Bochum. Der Wohnort entscheidet, ob Gymnasiasten digital oder analog lernen, schreiben Eltern in einem offenen Brief. Sie kritisieren die Stadt Bochum.

„Bitte sorgen Sie endlich für Bildungsgerechtigkeit in der gymnasialen Bochumer Schullandschaft!“, fordern die Pflegschaften der Bochumer Gymnasien. Nachdem bereits die Eltern von Gesamt- und Sekundarschulen einen offenen Brief an Stadt und Oberbürgermeister geschrieben haben, kommen nun auch von den städtischen Gymnasien starke Vorwürfe und Forderungen. Unter den zehn Schulen herrsche seit Jahren eine Zweiklassen-Gesellschaft, einige seien vom Schulträger längst aufgegeben worden.

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„Der Wohnort von Schülerinnen und Schülern innerhalb des Bochumer Stadtgebietes entscheidet darüber, ob digital gesteuert oder analog gelernt wird“, so die Eltern in einem Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, Schuldezernent Dietmar Diekmann, Schulverwaltungsamtsleiter Thomas Ratenhof und Ratsmitglied Ernst Steinbach.

„Gymnasien in Bochum, die nicht zu Prestigeobjekten zählen, haben verloren“

Die Bochumer Gymnasien würden vom Schulträger zwangsläufig in einen Konkurrenzkampf um Anmeldezahlen gedrängt. „Ein Kampf, den die Schulen, die nicht zu den Prestigeobjekten der Bochumer Schullandschaft zählen, vorzeitig verloren haben, weil sie vom Schulträger scheinbar schon vor Jahren aufgegeben wurden“, kritisieren die Elternvertreter. Wer nicht brandschutzsaniert ist, würde auch nicht verkabelt – wer keine digitale Infrastruktur habe, brauche auch keine digitalen Endgeräte.

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Der nächste Ausschuss für Bildung und Schule findet am 28. April statt. „Bis dahin vergehen weitere zwei Monate, die ungenutzt in eine Mitteilung der Verwaltung einfließen. Es werden weitere zwei Monate vergehen, in denen die Schulgemeinden in Eigenregie und in ihrer Freizeit Endgeräte für ihre bedürftigen Schülerinnen und Schüler organisieren müssen, weil die von Ihnen schon vor Monaten versprochenen Geräte noch immer nicht ausgeliefert wurden“, heißt es weiter in dem Schreiben. Dass der digitale Unterricht an den Gymnasien in Bochum so gut funktioniere, sei nicht dem Schulträger zu verdanken, sondern Schülerinnen, Schülern, Lehrkräften und Eltern.

Eltern in Bochum fordern, dass an Schulen etwas passiert

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Die Zerbrechlichkeit des Selbstbaus würde jedoch sichtbar, seitdem es an den Schulen hybriden, also eine Mischung als Digital- und Präsenzunterricht gibt. „Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge fünf bis zehn müssen seit dem 22. Februar mit Standardsenkungen leben, weil die Lehrkräfte aus den Schulgebäuden nicht digital mit den Schülerinnen und Schülern, die zu Hause lernen, in Kontakt treten können. Funktionierendes WLAN haben die Lehrkräfte nämlich nur zu Hause“, so die Eltern. Sie fordern, dass endlich etwas passiert.

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