genutzt werden.
Jugendzentrum in der Innenstadt
Der Vorschlag kam von den jüngeren Teilnehmern des Barcamps. Aus ihrer Sicht fehlt in der Innenstadt eine Anlaufstelle für Jugendliche. Zwar gebe es viele Treffs, die richteten sich aber eher nicht an die Generation der Über-16-Jährigen, so das Fazit der Gruppe. Doch gerade für die müsste es in der Stadt Angebote geben.
Die Idee: Einen Ort zu schaffen, um Angebote zu bündeln. Neben Freizeitangeboten könnten hier Beratungen stattfinden, oder Hilfen für ältere Schüler. Die könnten hier beispielsweise Unterstützung durch Studierende erhalten. Auch eine Tagungsmöglichkeit für das Jugendparlament könnte integriert werden. Eine Bottrop-Tour sollte den Auftakt zur Planung und Realisierung des Treffs geben. So kann es gelingen, Jugendliche aus allen Bottroper Stadtteilen für den Treff in der Innenstadt zu begeistern.
Sorge vor dem Marktsterben
Der Markt ist für die Innenstadt von größter Bedeutung, da waren sich die Teilnehmer dieser Gruppe einig. Gleichzeitig täten sich auf dem Wochenmarkt immer mehr Lücken auf. Gemeinsam mit den Markthändlern gehe es nun darum, den Wochenmarkt wieder zu stärken. Eine Umfrage unter den Händlern könne helfen, Bedürfnisse zu erfahren.
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Gleichzeitig war aber allen Teilnehmern klar, dass die Probleme teils bei den Markthändlern liegen. Es gibt keinen Nachwuchs für diese besondere Form des Einzelhandels. Möglicherweise brauche es eine „Marktakademie“, die potenzielle Markthändler mit erfahrenen Kräften zusammenbringt, um hier auszubilden und gleichzeitig Händler und mögliche Nachfolger in Kontakt zu bringen. Zusätzlich müsste vor Ort der Markt professionell gemanagt werden. Dafür brauche es im Zweifel das richtige Personal, Menschen, die Ideen haben und ganz konkret um Händler werben. Positiv wurde hier der Neustart des Boyer Markts hervorgehoben.
Grüne Gestaltung der Bottroper Innenstadt
Angesichts des Klimawandels ist allen klar, dass die Innenstadt grüner werden muss. Es geht auch darum zu verhindern, dass sich die City zu sehr aufheizt. Dafür hat die Gruppe die Idee entwickelt, sechs grüne Pavillons in der Innenstadt zu deponieren. Die sollten zusätzlich Platz bieten für Nutzpflanzen – vielleicht sogar für Weinreben. Zusätzlich sollen sie durch eine Route miteinander verbunden werden – etwa durch einen Spielpfad. Der Vorschlag, der hier im Raum stand: Minigolf. Alternativ sei eine Verbindung über Wasserläufe denkbar. Auch dadurch könnten die Pavillons zu Anlaufstellen werden für Familien oder Spaziergänger, und die Aufenthaltsqualität sowie die Besucherfrequenz in der City würden gesteigert.
Verstärkte Dach- und Fassadenbegrünungen sollten die naturnahe Gestaltung der Innenstadt abrunden, so das Fazit dieser Diskussionsrunde.
Bespielung des Berliner Platzes in der Innenstadt
Der Berliner Platz ist in seiner jetzigen Form vielen Bottropern ein Dorn im Auge. Groß, grau und weitestgehend ungenutzt liegt er zentral in der Innenstadt. Ideen, wie man den Platz bespielen könnte – die sammelte eine weitere Runde. Der Platz müsse viel stärker für Veranstaltungen genutzt werden, so die Forderung aus der Gruppe. Die Idee: Hier könnte ein Zirkuszelt aufgestellt werden, das von verschiedenen Gruppen bespielt werden könnte. Dafür müssten allerdings „bauliche Schwierigkeiten“ aufgrund der Beschaffenheit des Platzes geklärt werden.
Zusätzlich könnte der Platz als Fläche für Konzerte genutzt werden oder für Veranstaltungen wie eine Beach-Party. Ein großes Stadtfest rund um den Platz sei ebenfalls wünschenswert, so der Vorschlag der Gruppe. Das ginge einher mit einer Stärkung der Gastronomie rund um den Platz und der Umgebung, so die Erwartung der Diskussionsteilnehmer. Streetworker und Sozialarbeiter sollten sich zudem verstärkt um die Szene kümmern, die sich am Rande des Platzes trifft.
Was macht die Bottroper Identität aus?
Auf viel Interesse traf auch der Workshop, der sich mit der Bottroper Identität auseinandersetzte. Gibt es so eine? Falls ja, wie sieht sie aus? Dicke Bretter, die dort gebohrt wurden, und am Ende fiel es schwer, sich auf eine Identität zu verständigen. Fakt jedoch: Bottrop ist Heimat für viele, jeder verbindet etwas damit und das macht es einzigartig. Also wandte sich die Gruppe der Frage nach dem Image der Stadt zu, wie wird Bottrop wahrgenommen, wie kann man die Wahrnehmung verbessern? Ein Punkt: „In Bottrop kennt man sich!“ Bottrop sei eben nicht so anonymisiert im Umgang untereinander. Aus dieser einfachen Aussage entwickelte sich die Idee, das zum Slogan zu machen, der sich auf Ansteckern, Taschen oder ähnlichem realisieren ließe.
So geht es nun weiter
Die Ergebnisse des Barcamps wurden mitgeschrieben, ein Protokoll über alle Inhalte geht den Teilnehmern, die sich angemeldet hatten, nun zu. Außerdem sollen auch Stadtverwaltung und Ratsparteien über die Ergebnisse der Diskussionsrunden informiert werden.
Ziel ist es, dass die Ideen möglichst in die Innenstadtgestaltung einfließen und somit auch tatsächlich umgesetzt werden. Denn das Thema Gestaltung der Bottroper City wird auf vielen Ebenen in der Stadt diskutiert und von vielen Seiten bearbeitet.