Bottrop. Der Boyer Wochenmarkt ist bisher das Sorgenkind unter den Bottroper Märkten. Am Freitag startet der Markt mit neuen Angeboten und neuem Konzept.

Ein größeres Angebot – das wünschen sich die Boyer Bürger von ihrem Wochenmarkt im Stadtteil. Ab Freitag, 20. August, wird es soweit sein. Nachdem lange diskutiert wurde, startet der Markt mit einem neuen Angebot und einem neuen Konzept. Im Stadtteil wird schon kräftig die Werbetrommel gerührt.

Dirk Helmke, einer der Macher des Bottroper Feierabendmarktes, der selbst auch lange in der Boy gelebt hat, hat sich des Wochenmarktes angenommen. Unterstützung erhält er dabei von der Bezirksvertretung Süd – die hat eine Anschubfinanzierung in Höhe von 10.000 Euro bereitgestellt – und der Wirtschaftsförderung.

Zusätzliche Händler haben zugesagt, zum Markt in die Boy zu kommen

Die Berichterstattung über den Boyer Wochenmarkt habe ihm keine Ruhe gelassen, erzählt Helmke. Daraufhin habe er Ideen entwickelt, die er nun umsetzen wolle. Grundsätzlich sei so ein Wochenmarkt kein Selbstläufer mehr, glaubt Helmke, der selbst Unternehmer ist, lange Jahre eine Spedition besaß. „Ein Markt muss gemanagt werden“, so seine Überzeugung, die er ausdrücklich nicht als Kritik an Marktmeistern oder Wirtschaftsförderung verstanden wissen will.

So sieht der Wochenmarkt in Bottrop Boy bisher aus – nur wenige Händler kommen derzeit noch in den östlichsten Stadtteil Bottrops.
So sieht der Wochenmarkt in Bottrop Boy bisher aus – nur wenige Händler kommen derzeit noch in den östlichsten Stadtteil Bottrops. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Gemeinsam setzen sich nun alle Beteiligten für den Neustart am kommenden Freitag ein. Neben den Ständen, die bisher schon in der Boy stehen, wird es außerdem ein Obst-und Gemüseangebot geben, die Ernst-Löchelt-Stiftung verkauft Marmeladen, auch Honig und Bienenwachsprodukte wird es geben. Auch ein Feinkosthändler habe ihm die Zusage gegeben, am Freitag dabei zu sein, berichtet Helmke. Zusätzlich wird auch Markus Konze seine Suppen und Eintöpfe aus der Gulaschkanone anbieten, außerdem werden Wein, Sekt und Bottroper Bier angeboten – ausschließlich zum Verkauf. „Das wird hier kein Feierabendmarkt“, betont Helmke.

Neugierde der Boyer Bürgerinnen und Bürger ist groß

Allerdings kann, wer möchte, sich freitags an einen der Tische setzen, die künftig auf dem Platz stehen werden, und einen fair gehandelten Kaffee und eine Waffel genießen. Immer am ersten Freitag im Monat schwebt Helmke eine besondere Aktion oder ein besonderes Angebot vor. In den nächsten Wochen werde außerdem die Bottroper Fleischerei Jaeger mit einem Marktwagen dabei sein, auch einen Gewürzhändler, Bäcker, Käse- und Blumenhändler wollen die Verantwortlichen noch überzeugen, seinen Stand in der Boy aufzubauen. Anfangs erhalten alle Händler auf dem Markt eine kleine Antrittsprämie, Helmke spricht von Fahrgeld. Später soll es sich selbst tragen.

Mehr zu den Bottroper Stadtteilmärkten

Bärbel Wachtmeister gehört zu den Händlerinnen und Händlern, die dem Boyer Markt immer die Treue gehalten haben. „Ich finde es gut, dass etwas passiert“, sagt sie. Vor allem Obst und Gemüse vermissten die Kunden auf dem Boyer markt, weiß sie aus zahlreichen Gesprächen. Die Neugierde, was nun am Freitag hier passiert, sei groß, hat Bärbel Wachtmeister aus Gesprächen mit Kunden herausgehört. Sie warnt aber auch davor, die Erwartungen zu hoch zu hängen – gerade bei den Händlern. „Ein halbes Jahr Geduld bis es läuft braucht man schon“, sagt sie.

Bottroper Stadtpolitik ist froh über den privaten Anstoß des Wochenmarktes

Damit liegt sie auf einer Wellenlänge mit Dirk Helmke. Auch er spricht von einer Anschubphase von sechs Monaten die nötig seien, bis man sehen könne, wie es sich entwickelt. Dabei appelliert er auch an die Boyer Bürgerinnen und Bürger und wirbt um deren Unterstützung für den Markt und die Händler. Eine Treuekarte soll zusätzlich helfen, die Boyer an ihren Markt zu binden. Nach einer bestimmten Anzahl von Einkäufen wird es einen kostenlosen Kaffee für die Kunden geben.

Lesen Sie hier weiter Nachrichten aus Bottrop

Der Boyer SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld ist froh, dass sich nach der jahrelangen Diskussion rund um den Wochenmarkt im Stadtteil endlich etwas tut. „Wenn es anders nicht funktioniert, dann ist es gut, dass es eine private Initiative gibt.“ Eine Aussage, die durchaus auch eine Spitze gegen Verwaltung und insbesondere Wirtschaftsförderung enthält. Auf der anderen Seite sei es gut, jemanden mit entsprechenden Knowhow an Bord zu haben, so Buschfeld mit Blick auf Helmke.

Bottroper Wirtschaftsförderung sieht Aktion in der Boy als „Versuchsballon“

Die Wirtschaftsförderung sieht die Aktion in der Boy auch als einen „Versuchsballon“, sagt Abteilungsleiterin Dorothee Lauter. Denn gerade beim Thema Markt sei die Wirtschaftsförderung noch nicht gut aufgestellt, es fehlten Netzwerke und Expertise, räumt sie ein. Man arbeite nun daran, dass zu ändern und freue sich, von der Erfahrung Helmkes profitieren zu können. Eine Frage sei sicherlich, wie man den stationären Handel im Stadtteil in die Entwicklung einbeziehen könne. Außerdem: „Es geht jetzt auch darum, herauszufinden, welchen Part die Wirtschaftsförderung beim Thema Markt künftig übernehmen kann.“ Denn klar ist auch: die Oberhoheit über die Märkte hat der Fachbereich Recht und Ordnung mit seinen Marktmeistern.

Eine Stunde länger

Der Markt in der Boy wird freitags nun auch verlängert. Er ist künftig bis 14 Uhr geöffnet anstatt bisher nur bis 13 Uhr. Eine Ausnahmegenehmigung macht das möglich. Denn eigentlich sieht die Marktordnung nur Öffnungszeiten bis 13 Uhr vor.

Diese starre Regelung ist vielfach auch in anderen Bereichen – etwa bei den Marktviertelaktivitäten in der Innenstadt – kritisiert worden und zwar von Vertretern unterschiedlichster Parteien. Für die SPD kündig der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Rat, Matthias Buschfeld, deshalb eine Initiative an, um die Marktordnung zu ändern.