Bottrop. Bottrop bewirbt sich um ein Förderprogramm des Landes, um Leerstände anzumieten. Das hat die Stadt vor, um den Wandel der Innenstadt anzugehen.

In der Bottroper Innenstadt droht der nächste Leerstand. Die Parfümeriekette Douglas bestätigte auf Nachfrage, dass sie ihre Filiale an der Hansastraße aufgibt. Er ist nicht mehr profitabel genug. Eine Unternehmenssprecherin teilte mit: „Douglas überprüft seine einzelnen Filialen kontinuierlich auf ihre Profitabilität. Leider war diese bei der Filiale in Bottrop nicht mehr gegeben.“ Im Januar gibt das Unternehmen seine Filiale in Bottrop dann endgültig auf. Direkt daneben wird zeitgleich die Juwelierkette Christ ihre Filiale schließen. Damit droht der Bottroper Innenstadt weiterer Leerstand.

Bei der Stadt spricht man von derzeit rund 23 Leerständen in der Innenstadt. Der Verwaltungsvorstand hat sich deshalb am Dienstag entschlossen, sich für ein Förderprogramm des Landes zu bewerben. Dieses Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren in NRW sieht verschiedenen Möglichkeiten vor.

Vermieter müssen auf einen Teil ihrer bisherigen Einnahmen verzichten

Der Stadtverwaltung gehe es jedoch um den Verfügungsfonds für Anmietungen, der auch Teil des Programms ist, stellt Oberbürgermeister Bernd Tischler klar. Er ermöglicht es Städten, leerstehende Ladenlokale anzumieten und weiter zu vergeben. Bedingung dabei: Der Vermieter darf maximal 70 Prozent der Miete aufrufen, die er zuvor eingenommen hat.

Auch interessant

Selbstverständlich könne man nicht alle Leerstände auf diese Weise anmieten, stellt Tischler klar. Aber sieben bis acht solcher Ladenlokale seien denkbar. Die könne die Stadt dann weiter vergeben, diejenigen, die dort einziehen zahlen dann 20 Prozent der Altmiete an die Stadt. Befristet ist das Programm auf zwei Jahre.

Landesregierung will so wieder Leute und Frequenz in die Zentren bringen

Das Land stellt klar, dass es ihm insbesondere darum geht, frequenzbringende Angebote in solchen Läden unterzubringen. Das muss nicht zwangsläufig Einzelhandel sein. Auch Reparaturcafés, kulturwirtschaftliche oder Bildungsangebote seien denkbar.

Die Verwaltung habe erste Gespräche mit Immobilienbesitzern geführt, sagt Sabine Wissmann, Leiterin der Wirtschaftsförderung. „Einige haben schon Interesse signalisiert.“ Denn Hausbesitzer in der Innenstadt spürten den Wandel. Verstärkt durch Corona wird deutlich, dass Innenstädte nicht mehr allein auf den Einzelhandel setzen sollten. Die Rede ist auch von der Post-Corona-Innenstadt.

Devello und Fakt setzen auf multifunktionale Nutzung ihrer Bottroper Immobilien

Experten sprechen sich für eine multifunktionale Nutzung der City aus. Neben Einkaufen und Arbeiten müssen Gastronomie oder Wohnen eine stärkere Rolle spielen. Professor Dr. Ing. Thomas Krüger vom Arbeitsbereich „Projektentwicklung und Projektmanagement in der Stadtplanung“ der Hamburger Hafencity Universität hat es gegenüber dem 3-Sat-Magazin Makro so formuliert: Die Innenstadt müsse sich zu einem „Place to be“ entwickeln, „wo neue Kombinationen von Handel, Beratung, Dienstleistungen, Handwerk, Gastronomie, Kommunikation, Bildung und Kunst ausprobiert werden und sich Menschen oder Gruppen mit ganz verschiedenen Vorlieben und Hintergründen begegnen“.

Auch interessant

Mit Devello und Fakt, den Besitzern der Althoff-Arkaden und des Hansa-Centers, gibt es erste Immobilienbesitzer, die diesen multifunktionalen Ansatz in ihren Immobilien umsetzen. Bewusst habe man ein Fitnessstudio als Mieter gewonnen, weil es Frequenz ins Haus und in die Stadt bringe, so Devello-Geschäftsführer Christian Zöll. Auch das Hansa-Center setzt auf Hotel, Event, Gastronomie und Kino und längst nicht mehr nur auf Handel. Und diese Multifunktionalität müsse eben die gesamte Innenstadt für sich entdecken, so Zöll.

Bottroper Wochenmarkt ist ein wichtiger Baustein in allen Überlegungen

Mit der Gastromeile an der Gladbecker Straße ist es ja gelungen. Die IG Marktviertel und die Macher des Marktviertelcafés gibt es Protagonisten, die die Innenstadt vorantreiben wollen. Die werde man unterstützen, so Tischlers Versprechen. In dem Zusammenhang sei der Wochenmarkt ein wichtiger Baustein betonte Tischler, schließlich ist er vielfach ja jetzt schon nicht nur Versorgungsmarkt sondern auch Treffpunkt. Und den werde man im gesamten Prozess wie ein rohes Ei behandeln. „Das ist meine erklärte Vorgabe an die städtischen Dienststellen.“

Innenstadt wird zum Sanierungsgebiet

Im Juni hat der Rat ein Verfahren angestoßen, um die Bottroper Innenstadt offiziell als Sanierungsgebiet auszuweisen. Die entsprechenden Arbeiten dazu laufen. Wenn es gelingt, ein solches Sanierungsgebiet auszuweisen bringt es für den City-Umbau Fördergelder und für die Bauherren Steuervorteile.

Der Rat hat sich entschieden, externe Fachleute zu beauftragen die dieses Verfahren vorbereiten und begleiten. Denn bisher ist ein solches Sanierungsgebiet in Bottrop noch nie ausgewiesen worden, man möchte daher auf Nummer sicher gehen.