Bottrop. Die größte Baustelle seiner dritten Amtszeit ist für OB Bernd Tischler die Innenstadt. Angebote jenseits des Einkaufens sollen Belebung bringen.
Was ist die größte Baustelle in der dritten Amtszeit von Oberbürgermeister Bernd Tischler? Nach Quadratmetern gerechnet das gigantische Projekt „Freiheit Emscher“ zu beiden Seiten von Kanal und Emscher, gefolgt von der Nachnutzung der Bergbauflächen. Tatsächlich aber sagt Tischler auf diese Frage: „Mein erstes großes Thema ist die Innenstadt.“
Die hat der Stadtspitze in den vergangenen Jahren jede Menge Kopfzerbrechen verursacht: Immer wieder platzende Pläne für das Hansa-Center, Karstadt-Schließung, Moses-Pleite, Rückgang der Kundenfrequenz, wachsender Leerstand von Ladenlokalen.
Ziel: die multifunktionale Innenstadt
Nachdem der neue Hansa-Center-Investor Fakt die ersten beiden neuen Ankermieter für das Hansacenter vorgestellt hat, muss sich der OB immer wieder der Frage stellen, ob er ernstlich glaube, dass zwei Hotels, ein Kino (Hansacenter) und ein Fitnesscenter (Althoff-Arkaden) die Bottroper Innenstadt retten könnten? „Das sind Schritte in die richtige Richtung hin zu einer multifunktionalen Innenstadt“, heißt seine Antwort. „Die braucht keine großen Verkaufsflächen, sondern viele Angebote jenseits des Einkaufens.“
Die Aufgabe der Verwaltung sieht er darin, passende Rahmenbedingungen für diese Entwicklung zu schaffen. Helfen könnte dabei das Landesprogramm „Innenstadt 2020“ mit der Möglichkeit, leere Ladenlokale für zwei Jahre neuen Nutzern mit reduzierten Mieten zur Verfügung zu stellen. Helfen könnten neue Angebote zum Wohnen in der Innenstadt. Helfen könnten auch Details wie die geplante Lage des neuen Kinos im Hansa-Center, das seine Besucher am Altmarkt Richtung Gastromeile entlassen soll - „auch wenn das verflixt schwierig zu planen ist.“
Wichtig: Sicherheit und Sauberkeit
Bottrops Innenstadt muss aber vor allem sicher und sauber sein, sagt Tischler. Deshalb steht er hinter dem Plan, den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) aufzustocken. Deshalb will er auch das Programm fortsetzen, Langzeitarbeitslose die Innenstadt säubern zu lassen. Und deshalb ist es für ihn so wichtig, dass der Umbau am Trapez in diesem Sommer endlich begonnen: „Wir müssen die Stadt schöner machen.“
Dazu zählt für ihn auch die Erweiterung des Kulturzentrums an der Böckenhoffstraße, auf dessen Fertigstellung er sich ebenso freut wie auf die Eröffnung des ausgebauten Museums Quadrat: „Die Reden für diese Eröffnungsfeiern habe ich im Kopf schon fertig.“
Zur Belebung von Gastromeile und Innenstadt kann auch das neue Studentenwohnheim der Hochschule beitragen. Überhaupt, sagt Tischer, „liegt die Hochschule Ruhr-West mir am Herzen, weil sie positive Signale in die Stadt sendet“. So sei das neue Institut auf Prosper 3 „ein schönes Symbol für den Strukturwandel“.
„Weltweit beobachtete Erfolgsgeschichte“
Von diesem Stichwort ist es für den OB nie weit bis zum Thema Innovation City. Der Wandel von der letzten Steinkohlenbergbaustadt Deutschlands zur Innovation City sei eine weltweit beobachtete Erfolgsgeschichte. Das merke er immer wieder bei internationalen Begegnungen: „Alle suchen nach solchen Erfolgsmodellen.“
Deshalb wird die Innovation City in weitere Ruhrgebietsstädte exportiert. Ob sie auch Richtung Fuhlenbrock, Grafenwald und Kirchhellen fortgeführt wird, wie es sich der OB wünscht? „Der Initiativkreis Ruhrgebiet steht dahinter und hat eine Förderung in nennenswerter Größenordnung in Aussicht gestellt. Vieles wird natürlich abhängen von der Klimabilanz, die 2021 gezogen wird.“ Dann wird sich zeigen, ob die Innovation City ihr selbst gestecktes Ziel erreicht hat, von 2010 bis 2020 im Pilotgebiet die CO2-Emissionen um 50 Prozent zu reduzieren.
Wohnbebauung auf Prosper IV
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Beim Thema Nachnutzung von Bergbauflächen bittet Tischler um Geduld für die Planungen für „Freiheit Emscher“ im Bottroper Süden und Essener Norden. „Da bohren wir gemeinsam mit der Stadt Essen und der RAG Montan Immobilien ganz dicke Bretter. Die Umsetzung vieler Pläne werde ich in meiner Amtszeit nicht mehr erleben.“ Schneller gehen könne die Entwicklung auf Prosper IV in Grafenwald. Hier spricht sich der OB gegen eine Nutzung nur als Gewerbegebiet aus und schlägt vor, „als Kompromiss 15 bis 20 Hektar der Flächen für den Wohnungsbau zu entwickeln“. Wohl wissend, dass er damit Druck vom Kessel nimmt in der Debatte um Neubaupläne auf der grünen Wiese in Grafenwald.
Jugendparlament: „Da bin ich neugierig“
Beim Ausblick auf die kommunalpolitische Arbeit der neu gewählten Gremien betont der Oberbürgermeister: „Die Arbeit des neuen Jugendparlamentes finde ich wichtig. Da bin ich neugierig. Das gilt auch für den neuen Integrationsausschuss.“
Und wie wird sich die Debattenkultur im Rat entwickeln? Ohne Parteien direkt zu adressieren, befürchtet Tischler: „Es wird öfter emotionale Konflikte geben als bisher schon“