Bottrop. In der Bottroper City öffnet der erste Markt für vegane Lebensmittel. Die Macher haben noch viele weitere Ideen und räumen mit einem Mythos auf.
Drinnen werden die letzten die Bodenplatten verlegt. Die großen Kühlschränke stehen noch mitten im Raum aber mit den Renovierungsarbeiten sei man jetzt durch, sagt Stefan Wollenberg. Spätestens Ende des Monats soll dann hier an der Hochstraße, mitten in der Fußgängerzone, Bottrops erster veganer Lebensmittelmarkt eröffnen. In den nächsten Tagen und Woche kümmern sich Stefan Wollenberg und Julia Kubik um die Inneneinrichtung und warten auf die ersten Warenlieferungen.
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In ihrem Lebensmittelladen „Just VGN“ bieten sie ein komplettes veganes Sortiment an. Wer sich vegan ernähren will, der finde hier alles nötige, versprechen die beiden Gründer. Der Vorteil, den sie bieten wollen: „Kunden können sicher sein, dass alles, was sie hier kaufen, frei ist von tierischen Produkten“, sagt Julia Kubik.
Bottroper Gründer ernähren sich beide vegan
Seit gut fünf Jahren ernährt sie sich vegan. Aus ethischen Gründen habe sie sich dazu entschlossen, auf tierische Produkte zu verzichten. Ihr Partner Stefan Wollenberg lebt seit etwa einem Jahr vegan. „Ich bin jetzt bei etwa 95 Prozent“, so seine Einschätzung. Auf die Idee, einen veganen Laden in Bottrop zu eröffnen kamen sie, als sie mal wieder über ihrer Einkaufsliste grübelten und überlegen mussten, welche Läden sie alle ansteuern müssen, um alle Erledigungen zu machen. Da sei die Idee immer größer geworden, für einen Laden, der alles an einer Stelle bietet.
Denn auch wenn es immer mehr vegane Angebote gebe und auch viele konventionelle und Bio-Läden entsprechende Produkte anbieten, so sei der Aufwand für Kunden in solchen Geschäften größer. Manche Produkte müsste man im gesamten Sortiment suchen. Bei anderen müsse man die Zutatenliste studieren, um ganz sicher zu gehen, dass keine tierischen Produkte verarbeitet seien, berichten sie aus ihrer Erfahrung. Neben Lebensmittel wollen die beiden noch eine kleine Auswahl veganer Kosmetik anbieten. Auch einen kleinen Bistro-Bereich könnten sie sich in einem zweiten Schritt vorstellen.
Bottroper setzen in ihrem neuen Landen auch auf Beratung für Vegan-Einstieg
Stefan Wollenberg hat Erfahrung als Selbstständiger. Er hat sich auch um die Lieferanten gekümmert. „Viele Hersteller beliefern uns direkt, andere, die nur Palettenware anbieten, haben uns auf die entsprechenden Großmärkte hingewiesen“, berichtet der 41-Jährige von den Vorbereitungen. Dabei sind er und seine Lebensgefährtin stolz auf die Produktpalette und Waren, die es sonst oft nur übers Internet gebe. So biete man etwa die Süßwaren von Vegan Bro an. „Das ist quasi eine Auswahl wie an der Bude, nur alles vegan.“ Außerdem gibt es Käseersatz auf Basis von Cashewkernen
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Julia Kubik ist Grundschullehrerin, bringt aber ihr Wissen über Veganismus mit ein. Schließlich gehe es auch darum, Menschen zu beraten – und wenn es nur darum gehe, wie sich das Ei im Kuchen ersetzen lasse. Je nach Kuchen und Vorliebe gebe es da verschiedenen Wege. Eine Möglichkeit sei Sojapulver mit Wasser, aber auch Apfelmus oder eine reife Banane seien Mittel der Wahl.
Bisher gibt es nur wenige rein vegane Lebensmittelläden
Den Standort an der Hochstraße haben sie bewusst gewählt. Die Nähe zum Wochenmarkt war ihnen wichtig. Denn: Auf rund 70 Quadratmetern könne man keine oder nur wenige Frischwaren anbieten. „Aber mittwochs und samstags stolpern die Kunden quasi auf den Markt und können sich dort eindecken“, sagt Julia Kubik.
Die 36-Jährige und ihr Mitstreiter sind überzeugt, mit ihrer Geschäftsidee richtig zu liegen. Auch wenn sich immer mehr Menschen vegan ernähren – rein vegane Lebensmittelläden seien bisher die Ausnahme, berichten Julia Kubik und Stefan Wollenberg. Sie kennen solche Angebote aus Berlin oder Stuttgart, hier in der Region gebe es Ähnliches erst seit kurzem in Marl. Die beiden Macher berichten von positiven Reaktionen bei Instagram, wo sie mit ihrem Laden vertreten sind. Und auch während des Gesprächs vor dem Ladenlokal gibt es Zuspruch von Passanten für die neue Geschäftsidee in der Bottroper Innenstadt.
Man kann sich auf vegan und trotzdem ungesund ernähren
Dabei räumen die beiden auch mit einem Mythos auf: Vegane Ernährung müsse nicht zwangsläufig gesund sein. „Man kann sich vegan genauso ungesund ernähren wie konventionell“, sagt Julia Kubik mit Blick auf vegane Fast-Food-Alternativen, den veganen Schokobrotaufstrich und Süßigkeiten. Es hänge eben davon ab, was man esse und vielleicht auch davon, was ausschlaggebend sei, sich vegan zu ernähren.
Gehe es darum, Tierleid zu verhindern oder gehe es, wie inzwischen bei vielen Leistungssportlern, darum, sich auch gesünder zu ernähren. Beide Gruppen würden bei ihnen fündig, so das Versprechen der beiden Bottroper.
Anknüpfungspunkte in der Innenstadt
Just VGN gehört zu den Läden in der Bottroper Innenstadt, die von den vergünstigten Mieten profitieren. Landesmittel machen es der Stadt Bottrop möglich, Ladenlokale zu mieten und dann vergünstigt weiter zu vergeben. Sie hätten von dem Programm gelesen, kurzfristig ein Konzept geschrieben und eingereicht, erinnert sich Stefan Wollenberg. Als dann die Zusage kam, sei ihnen bewusst geworden, dass es nun ernst werde, dass die anfangs lose und fixe Idee nun Gestalt annimmt.
An ihrem Standort in der City setzen Stefan Wollenberg und Julia Kubik auch auf Synergieeffekte – etwa mit dem Marktviertel. Mit Christina Berger, Inhaberin vom Café Kram und Mitinitiatorin der Marktviertel-Idee habe sie schon erste Gespräche geführt, sagt Julia Kubik.
Just VGN ist auch auf Instagram vertreten, zu finden unter @just.vgn.