Bottrop. Drogen, pöbelnde Jugendliche, Wildpinkler – Bianca Naglieri führt das König-City am Bottroper ZOB und fühlt sich vernachlässigt von der Stadt.

Bianca Naglieri trägt ihr Herz auf der Zunge. Die Wirtin der Kneipe „König-City“ am Berliner Platz hat in einem Facebook-Post Kritik und Enttäuschung darüber geäußert, dass sie und ihr Team wenig bis gar nicht bei Aktionen rund um die Belebung der Bottroper Innenstadt berücksichtigt oder für Ideen gefragt werden. „Es wird nur noch von der Gladbecker Straße und der Gastromeile gesprochen“, sagt sie im Gespräch mit der WAZ.

Auch interessant

Bei Facebook schreibt sie davon, dass das „König-City seit Jahren in Bottrop stiefmütterlich behandelt“ wird. Sie fühlt sich „sehr vernachlässigt“ von der Stadt, speziell von der Wirtschaftsförderung und dem Ordnungsamt. „Ich habe es an meinem Standort ohnehin schon schwer.“

Kritik: Bottroper Wirtschaftsförderung blickt nur auf die Gastromeile

Jeden Tag muss sie aus der Kneipe auf eine Mauer schauen, die mit Graffitis beschmiert sind. Die Mauer gehört zu einem Treppenaufgang zum ZOB. Anfangs wurden die Schmierereien von der Stadt noch entfernt, mittlerweile nicht mehr. Darüber ist sie verärgert. „Wer setzt sich denn hier hin, wenn es auf der Gladbecker Straße ein Urlaubsflair gibt?“

Was sie konkret meint: Auf der Hansastraße, Kirchhellener Straße, Poststraße und jener Gladbecker Straße hängt eine Sommerdekoration in Form von bunten Blumen, Vögel, Herzen und Sonnenschirme in luftiger Höhe. XXL-Blumenkübel ziehen sich seit Mitte Juli wie ein buntes Band durch die Fußgängerzone. „Sehen Sie hier irgendeine Deko?“, fragt Bianca Naglieri rhetorisch. Unter anderem verantwortlich für die Sommerdeko: die städtische Wirtschaftsförderung.

König-City in Bottrop: Mehr Unterstützung vom Ordnungsamt gewünscht

Auch vom Ordnungsamt würde sie sich mehr Unterstützung wünschen. Mehr Kontrollen sollen helfen, die Gegend rund um „König-City“ sicherer zumachen. „Wir sind hier schutzlos ausgeliefert“, sagt sie. „Die wissen gar nicht, was wir hier für Probleme mit einigen Jugendlichen haben.“ Der neueste Vorfall hat sich in der vorherigen Woche ereignet. „Ich bin froh, dass ich nicht alleine war“, sagt die Wirtin.

Wie sie berichtet, seien „vier große Männer“ zu ihrer Kneipe gekommen und hätten einfach einige Stühle der Außengastronomie geklaut. Das dreiste Verhalten setzte sich fort. Im Anschluss gingen sie mit ihrem Diebesgut in die angrenzende Hofeinfahrt. Naglieri stürmte hinterher. In der Einfahrt stellte sie die Männer zur Rede. „Was willst du, du Schlampe. Fick dich“, erhielt sie als Antwort.

Die Gastronomin Bianca Naglieri von König-City ärgert sich über Kriminalität, Wildpinkler und Graffiti rund um ihre Kneipe neben dem Bottroper ZOB.
Die Gastronomin Bianca Naglieri von König-City ärgert sich über Kriminalität, Wildpinkler und Graffiti rund um ihre Kneipe neben dem Bottroper ZOB. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Eingeschüchtert und verängstigt sei sie in ihre Kneipe zurückgekehrt. „Ich war fertig“, sagt sie, geschockt von so viel Respektlosigkeit und der Wortwahl. Bevor die von einem Gast alarmierte Polizei eintraf, waren die Männer bereits verschwunden. Die Beamten rieten ihr Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Naglieri hat sich dagegen entschieden. Sie hat die große Sorge, dass „etwas passiert“, wenn sie vielleicht irgendwann nach Feierabend den Männern alleine begegnet.

Kriminalität und Urinieren am Bottroper ZOB

Seit neun Jahren ist sie die Wirtin im „König-City“. Rückblickend sagt sie: „Die Situation am Berliner Platz und ZOB ist schlimmer geworden, unerträglich“. Sie erlebt Kriminalität am helllichten Tag. Schon öfter hat sie durch Zufall Drogendealer auf dem Hinterhof erwischt. Sich über Wildpinkler aufzuregen, die ihr kleines Geschäft an der Hauswand zum Hof verrichten, fehlt ihr mittlerweile die Kraft. „Das ist fast jeden Tag“, sagt sie. Traurig, aber wahr, es ist für sie zur Gewohnheit geworden, dass sie mit Desinfektionsmittel versucht, den Uringestank in der Einfahrt zu beseitigen.

Offene Bühne im König-City

Die nächste Veranstaltung im König-City ist die offene Bühne am Samstag, 21. August. Los geht es ab 19.30 Uhr.

Die offene Bühne ist für Jedermann, ganz gleich ob jung oder alt, alleine oder in der Gruppe. Es spielt keine Rolle, in welcher Disziplin die Teilnehmer in maximal 20 Minuten ihr Talent zeigen: Musik, Tanz, Kabarett, Artistik oder Zauberei. Die Teilnehmer bekommen keine Gage, dafür garantiert den Applaus des Publikums. Der Eintritt ist frei, es gelten die 3G-Regeln.

Mehr Infos: www.facebook.com/koenigcitybottropoffenebuehne

Die Mitarbeiter im „König-City“, direkt neben der Dauerbaustelle Hansa-Center, versuchen dennoch das Beste aus der Situation zu machen. Man hat Palmen in der kleinen Außengastronomie aufgestellt. Aber: „Die schönsten Blätter haben Unbekannte neulich in der Nacht abgerissen“, so die Wirtin. Offenbar wurde sogar versucht, den gesamten Palmenkübel zu stehlen. Doch das Vorhaben misslang, weil der Kübel mit Steinen beschwert ist.

Trotzdem kämpft Bianca Naglieri weiter und lässt sich nicht unterkriegen. „Ich bin glücklich, wenn meine Gäste glücklich sind. Ich liebe meinen Laden, und ich liebe meinen Job“, sagt sie.