Bottrop. Polizei und Ordnungsdienst kündigen in Bottrop mehr Streifen rund um den Berliner Platz an. Damit soll das Sicherheitsgefühl erhöht werden.

Polizei und kommunaler Ordnungsdienst (KOD) wollen das Sicherheitsgefühl der Bürger vor allem in der Innenstadt wieder erhöhen. Deshalb wird es „verstärkt Streifen von KOD und Polizei“ rund um den Busbahnhof ZOB, den Berliner Platz und das Trapez geben. Das kündigt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber an.

Dass Anwohnern, Pendlern und Passanten nicht wirklich wohl ist beim nächtlichen Aufenthalt rund um den ZOB, hat gute Gründe. Nicht nur mit Blick auf die Innenstadt konstatiert die Verwaltung eine „zunehmende Zahl von Ordnungsstörungen“ und ein „erkennbar schwindenden Sicherheitsgefühl der Bevölkerung“. Kein Wunder bei Meldungen wie diesen.

Tatort ZOB: Polizeieinsatz am Busbahnhof.
Tatort ZOB: Polizeieinsatz am Busbahnhof. © Kai Süselbeck

„Sie forderten Schmuck und Mobiltelefon“

Polizeibericht vom 25. November: „Am Samstag, gegen 1 Uhr, wurde ein 18-Jähriger aus Marl in Begleitung von zwei Bekannten von mindestens fünf Männern am Berliner Platz angesprochen. Sie forderten Schmuck und Mobiltelefon von dem 18-Jährigen. Als er sich weigerte, schlugen die Täter auf ihn ein.“ Polizeibericht vom 14. Oktober: „Am Samstag, gegen 3.30 Uhr, schlugen zwei unbekannte Täter einem 39-jährigen Bottroper am Berliner Platz mit der Faust ins Gesicht. Anschließend rissen sie ihm eine Bauchtasche mit Bargeld vom Körper.“ Polizeibericht vom 26. September: „Heute, gegen 10.20 Uhr, ging ein 33-jähriger Mann eine 32-jährige Kassiererin in der Filiale eines Discounters auf der Osterfelder Straße an, schubste sie zur Seite und nahm Geld aus der Kasse. Mit der Beute flüchtete er. Bei der Fahndung konnte der Täter kurze Zeit später am Berliner Platz festgenommen werden.“

„Wir haben ein besonderes Auge darauf“

Die Trinker- und die Drogenszene auf dem Berliner Platzsowie rabiat auftretende Jugendliche bedrohen nicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger, bestätigt der Polizeisprecher: „Es gibt rund um den Berliner Platz Diebstahls- und Körperverletzungsdelikte. Und dass am Berliner Platz mit Drogen gehandelt wird, ist auch kein Geheimnis.“ Deshalb will die Polizei jetzt sowohl mit Beamten der Bottroper Wache als auch mit denen des Bezirks- und Schwerpunktdienstes ein besonderes Auge auf diesen Bereich der Innenstadt richten.

Das tut auch Not, heißt es bei der Stadtverwaltung. Sie registriert in der Bevölkerung „den dringenden Wunsch nach verstärkter Präsenz“ auch des kommunalen Ordnungsdienstes. „Dies gilt insbesondere für eine Bestreifung des Innenstadtbereiches (Berliner Platz/Untere Hochstraße) und einer Beobachtung/Überwachung der dort vorhandenen Szene“.

Überlegung: Ordnungsdienst aufstocken

Deshalb hat die Stadtspitze in einem Bericht an den Hauptausschuss am Dienstag von einer „angedachten Neuausrichtung“ des kommunalen Ordnungsdienstes berichtet. „Ansichts der vielfältigen und zahlenmäßig ansteigenden ordnungsbehördlichen Aufgaben ist die Aufstockung des KOD geboten, um weiterhin den gesetzlich zugewiesenen Auftrag der Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung effektiv und verantwortungsvoll wahrnehmen zu können“.

Die Anwohner der Häuser an der Horster Straße zwischen ZOB und Trapez haben es schriftlich, dass auch die Stadt in ihrem Umfeld Handlungsbedarf sieht (siehe unten). Weil sie sich von der Stadt im Stich gelassen fühlen, haben sie im Herbst Oberbürgermeister Bernd Tischler und Bürgermeisterin Monika Budke bei deren Sprechstunden ihren Frust über nächtliche Drogengeschäfte und Krawall auf der Horster Straße und am Trapez auf den Schreibtisch gekübelt. Vor allem im Sommer seien die Nächte kurz gewesen: „Die machen da nachts Karatetraining.“

„Hiergegen ist der Bottroper KOD mehrfach eingeschritten“

Die Beschwerden sind berechtigt, hat Dezernent Paul Ketzer ihnen daraufhin zugestanden: „Aus den Einsatzberichten des KOD und der Polizeiwache Bottrop geht hervor, dass in dem genannten Bereich in den letzten Monaten von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen wiederholt Störungen, vorwiegend Lärmbelästigungen, ausgingen“. Er verwahrt sich aber gegen den Vorwurf der Tatenlosigkeit: „Hiergegen ist der KOD mehrfach eingeschritten.“ Es habe Platzverweise gegeben, und die Gegend werde „besonders intensiv bestreift“.

„Ich stech Dich ab!“

Die Anwohner haben nicht das Gefühl, dass ihre Klagen Gehör finden. Sowohl von der Polizei als auch vom Ordnungsdienst, berichten sie, hören sie Aussagen wie: „Was soll das, uns andauernd anzurufen?“. Oder: „Ja, was sollen wir denn jetzt machen?“ Das soll so nicht sein, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Er ermuntert die Anwohner, auch weiter im Zweifel den Notruf 110 zu wählen.

Am Trapez haben Anwohner besonders in Sommernächten Drogenhandel beobachtet.
Am Trapez haben Anwohner besonders in Sommernächten Drogenhandel beobachtet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Immerhin: Die Beamten der Drogenfahndung haben die Anwohnerhinweise auf Drogenhandel ernst genommen und sich an drei Tagen auf die Lauer gelegt. Mit Erfolg und Festnahmen. „Aber der Boss, der da alles organisiert, der war immer rechtzeitig verschwunden, bevor die Polizei kam.“

Dicker Stein des Anstoßes

Ein dicker Stein des Anstoßes ist für die Anwohner ein arabisches Café am Trapez, genauer dessen überwiegend junge und männliche Besucher, die dort bis tief in die Nacht Billard spielen und Lärm verursachen. Die Anwohner haben in ihrer Not Lärmprotokolle geschrieben: „Jede Nacht geht das bis zwei Uhr früh.“ Eine Anwohnerin, die direkt über dem Café wohnt, beschreibt den Lärm: „Es hört sich an wie Kanonenkugeln. Ich wohne seit 36 Jahren hier. Es war viele Jahre lang so ein ruhiges Viertel.“ Eine andere Anwohnerin, die sich vom Balkon herab über den Lärm beschwerte, bekam zu hören: „Ich stech Dich ab!“ Die Fortsetzung der Äußerung war nicht jugendfrei.

Jetzt versichern Polizei und Ordnungsdienst, sie würden das Problem gemeinsam und entschlossen angehen. „Das Objekt steht bei uns im Fokus“, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Er verweist allerdings darauf, dass bei Ruhestörung und Lärmbelästigung die Stadt erster Ansprechpartner ist.

„Pingelige Kontrollen“ angekündigt

Und die hat sich in der letzten Zeit „intensiv gekümmert“ um das Objekt, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken. Auch aufgrund der schlechten Isolierung im Gebäude gebe es „deutlich Lärmbelästigungen“. Der Vermieter habe der Ordnungsbehörde mitgeteilt, er wolle zeitnah für besseren Schallschutz sorgen.

Der kommunale Ordnungsdiens wird nach Pläskens Angaben jetzt durch „pingelige Kontrollen“ dafür sorgen, dass zumindest die Nachtruhe der Anwohner halbwegs ungestört bleibt. Die Mitarbeiter des KOD würden „dafür sorgen, dass um 23 Uhr Schluss ist“. Bei ihren Kontrollen würden sie außerdem für eine Einhaltung des Rauchverbotes im Café sorgen.