Bottrop. Der Auftakt zum neuen Wochenmarkt in der Boy sieht vielversprechend aus. Händler und Kunden sind da. Wie es nun weitergehen muss.
„Endlich is’ mal wieder watt los hier!“ – so wie diese Bottroperin scheinen viele zu denken, am Freitagmorgen auf dem Boyer Markt. Elf Händler haben hier ihre Stände aufgebaut, bieten ihre Waren an. Das sind mehr als doppelt so viele, wie zuletzt auf dem Markt im Bottroper Osten. Ein gelungener Neustart also? Dirk Helmke, der den Markt nun erstmals organisiert hat, bremst die Euphorie. Das müsse sich jetzt erst einmal einspielen. Die Händler bräuchten Geduld, umgekehrt müssten die Bürger aus Boy, Welheim und Batenbrock das neue Angebot nun auch kennenlernen und annehmen.
Zumindest das Kennenlernen scheint am Freitagmorgen schon gut zu klappen. Der Platz füllt sich zusehends, vor einigen Ständen stehen die Leute sogar Schlange. Vor allem der Obst- und Gemüsehändler scheint zu profitieren. Lange Zeit war ein solches Angebot in der Boy vermisst worden, nun sieht es aus als wollten die Boyer dem Händler zeigen, wie sehr er hier gebraucht wird.
Entscheidend für die Zukunft wird sein, dass die Händler Umsatz machen
Neben dem Obst- und Gemüsehändler sind auch ein Stand mit Trockenfrüchten und ein Stand mit Feinkost neu dabei, die Ernst-Löchelt-Stiftung verkauft selbst gemachte Marmelade. Norbert Wachtmeister und seine Frau Bärbel gehören zu den Urgesteinen hier, haben dem Boyer Markt immer die Treue gehalten. Wann hat er den Platz zuletzt so voll gestellt gesehen? Norbert Wachtmeister muss überlegen. „Ich glaube das war zu der Zeit, als meine Mutter noch das Geschäft geführt hat.“ Zur Einordnung: Das sei 25 Jahre her.
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Auch Hans-Joachim Rduch freut sich über das neue und vor allem auch größere Angebot. „Ich hoffe das bleibt jetzt so und die Boyer nehmen das an.“ Diese Hoffnung, dass es jetzt zumindest freitags bei dem vergrößerten Angebot bleibt, die äußern fast alle Besucher – auch das Trüppchen, dass sich mit zum Kaffee an einem der Tische auf dem Platz niedergelassen haben. Ihr Urteil zum heutigen Markt? „Mega!“ Doch letztlich wissen auch alle: Entscheidend wird sein, ob die Händler mit Umsatz und Verdienst in der Boy zufrieden sind.
Händler lobt die Atmosphäre auf dem Platz im Bottroper Osten
Daraus macht Thomas Gonska mit seiner Gulaschkanone keinen Hehl. Er sei gern wieder hier, die Atmosphäre auf dem Platz sei toll, die Stimmung gut – das passe schon einmal. Außerdem hat er als jemand, der früher auch selbst in der Boy gewohnt hat, einen Bezug zu dem Markt. Trotzdem müsse es sich am Ende rechnen. Doch Gonska weiß auch, dass es Zeit braucht, bis das Marktgeschäft richtig anläuft. „Nach drei bis vier Monaten kann man sehen, ob es funktioniert“, so seine Erfahrung.
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5000 Flugblätter haben die Veranstalter verteilt, um auf den neuen Boyer Markt aufmerksam zu machen. Das Einzugsgebiet reicht von der Boy über Welheim bis in die Randbereiche Batenbrocks. Von rund 7000 Haushalten spricht Dirk Helmke. „Die Kaufkraft hier reicht für einen Markt locker aus“, berichte Norbert Wachtmeister von seinen Erfahrungen.
Politik und Verwaltung haben Boyer Markt „stiefmütterlich behandelt“
Tatsächlich angepackt hat das Thema letztlich Dirk Helmke, angestachelt durch die Berichterstattung über den Niedergang des Wochenmarktes und die Diskussionen in der Bezirksvertretung Süd, wie man den Boyer Markt wieder neu anstoßen kann. 10.000 Euro haben die Bezirksvertreter dafür bereitgestellt und wenn es so weiter geht, sei das gut angelegtes Geld, sagt Helmut Kucharski am Freitagmorgen mit Blick auf das Treiben auf dem Marktplatz. Aber auch er mahnt: Nun gehe es aber auch darum, das weiterzuführen und zu verstetigen, sagt er und hofft, dass die Bürger in der Boy und den angrenzenden Stadtteilen ihren Markt nun auch annehmen.
Michael Gerdes, Ratsherr und Bundestagsabgeordneter ist froh, über das private Engagement von Dirk Helmke. Selbstkritisch räumt er ein: Das hier wäre eigentlich unsere Aufgabe gewesen – von Politik und städtischer Wirtschaftsförderung.“ Politik und Verwaltung hätten den Boyer Markt zuletzt stiefmütterlich behandelt.
Organisator wirbt um weitere Händler für den Markt
Den Kunden ist es jetzt jedoch erst einmal egal, sie sind froh über den Neuanfang – und haben Wünsche. So fehle etwa ein Bäcker und auch ein Gewürzstand wird vermisst. Was den Bäcker angeht, da sei er bereits am Ball und bemühe sich, einen zu finden, sagt Dirk Helmke, auch weitere Händler hätten bereits zugesagt, demnächst werde auch ein Metzger dabei sein. Zusätzlich wünscht sich der Organisator einen Käsehändler.