Bottrop. . Der Oberbürgermeister sieht nach der Moses-Insolvenz neue Herausforderungen. Er räumt aber ein: Der Spielraum der Stadt Bottrop ist begrenzt.
Die Stadt macht sich auf den Weg, die Innenstadt weiter zu entwickeln. Dabei wird sie jedoch nicht mehr auf eine Entwicklung des Hansa Centers warten. Selbstverständlich sei das Einkaufszentrum ein wichtiger Baustein für die Innenstadt, betont Oberbürgermeister Bernd Tischler im WAZ-Gespräche. Doch inzwischen gehe es nicht mehr darum, auf das fertige Einkaufszentrum zu warten, sondern bereits jetzt die Weichen zu stellen.
Zu lange schon liegt es brach, und angesichts der Entwicklung rund um das Kaufhaus Moses stehe die Stadt vor neuen Herausforderungen. Mit Blick auf die Moses-Insolvenz und den offenen Streit zwischen Vermieter Devello und den Kaufhaus-Eigentümern weisen Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderer noch einmal auf den begrenzten Spielraum hin, den eine Stadt in einem solchen Fall hat. „Wir können nur Rahmenbedingungen für den Einzelhandel schaffen“, so Tischler. Entscheidungen über neue Vermietungen seien nun einmal Sache des Eigentümers.
Zwei Drittel der Immobilien im örtlichen Besitz
„Wir können allenfalls vermitteln, wenn Unternehmen auf uns zukommen und nach einem Standort suchen“, verdeutlicht Sabine Wissmann, Leiterin der Wirtschaftsförderung. Das tue die Stadt auch, ergänzt Sara Kreipe, bei der Wirtschaftsförderung verantwortlich für die Innenstadt. So sei man beispielsweise aktuell in Gesprächen mit Blumen Risse. Das Unternehmen musste seine Filiale auf der Gladbecker Straße schließen, will aber in Bottrop bleiben. „Da helfen wir, wenn wir können.“ Ein Vorteil in Bottrop sei, dass rund zwei Drittel der Immobilien in der Innenstadt einheimischen Besitzern gehören. Da gebe es einen guten Draht, allerdings mit Unterschieden. „Mancher Besitzer legt wert auf einen qualitativ hochwertigen Besatz, andere schauen mehr auf den Quadratmeterpreis, den sie erzielen können.“ Und in solchen Fällen könnten die großen Ketten in der Regel mehr bezahlen. Klagen, dass in der Stadt attraktive Geschäfte fehlen, die Friseure überhand nehmen, kennt selbstverständlich auch die Wirtschaftsförderung. Doch seien der Stadt dort die Hände gebunden.
Verschiedene Stellschrauben
„Wir haben natürlich auch Ecken auf dem Schirm, die verbesserungswürdig sind“, sagt der Oberbürgermeister. Dort, wo die Stadt handeln könne, tue sie es auch. Tischler verweist auf den verschlossenen Durchgang an der unteren Hochstraße. Hier hier habe man dem Hausbesitzer helfen können. Und auch die Sanierung der Gladbecker Straße sei in Abstimmung mit den Einzelhändlern und den Gastro-Betrieben erfolgt.
Oberbürgermeister bietet sich als Vermittler an
Im aktuellen Streit zwischen Moses und Vermieter Devello ergreift die Stadt keine Partei. Der Oberbürgermeister bietet sich allerdings – falls gewünscht – als Vermittler an.
Auch der Vorsitzende des Einzelhandelsverbands in der Stadt, Jan Gerd Borgmann, appelliert an die Streitparteien, sich an einen Tisch zu setzen und das Problem für Bottrop zu lösen.
„Wir haben Dinge angefasst“, stellt das Stadtoberhaupt klar. Kritische Stimmen, nach denen die City vor zehn, 15 Jahren attraktiver war, weist er zurück. „Ich finde, die Stadt hat in den letzten Jahren durch die Neugestaltung der Plätze gewonnen. Die Aufenthaltsqualität hat sich verbessert. Und ich glaube, wir hatten noch nie so viel Außengastronomie in der Stadt.“ Um das zu unterstützen, habe die Verwaltung bewusst die Gebühren niedrig gehalten, sagt Tischler. Das sei nämlich auch so eine Rahmenbedingung, die die Stadt steuern könne.
Kostenloses Parken ist unerwünscht
Eine andere Rahmenbedingung ist die Parkgebühr. Zuletzt tauchte wieder – zumindest in den sozialen Netzwerken im Internet – verstärkt die Forderung nach freiem Parken auf. Das lehnt der Oberbürgermeister aus zwei Gründen ab. Er hat die Sorge, dass bei unbegrenzt freiem Parken die Stellplätze in der City durch diejenigen blockiert werden, die in der Innenstadt arbeiten. Dann fehlt es wieder an Parkraum für die Kunden. Und auch in dem zeitlich begrenzten gebührenfreien Parken sieht Tischler eine Ungerechtigkeit. „Was ist denn mit denen, die mit dem Bus in die Stadt fahren? Die zahlen dann weiterhin?“
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In anderen Städten gebe es die Regelung, dass Einzelhändler ab einem bestimmten Einkaufswert das Parkticket erstatten. Sara Kreipe: „Das tun hier in Bottrop auch schon einige, und wir führen gerade Gespräche mit weiteren Einzelhändlern, darunter auch Ketten.“
Bottrop muss eine Nische im Konzert der Großen finden
Für die Innenstadt sei es wichtig, ihre Nische zu finden. Die Lage als kleinere Stadt umgeben von großen Nachbarstädten und zahlreichen Einkaufszentren mache es schwer, sagt Sara Kreipe. Ein Vorteil bestehe darin, dass die Bottroper gut vernetzt seien und sich an Aktionen beteiligten. Das sei ein Baustein, mit dem man werben könne.
„Wir bewegen in Bottrop vieles gemeinsam“, lobt die Wirtschaftsförderin die Zusammenarbeit zwischen Handel, Interessengemeinschaften und Verwaltung. Das sei wichtig, um die Innenstadt zukunftsfähig aufzustellen. Das, was Bottrop auszeichne, eine gewisse Bodenständigkeit, wolle man stärker herausstellen und kommunizieren, sagt Sara Kreipe. Das sei Teil der Innenstadtkampagne „Hallo Bot“.
Bottroper wurden 2017 zur Innenstadt befragt
Gleichzeitig verweisen die Verantwortlichen auf eine Befragung zur Innenstadt aus dem Jahr 2017. „Da haben auch die Bottroper viele positive Aspekte an ihrer Innenstadt gefunden“, sagt Sara Kreipe. Jan Gerd Borgmann, der Vorsitzende des Einzelhandelsverbands, sieht auch nur die Chance, die Kräfte vor Ort zu bündeln. Der Einzelhandel habe Probleme, nicht nur in Bottrop.
„Es gibt in einer Stadt wie Bottrop keinen Akteur, der allein die Stadt retten kann.“ Stattdessen müsse es gelingen, mehrere Akteure zusammenzubringen, die dann diejenigen zufrieden stellen, die hier in der Stadt wohnen. Die müssten sich wohlfühlen, sagt Borgmann, der gleichzeitig die kurzen Wege zur Wirtschaftsförderung und den ständigen Dialog lobt.