Bottrop. Die Bottroper Wirtschaftsförderung nimmt die Märkte in der Stadt in Blick. Doch für manche Punkte sind vorher politische Entscheidungen nötig.

Mehr Händler, ein breiteres Angebot – dieser Wunsch war häufiger zu hören auf den Stadtteilmärkten. Gerade für den Markt in der Boy sei es wichtig, dass die Stadt Bottrop auf Händler zugeht, Akquise betreibt, um den Markt wiederzubeleben, so die Forderung aus dem Stadtteil.

Doch tatsächlich sei es gar nicht so einfach, Markthändler zu finden und zu überzeugen, sagen Sabine Wißmann, die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung und ihre Abteilungsleiterin Dorothee Lauter. Bisher sei man in dieses Thema auch noch gar nicht eingestiegen, so etwas gebe es bisher noch gar nicht bei der Stadt.

Viele Markthändler finden keinen Nachfolger

Grundsätzlich, so Dorothee Lauter, gebe es auch bei den Markthändlern Veränderungen. Es sei längst nicht mehr selbstverständlich, dass irgendwann die Kinder einen solchen Stand übernehmen, die starke Familienbande, die man vielleicht noch von früher kenne, gebe es da auch nicht mehr. Stattdessen seien Markthändler verstärkt auch Einzelkämpfer. Die für gezielte Akquise anzusprechen, sei schwierig. Dorothee Lauter: „Der Pool, aus dem man da schöpfen kann, ist zuletzt nicht unbedingt größer geworden.“

Bärbel Wachtmeister verkauft seit Jahrzehnten auf dem Markt in der Boy Kartoffeln und Eier. Sie wünscht sich, dass die Stadt gezielt Händler für diesen Stadtteilmarkt akquiriert.
Bärbel Wachtmeister verkauft seit Jahrzehnten auf dem Markt in der Boy Kartoffeln und Eier. Sie wünscht sich, dass die Stadt gezielt Händler für diesen Stadtteilmarkt akquiriert. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Grundsätzlich aber sehen die Verantwortlichen der Wirtschaftsförderung einen Wochenmarkt auch als ein Stück Lebensgefühl. Der Einkauf auf dem Markt habe an Bedeutung gewonnen, der Wunsch, sich vor Ort mit Waren aus der Region einzudecken, habe zugenommen und dafür stehe der Wochenmarkt – und in kleinerem Maße sei das so eben auch in den Stadtteilen. Dorothee Lauter erinnert an die Ideen im Zukunftsstadt-Wettbewerb. Dort gab es den Vorschlag, die Stadtteile als Dörfer zu sehen, in denen der Markt auch ein Treffpunkt ist.

Ob Rezepte aus der Bottroper Innenstadt in den Stadtteilen wirken, weiß niemand

Allerdings lasse sich eben auch nicht alles aus Sicht der Wirtschaftsförderung angehen. In einigen Bereich seien auch Stadtplaner gefragt, etwa wenn es um die Umgestaltung der Marktplätze in Fuhlenbrock oder der Boy geht.

Gleichzeitig wecken auch die vielen Ideen und Initiativen rund um den Wochenmarkt in der Stadt Begehrlichkeiten. Dort haben sich private Initiativen gegründet, die den Markt als Treffpunkt weiter ausbauen wollen.Zusätzlich gibt es das Erfolgsformat Feierabendmarkt auf dem Ernst-Wilczok-Platz – ebenfalls auf private Initiative hin. Die Bezirksvertreter im Bottroper Süden sehen ihn ein Stück weit als Vorbild, schlagen vor, den Markt im Stadtteil zumindest am Freitag auch stärker als Ort zum Verweilen aufzubauen. Nur: Ob Rezepte aus der Innenstadt tatsächlich auch in den Stadtteilen funktionieren, kann niemand vorhersagen. Grundsätzlich, so Sabine Wißmann, begrüße man bei der Wirtschaftsförderung alle Initiativen, die aus Politik und Bürgerschaft kommen.

Stärkeres Engagement der Verwaltung würde Kosten für Bottroper Märkte erhöhen

Allerdings weist man bei der Wirtschaftsförderung auf die begrenzten Ressourcen der Verwaltung hin. Im Zentrum der Bemühungen stünde darum derzeit der Markt in der Innenstadt. Wenn mehr gewünscht werde, müsse die Politik entsprechende Entscheidungen treffen. Zumal bisher gelte, dass Wochenmärkte sich finanziell selbst tragen müssten. Sprich: Die Händler finanzieren mit ihren Gebühren die nötige Infrastruktur für den Markt.

Akquise, Ausweitung, Werbung, besondere Aktionen – all das würde Kosten verursachen, die sich wahrscheinlich nur schwierig auf die Markthändler umlegen ließen. Selbstverständlich könne man zu dem Schluss kommen, dem Markt eine hohe Bedeutung für Stadt und Stadtteil beizumessen und daher das Prinzip der Kostendeckung aushebeln. Allerdings sei das eine Entscheidung, die nicht die Verwaltung treffe, dafür sei dann die Politik verantwortlich.

Bezirksvertretung Süd nimmt Geld für den Markt in Bottrop-Boy in die Hand

Erste Anzeichen, wonach da wohl ein Umdenken stattfinden, lassen sich etwa in der Bezirksvertretung Süd beobachten. Dort hat man zuletzt beschlossen, 10.000 Euro aus den Mitteln des Bezirks in die Hand zu nehmen, um den Markt in der Boy zu stärken. Und auch an anderen Stellen wird der Markt zunehmend als Chance gesehen, den Handel in den Quartieren oder in der Innenstadt zu stärken. Der Wochenmarkt bringt Kunden, von denen andere Händler profitieren können – diese Auffassung scheint sich derzeit durchzusetzen. Für Sabine Wißmann und Dorothee Lauter sind der Markt in der Boy und die Finanzierung durch die Bezirksvertretung darum auch eine Art Versuchsballon, um zu testen, welche Möglichkeiten sich umsetzen lassen und welche Auswirkungen sie zeigen.