Bochum. Eltern aus Bochum kritisieren Stadt und OB Eiskirch scharf. Der Digitalisierungsrückstand in Schulen sei enorm, Gelder würden nicht beantragt.
„Unsere Kinder können nicht mehr warten. Stehen Sie zu Ihrem Wahlversprechen und machen Sie Schule digital“, fordern die Elternvertreter der Gesamt- und Sekundarschulen in Bochum von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. In einem offenen Brief kritisieren sie, dass Gelder aus dem „Digitalpakt Schule“ – Bochum stünden 18,7 Millionen Euro zu – seit rund einem Jahr nicht beantragt wurden. Auch versprochene Tablets habe bisher keine der sieben Schulen gesehen.
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„Alle genannten Schulen erfüllen die Voraussetzungen, um Leistungen aus diesem Digitalpakt zu beziehen. (...) Diese Gelder können seit Anfang 2020 über das Schulverwaltungsamt beantragt werden. Bis zum 26. Januar wurde die so dringend benötigte lT-lnfrastruktur seitens des Schulträgers nicht beantragt“, schildern die Elternvertreter von den fünf Gesamtschulen Erich-Kästner, Bochum-Mitte, Heinrich-Böll, Maria-Sibylla-Merian und Willy-Brandt sowie der beiden Sekundarschulen Rupert-Neudeck und Nelson-Mandela. Seit Monaten bemühten sich die Eltern intensiv um eine funktionieren IT-Infrastrukur und -Ausstattung. „Fordern immer wieder deren Auf- und Ausbauen. Werden immer wieder vertröstet. Bis heute ist nichts passiert“, heißt es in dem offenen Brief.
Elternvertreter: Stadt Bochum fehlt ein IT-Konzept für die Schulen
Laut NRW-Schulministerium werde eine Antragstellung bis Ende 2021 empfohlen. „Das setzt jedoch voraus, dass ein lT-Konzept zur Ausstattung der Schulen vorliegt. Bis heute wurde seitens der Stadt Bochum der Bedarf hierzu in unseren Schulen nicht abgefragt. An vielen Schulen war nie ein Vertreter des Schulverwaltungsamtes“, mahnen die Elternvertreter an.
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Die Corona-Pandemie mache deutlich, wie groß der Digitalisierungsrückstand in den Schulen in Bochum sei. Die Eltern fragen: „Warum kann kein Unternehmen beauftragt werden, welches dann die lnfrastruktur einrichtet beziehungsweise verbessert? Warum wird nicht für jede Schule ein einzelner Antrag gestellt, anstatt seit anderthalb Jahren einen Gesamtantrag für Bochum zu planen und man mit dieser Planung offensichtlich überfordert ist?“, fragen die Eltern.
Stadt Bochum will Dialog zu Eltern suchen
Weiterer Kritikpunkt in dem offenen Brief ist die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler in Bochum mit Tablets. Die Stadt habe im September 18.000 Tablets für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler versprochen, die Hälfte davon noch 2020: „Nicht ein Gerät ist seitdem an unseren Schulen angekommen. Die Politik fordert, auch die Schwächsten mitzunehmen. Wie soll das gehen? Ohne Ausstattung.“
Die Stadt Bochum beziehungsweise Bochums Oberbürgermeister haben sich auf Anfrage der Reaktion nicht inhaltlich zu dem Schreiben geäußert – nur so viel: „Wir haben den Elternvertreterinnen und -vertretern bereits geantwortet, dass Dietmar Dieckmann als zuständiger Dezernent die Absender zu einer Videokonferenz einladen wird“, teilt Sprecher Peter van Dyk mit. In dem Schreiben sei der Wunsch nach einem Dialog formuliert. Dem kommen die Stadt gerne nach.
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