Bottrop. Die HRW bezieht 1500 Quadratmeter im Gründerzentrum Proper III in Bottrop. Dort wird zukünftig geforscht. Doch die Raumnot ist damit nicht gelöst

Die Hochschule Ruhr West (HRW) übernimmt Räume im Gründerzentrum Prosper III. Symbolisch überreichte Oberbürgermeister Bernd Tischler nun den Schlüssel an Hochschulpräsidentin Professor Susanne Staude. Die Hochschule mietet für zehn Jahre rund 1500 Quadratmeter im Gründerzentrum, das ist etwa die Hälfte der Fläche des Zentrums. Hier legt die Hochschule künftig einen Schwerpunkt auf die Forschung.

Labors, Schulungsräume und Büros richtet die HRW hier ein. Das Prosperkolleg – es erforscht die Kreislaufwirtschaft, also die weitergehende Nutzung von Rohstoffen über ein Produkt hinaus, zieht ein. Auch das FabLab, das Labor, das auch Schülerinnen und Schülern und anderen Interessierten offen steht und wo unter anderem mit 3D-Druck gearbeitet wird, findet Platz in einer der angemieteten Hallen.

HRW schafft in Bottrop einen „Ort der Innovation“

Die HRW investiert Forschungsgelder und bietet auch Büro und Co-Working-Space, also Arbeitsplätze, die sich verschiedenen Menschen teilen können an. So sollen auch Firmengründungen aus der Hochschule heraus gefördert werden. „Wir schaffen hier einen tollen Ort der Innovation“, freut sich Professor Oliver Koch, Vize-Präsident der HRW und verantwortlich für Forschung und Transformation.

Der Einzug ins Gründerzentrum lindert auch ein wenig die Raumnot am Campus Bottrop an der Lützowstraße. Auf Prosper III konzentriert sich dann vor allem die Forschung der HRW. Dazu muss man wissen: Rund 90 Prozent der Drittmittel der Hochschule werden am Campus Bottrop eingeworben, die übrigen zehn Prozent in Mülheim. Deshalb blickt Susanne Staude auch optimistisch auf die Laufzeit des Mietvertrags. Denn Projekte habe man bisher eigentlich nur für die nächsten viereinhalb Jahre. „Aber das ist auch ein Vertrauensvorschuss, weil die Fachbereiche und Institute in Bottrop sehr gut darin sind Forschung und Projekte anzustoßen.“

Am Campus Bottrop studieren rund 1500 junge Menschen

Nur: Trotz der zusätzlichen Räume auf dem Prosper-III-Gelände sind die Platzprobleme an der Lützowstraße nicht gelöst. Am Campus Bottrop studieren inzwischen rund 1500 junge Menschen. Konzipiert war der Standort ursprünglich für rund 800. Intern sei man dabei, einen Hochschulentwicklungsplan zu entwickeln, so Susanne Staude. Da gehe es auch darum, den künftigen Platzbedarf zu ermitteln. Mit dem Plan könne man dann ans zuständige Ministerium in Düsseldorf herantreten. Denn die Finanzierung der Lehre – dazu zählen auch die entsprechenden Räume – ist Sache des Landes.

In dem Zusammenhang passt es gut, dass dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) – der auch die HRW gebaut hat – in unmittelbarer Nähe an der Gladbecker Straße weitere Grundstücke gehören. Die hatte der BLB gekauft, um dort bei Bedarf Parkplätze einrichten zu können, als Anwohner starke Kritik an den aus ihrer Meinung nach zu wenigen Stellplätzen im HRW-Umfeld geübt hatten.

Gründerzentrum investiert hohe sechsstellige Summe in hochschulgerechten Umbau

Es wäre als naheliegend, diese Grundstück in mögliche Erweiterungspläne aufzunehmen. Darauf angesprochen wollte sich niemand äußern. So weit seien die Überlegungen noch nicht gediehen, es gebe zu viele Fragezeichen und es sei überhaupt nicht klar, ob sich die Grundstücke tatsächlich für die Hochschulnutzung eignen würden.

Auch im Gründerzentrum waren zahlreiche Umbauarbeiten nötig. Eine hohe sechsstellige Summe habe man investiert, um die Räume für die HRW entsprechend umzubauen. Neben technischen Anforderungen musste etwa hochschultauglicher Boden in den künftigen Labors eingebaut werden, erläutert Christoph Happe, Geschäftsführer des Gründungszentrums. Das Gründerzentrum profitiert aber doppelt durch den neuen Mieter. Die HRW sei auch ein Zugpferd für andere Interessenten, so dass das Zentrum nun zu nahezu 100 Prozent vermietet sei.

Oberbürgermeister lobt HRW als „Glücksfall für die Stadt und die Region“

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OB Bernd Tischler jedenfalls zeigte sich hocherfreut über diese Erweiterung der HRW. Sie sei für die Stadt und die Region ein „unglaublicher Glücksfall“. Zudem symbolisiere sie – gerade am Standort Prosper III – den Strukturwandel. „Hier sind noch vor wenigen Jahren die Kumpel zur Schicht unter Tage eingefahren und nun haben wir hier studentisches Leben.“ Eine Entwicklung, die auch dem Umfeld dort gut tue. Zwischenzeitlich als sozialer Brennpunkt verschrien hat es sich in den letzten Jahren schon ein wenig verbessert. Die Hochschule sei nun ein weiterer „Stabilitätsfaktor für das Quartiersumfeld“, so Tischler.

Lange Planungs-, Bewilligungs- und Umbauphase

Bereits im April 2017 hatte die HRW im Beisein des damaligen NRW-Wirtschaftsministers Garrelt Duin (SPD) die Pläne für das Prosperkolleg vorgestellt und angekündigt, dass die neue Einrichtung ihren Platz auf dem Prosper-III-Gelände finden werde. Doch die Bewilligung der Mittel für die Forschung habe rund anderthalb Jahre gedauert, heißt es seitens der HRW, auch weil dazwischen in NRW eine neue Landesregierung gewählt wurde.

Auch die Planung und die eigentlichen Baumaßnahmen im Gründerzentrum haben ihre Zeit gebraucht. Rund ein Jahr habe man umgebaut, sagt Geschäftsführer Christoph Happe. Nun übernimmt die HRW die Räume, richtet sie ein und spätestens zum Wintersemester, wahrscheinlich aber schon ab September, läuft der Betrieb an.