Bottrop. Das erste Kaufhaus der Firma Althoff eröffnete 1892 an der Hochstraße. Ein Jahr vor dem 125. Ortsjubiläum verlässt Karstadt 2016 nun die Stadt.
Eine Stadt verliert eines ihrer wirklich großen Schaufenster und eine repräsentative Marke ihren Nimbus. Sein 125. Jubiläum am Standort Bottrop wird Karstadt nicht mehr feiern. Dafür hätte man die Entscheidung zur Schließung um ein Jahr, auf 2017, verschieben müssen. Beim Blick in die Einkaufsgeschichte und der Berichterstattung darüber in den vergangenen sechs Jahrzehnte, zeigt sich auch der Bedeutungsverlust eines einstigen Einkaufsflaggschiffs in der Innenstadt.
Der Warenhauskonzern, in dem die damaligen Theodor Althoff-Kaufhäuser aufgingen, ist seit 1892 in Bottrop ansässig, zunächst auf der Hochstraße neben der alten Schauburg. 1928 entstand der repräsentative Neubau mit imposanten Formen und 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche an der Hansastraße: Der erste Konsumtempel, der die Stadt bis zum Bombenkrieg mit allem versorgte, was zum Leben - und etwas Luxus - nötig war.
Karstadt verlässt Bottrop
Bottrop gehörte zu den 60 Häusern, die der Konzern im Krieg verlor, so stand es im Mai 1948 in der WAZ, die selbst erst kurz zuvor im April gegründet worden war.
Wochen später beginnt bereits die „Enttrümmerung“, denn der Konzern beschließt den Wiederaufbau an alter Stelle. Im Frühjahr 1951 hat die Stadt „ihr“ Warenhaus wieder. Mit 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche, einer so genannten „Karim-Tür“, bei der man durch den typischen Luftschleier das Haus betritt, der ersten Schwarz-Weiß-Decke Deutschlands - unter der sich ein neuartiges Beleuchtungssystem verbirgt - und einer große Lebensmittelhalle mit der damals neuen Selbstbedienung, ist „Althoff“ fast wieder auf der Höhe der Zeit. Tausende drängen sich bei der Wiedereröffnung im Juni auf Hoch- und Hansastraße. Bereits ein Jahr später soll erweitert werden, denn die Vorkriegsgröße war noch längst nicht wieder erreicht.
Das sollte nicht lange dauern. Das Wirtschaftswunder ist auch in der jungen Großstadt Bottrop (1953) überall zu spüren. Die Lebensmittelabteilung - lange ein Herzstück des Hauses - wird vergrößert und ins Untergeschoss verlegt. Mitte der 70er Jahre reißt man die alte Häuserzeile aus der Gründerzeit auf der Hochstraße ab und erweitert das seit 1963 unter „Karstadt“ firmierende Warenhaus.
Das verfügt nun über 10 500 Quadratmeter Verkaufsfläche auf vier Etagen, ein 200-Plätze Café mit eigener Konditorei, Imbiss, Milchbar, Restaurant, Flächen für Campingausstellungen und Weihnachtsmarkt: Was heute das Shoppingcenter auf der Wiese ist, war einst das Kaufhaus in der City. Plante das Haus mit seinem neuen Haupteingang gegenüber Mensing noch 1992 eine gemeinsame Glasüberdachung mit dem Modehaus (sie kam bekanntlich nie), sorgen sich zwei Jahre später schon die ersten Mitarbeiter um ihre Jobs. Arcandor, Berggruen, Benko: Den Rest kennt man. In Bottrop ist Karstadt nun bald Geschichte.