Bochum. „Flagge zeigen“ gegen rechts wollen Initiativen im Bochumer Südwesten. Dabei geht es auch um die rechtsextremen „Graue Wölfe“. Was geplant ist.

In der allgemeinen Bewegung gegen Rechts (und die AfD im Speziellen) will auch ein Bochumer Stadtteil Flagge zeigen. Mehreren Initiativen in Dahlhausen ist es dabei vor allem ein Anliegen, besser über die rechtsextreme türkische Gruppe „Graue Wölfe“ zu informieren und aufzuklären. Diese ist im Ort sehr aktiv. In einem ersten Schritt haben die Aktiven eine Plakataktion gestartet. Zudem soll es jetzt bald eine Demo von Linden nach Dahlhausen geben.

Wenige Stadtteilbewohner wissen Bescheid über die „Grauen Wölfe“

„Die ,Grauen Wölfe‘, die seit ca. 15 Jahren in Dahlhausen an der Dr.-C.-Otto-Straße 138 unter dem Namen Türk Federasyon eine Art Vereinslokal unterhalten und einmal im Jahr ein Fest auf dem Bahnhofsvorplatz in Dahlhausen veranstalten, sind eine eindeutig nationalistische und rechtsextreme Vereinigung, über deren Ausrichtung – so unsere Wahrnehmung – aber wenige Stadtteilbewohner Bescheid wissen“, heißt es in einem Schreiben des Netzwerkes Dahlhausen um den Internationalen Kulturverein Dahlhausen und die Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit in Dahlhausen (IfNuN). Gegen dieses Unwissen wolle man mit verschiedenen Veranstaltungsformen etwas unternehmen.

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Bei einigen Organisationstreffen wurden auch schon erste Aktionen geplant: „Flagge zeigen“. „Nachdem uns ein Zuschuss aus dem Bochum-Fonds über BO Marketing bewilligt wurde, haben wir Transparente und Plakate in verschiedenen Größen drucken lassen, die zum Ausdruck bringen sollen, dass viele Menschen, Vereine, Geschäfte und Einrichtungen in Linden-Dahlhausen für Demokratie und Vielfalt und gegen Hass und Ausgrenzung eintreten, indem sie diese Transparente oder Plakate auf- und aushängen“, erklärt Karin Salewski, die Vorsitzende des Kulturvereins.

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„Linden-Dahlhausen ist ein Ort des Zusammenhalts und der Solidarität. Wir stehen zusammen gegen Faschismus, Rassismus und Diskriminierung. Gemeinsam für Gewaltfreiheit und Respekt“, steht auf den Plakaten, von denen einige bereits den Stadtteil zieren. Soviel zum allgemeinen Statement gegen Rechts. Doch Dahlhausen hat mit den „Grauen Wölfen“ halt auch noch ein spezielles Problem. Und das will man nun endlich angehen.

Im Frühjahr wird in Bochum-Dahlhausen regelmäßig ein Fest gefeiert, das die rechtsextreme türkische Gruppe „Graue Wölfe“ nutzt, um ihr nationalistisches Gedankengut zu verbreiten.
Im Frühjahr wird in Bochum-Dahlhausen regelmäßig ein Fest gefeiert, das die rechtsextreme türkische Gruppe „Graue Wölfe“ nutzt, um ihr nationalistisches Gedankengut zu verbreiten. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Schon vor ein paar Jahren hatte Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) anlässlich des Frühlingsfestes der Gruppe auf dem Otto-Wels-Platz am Bahnhof eine Informationsoffensive gefordert, weil dort „offen Rassismus an den Tag gelegt wird“. Diese soll nun starten. Gräf selbst wirkt zusammen mit seiner Frau Sonja als SPD-Ratsfrau mit. „Das ist nicht nur Folklore und ein bisschen Tradition bei dem Fest“, sagt er. „Wir haben uns die Texte übersetzen lassen. Da ist einem schlecht geworden.“

Ende April startet eine Demo von Linden nach Dahlhausen

Beim jüngsten Vortreffen mit lokalen Akteuren wurde vom Netzwerk Dahlhausen jetzt eine Demonstration geplant. Diese soll am Freitag, 26. April, um 17 Uhr stattfinden. Start ist an einer der beiden Kirchen an der Hattinger Straße in Linden. Von dort ist der Weg über die Keilstraße und vorbei am Schulzentrum geplant. Ab da geht es dann weiter zum Bahnhofsvorplatz. Zwischendurch wolle man auch an einem türkischen Café Halt machen, sagt Karin Salewski. Ein wichtiger Punkt für die Informationskampagne: Kontakt aufnehmen zur türkischen Community, um gemeinsam aufzuklären und mehr Menschen zu erreichen.

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Dass dafür noch einige dicke Bretter zu bohren sind, ist allen Beteiligten klar. Einer berichtet, er habe einen türkischen Sozialarbeiter gefragt, ob er nicht zu einem der Treffen kommen wolle. Antwort: „Prinzipiell sehr gerne, aber ich muss in Dahlhausen auch noch über die Straße gehen können.“ Man brauche also einen langen Atem, um nachhaltig etwas zu ändern. Aber ein Anfang ist schon mal gemacht.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel trug ursprünglich die Überschrift „,Graue Wölfe‘ in Bochum: So wehrt sich ein Stadtteil dagegen“. Dazu haben die Initiatoren der Aktion „Flagge zeigen“ uns die Stellungnahme geschickt, die wir im Folgenden hier dokumentieren. Wir haben die Überschrift geändert.

Stellungnahme der Initiator:innen von IfNuN und Internationalem Kulturverein

Mit großem Entsetzen haben die Initiator:innen der Aktion „Flagge zeigen“ die Überschrift des Artikels gelesen. Wir wehren uns nicht, sondern wir wollen ins Gespräch kommen, Diskurs schaffen, informieren und davon überzeugen, dass Gemeinschaft, Vielfalt und Solidarität besser sind als Gewalt, Ausgrenzung und Spaltung. Bei unserer Aktion geht es darum, gemeinsam Flagge zu zeigen – gegen Rassismus, Faschismus und Diskriminierung jeglicher Art! Wir stehen gemeinsam für Gewaltfreiheit und Respekt.

Nur wenn wir im Gespräch bleiben, können wir etwas bewegen – was nicht bedeutet, dass wir faschistische Organisationen in irgendeiner Weise unterstützen. Es ist unbestreitbar, dass Rassismus und Faschismus Verbrechen sind. Organisationen, die solche Überzeugungen verbreiten, sind verbrecherisch, unabhängig von ihrer Bezeichnung.

Die Aktion „Flagge“ ist eine verbindende Initiative. Alle, die demokratische Werte vertreten, können gemeinsam zeigen, dass sie für eine demokratische Grundordnung eintreten. Eingeladen sind Menschen allen Nationalitäten und Glaubensrichtungen, wie auch die Plakatwand der Aktion in Dahlhausen zeigt. Wir freuen uns über Menschen, die diese Werte teilen und unterstützen.

Die Initiator:innen aus dem Internationalen Kulturverein e.V. und der Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit (IfNuN)