Bottrop. Eine Jury wählte Firmen aus, die günstig Läden im Hansaviertel bekommen. Von spanischen Spezialitäten bis zu Designmode reichen ihre Angebote.
Die ersten zwei Geschäftsinhaber, denen die Stadt mit dem Sofortprogramm zur Belebung der Innenstadt zu günstigeren Ladenmieten verhilft, wollen ihre neuen Geschäftslokale im Bottroper Stadtkern schon bald eröffnen. Dazu gehört der Kürschnermeister Thomas Albrecht, der gerade an der Adolf-Kolping-Straße 1 sein neues Geschäft für Wohnaccessoires einrichtet. Im begünstigten Geschäftslokal Nummer zwei an der Hansastraße 4 werden bald spanische Spezialitäten der Firma Fritas Natural im Angebot sein.
Beide Läden gehören zu den sieben bis acht Geschäften, deren Inhabern die Stadt durch einen Deal mit den Vermietern während ihrer Startphase sehr günstige Ladenmieten ermöglicht. Dazu senken die Vermieter ihren regulären Mietzins auf 70 Prozent der ursprünglichen Summe. Die Stadt zahlt mit Hilfe von Fördergeldern des Landes einen hohen Zuschuss, so dass die neuen Geschäftsinhaber zwei Jahre lang nur eine Ladenmiete von 20 Prozent der eigentlichen Kosten zahlen müssen.
Bottroper Jury um OB Tischler wählte die Geschäfte aus
Eine Jury um Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) hat soeben entschieden, welche Geschäftsinhaber die Starthilfe erhalten werden. Die Auswahl war nötig, weil es zu Beginn fast doppelt so viele Bewerber für die sieben bereits leerstehenden Ladenlokale im Hansaviertel gab. „Ich freue mich über alle Bewerber, die es sich trauen, in der Innenstadt mit neuen Ideen an den Markt zu gehen, und dass dabei ein so bunter Mix entstanden ist“, sagte der Oberbürgermeister. „Das zeigt, wir sind auf dem richtigen Weg in Richtung einer multifunktionalen Innenstadt“, betonte er.
Alle Interessenten seien von ihren Geschäftsideen überzeugt, entsprechende Geschäftspläne samt Finanzierungskonzept lägen jeweils vor, erläutert auch Projektleiterin Dorothee Lauter. Wegen des großen Interesses will die Stadt noch ein zweites Sofortprogramm beim Land beantragen. Die Angebotspalette der neuen Geschäftsinhaber reicht von Wohnaccessoires und Möbeln über Bekleidungsmode, Lebensmittel und Blumen, bis hin zu einem Verkaufsbüro des Grusellabyrinths oder einem Zukunftslabor, in dem junge Leute eigene Geschäftsideen entwickeln. Auch die Hochschule Ruhr West kommt mit einem Präsentationsbüro des Prosperkollegs in die City, um Projekte der zirkulären Wertschöpfung vorzustellen.
Versprechen auf Verjüngung der Innenstadt
„Es ist sehr ermutigend, dass das Sofortprogramm so schnell umgesetzt werden kann“, lobte Hermann Hirschfelder, der Vorsitzende des Bottroper Wirtschaftsförderungsausschusses. Mit der Mietbeihilfe sei es den Inhabern der neuen Geschäfte einfacher möglich, die Marktreife ihrer Produkte und Dienstleistungen zu testen. „Eine gute Idee muss ja einfach auch einmal ausprobiert werden können, dennoch gehen die Inhaber dabei ja auch finanziell ins Risiko“, sagte der CDU-Ratsherr. Alle ausgewählten Inhaber seien aber von ihrer Geschäftsidee begeistert. „Da ist keiner dabei, der das nur wegen der günstigen Miete macht“, betonte Hirschfelder.
SPD-Ratsherr Frank Beicht verspricht sich von dem Sofortprogramm auch eine Verjüngung der Innenstadt. Dabei hat der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses nicht nur das Büro der Hochschule oder die Pop-Up-Firma für Schüler und Studenten von Projektentwickler Oliver Helmke im Blick, sondern auch die neuen Geschäfte, die etwa vegane Lebensmittel oder Low-Carb-Ernährung sowie Nahrungsergänzungsmittel auf Hanfbasis verkaufen wollen. Das Sofortprogramm sei auch ein Gegenmittel gegen die Uniformität der Innenstädte, die von den immer gleichen Filialen großer Ketten und Konzerne geprägt seien. „Wir haben hier einen guten Mix gefunden, der dabei hilft die Innenstadt, interessanter und individueller zu machen“, sagte Frank Beicht.
Keine Miete für Geschäftsräume, die dann geschlossen bleiben müssen
Wann die ersten Inhaber in den sieben leeren Geschäftslokalen ihre eigenen Läden öffnen können, hängt aber auch von der aktuellen Entwicklung in der Corona-Krise ab. „Wir wollen kurzfristig die ersten Mietverträge abschließen“, sagte Oberbürgermeister Bernd Tischler zwar, doch Wirtschaftsförderin Dorothee Lauter erklärte auch, dass die konkreten Termine davon abhängen, ob es wegen der Infektionsgefahr die erhofften weiteren Öffnungsschritte auch für den Handel überhaupt geben kann. „Wir wollen ja keine Miete für Geschäftsräume zahlen, die geschlossen bleiben müssen“, sagte sie.