Bottrop. Nach der Kanalsanierung sollen Asbeckstraße und Giesenfort verkehrsberuhigter Bereich werden. Anwohner fürchten hohe Kosten und andere Nachteile.
Noch haben die Anwohner von Asbeckstraße und Giesenfort die Baustelle vor der Haustür. Im gesamten Stadtteil Ebel wird die Kanalisation erneuert, aktuelle wühlen sich Bagger und anderes schweres Gerät durch die beiden kleinen Wohnstraßen. Doch irgendwann sollen auch diese beiden Straßen fertig sein. Und was dann kommen soll, ärgert die Anwohner. Die Stadt Bottrop – genauer der Fachbereich Tiefbau – plant, die beiden Straßen als verkehrsberuhigten Bereich auszubauen. Dagegen wehren sich die Anwohner. Sie fürchten hohe Kosten auf sie zukommen und sehen noch andere Nachteile. Ähnliche Debatten wurden in den vergangenen Jahren auch schon geführt vor der Sanierung etwa der Schneider- oder der Stenkhoffstraße.
Dirk Maessen hat gemeinsam mit Mitstreitern Unterschriften gesammelt. Fast alle Anlieger der beiden Straßen haben unterschrieben. Ein verkehrsberuhigter Bereich sei hier vollkommen unangemessen und übertrieben, sagt Dirk Maessen. Der Verdacht der Anwohner: „Die Straße hier wird erneuert, damit die Stadt am Ende die Kosten auf die Anwohner umlegen kann“, vermutet Hans-Jürgen Sobetzko.
Bottroper wollen erreichen, dass die Straßendecke nur wieder hergestellt wird
Sobetzko und den übrigen Anliegern wäre es am liebsten, dass nach den Kanalbauarbeiten die Straßendecke einfach nur wieder hergestellt würde – ohne weiteren großen Ausbau. Der Verkehr fließe auch so. Was die Anwohner vor allem befürchten: Die Zahl der Parkplätze werde am Ende nicht mehr ausreichen. Denn mit dem Ausbau zum verkehrsberuhigten Bereich ist eben auch der Bau vorgegebener Stellplätze verbunden.
Derzeit parke jeder einfach so am Straßenrand – und schon jetzt sei der Parkraum knapp, sagt Dirk Maessen mit Blick auf die Mehrfamilienhäuser entlang der Straße. 36 Parteien wohnten in den Häusern der Wohnungsgesellschaft Vivawest, sagt er. Stellplätze auf den Grundstücken gibt es kaum. „Das sind also schon 36 Autos – wenn jeder nur eins hat – die hier an der Straße stehen.“ So viele Stellplätze seien auf dem Plan, denn die Stadt vorgelegt habe, aber gar nicht zu sehen.
Stadtverwaltung Bottrop hat die Pläne nur im Internet veröffentlicht
Die Besitzer der Einfamilienhäuser hätten in der Regel Stellplätze auf ihren Grundstücken und nutzten sie auch, schildern Maessen und Sobetzko ihre Eindrücke. Doch auch an dem Ebeler Teilstück der Bahnhofstraße mit ihren Mehrfamilienhäusern sei der Parkdruck groß. Die Folge: Anwohner von dort wichen aus und parken auf der Asbeckstraße.
Was die Ebeler zusätzlich stört: Es habe keine Bürgerversammlung gegeben, die Pläne seien nicht vorgestellt worden, man sei nur informiert worden, dass die im Internet abrufbar seien. Dort habe man dann Vorschläge und Anregungen machen können. Der Fachbereich Tiefbau erklärt das mit der Corona-Pandemie, die Anwohner wollen das nicht gelten lassen. Aktuell seien Bürgerversammlungen durchaus möglich, sagen sie.
Landesregierung hat Zuschussprogramm zu Straßenausbaukosten aufgelegt
Auch die geplanten Straßenbäume sehen die Anwohner skeptisch. Auf den Grundstücken – auch der Vivawest – gebe es ausreichend grün und auch große Bäume, so ihre Auffassung. Mit Blick auf den Plan, den der Fachbereich Tiefbau den Anwohnern zur Verfügung gestellt hat, spricht die ehemalige SPD-Ratsfrau für Ebel und die Welheimer Mark, Gabi Sobetzko, von einem „Luxusausbau“.
Als Anwohnerin ist sie selbst betroffen und fürchtet, dass auf sie und ihre Nachbarn hohe Kosten zukommen. Von 15 bis 19 Euro pro Quadratmeter Grundstücksgröße sei die Rede, sagen die Anwohner. Denn nach wie vor werden in NRW Straßenausbaukosten auf die Anwohner umgelegt. Das ist geltendes Recht, an das sich die Kommunen halten müssen.Allerdings hat die Landesregierung zuletzt ein Zuschussprogramm aufgelegt, um die Anlieger zumindest teilweise zu entlasten.
Gesamtkosten für den Ausbau liegen bei rund 950.000 Euro
Heribert Wilken, der Leiter des Fachbereichs Tiefbau beziffert die Gesamtkosten des Ausbaus auf rund 950.000 Euro. Die Hälfte davon trage die Stadt, die andere Hälfte teilten sich Land und Anlieger, so dass die Bürger am Ende rund ein Viertel der Kosten tragen müssten.
Ein einfaches Wiederherstellen der Fahrbahndecke nach der Erneuerung einer Kanalisation hält der Fachbereich für nicht sinnvoll. Wilken verweist auf schlechte Erfahrungen, die man bei der Erneuerung der Kanalisation in der Straße „Auf der Bette“ gemacht habe. „Da sind wir nämlich genau so vorgegangen und haben die Deckschicht nicht mehr ans Halten gekriegt. Es haben sich Risse gebildet und am Ende mussten wir doch die gesamte Straße erneuern.“ Ein Problem sei die dünne Tragschicht dieser alten Straßen.
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Am Donnerstag wird Heribert Wilken den Ausbauplan in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd in der Aula Welheim vorstellen. Dann müssen die Bezirksvertreter entscheiden, ob sie dem Vorschlag des Fachbereichs folgen oder ein anderes Vorgehen befürworten. In seiner Vorlage für die Sitzung spricht der Fachbereich Tiefbau davon dass der Ausbau zu einer deutlichen Aufwertung der angrenzenden Grundstücke führe. Außerdem heißt es: „Da alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und alle Teileinrichtungen der Straße nutzen können, wird es deutlich komfortabler insbesondere für Fußgänger und Radfahrer.“
Bezirksvertretung entscheidet
Die endgültige Entscheidung über den Ausbau trifft die Bezirksvertretung Süd. Die Bezirksvertretungen haben die Entscheidungsbefugnis bei allen Straßen, die nicht von überbezirklicher Bedeutung sind. Bei städtischen Hauptverkehrsstraßen etwa entscheidet das entsprechende Ratsgremium – der Bau- und Verkehrsausschuss. Doch bei den beiden Wohnstraßen in Ebel liegt die Verantwortung bei den Bezirksvertretern.
Die befassen sich am Donnerstag, 19 August, in öffentlicher Sitzung mit dem Thema. Die Sitzung findet statt in der Aula Welheim, Welheimer Straße 80. Sie beginnt um 15 Uhr.