Bochum. Viele Städte um Bochum sind bei der Digitalisierung der Schulen viel weiter, zum Teil gibt es eine komplette WLAN-Ausstattung. Ein Vergleich.
Bochum hinkt seinen Nachbarstädten bei der Digitalisierung seiner Schulen deutlich hinterher. Nach Angaben der Städte sind etwa in Gelsenkirchen und Witten alle, in Essen sämtliche weiterführenden Schulen mit WLAN ausgestattet. Dortmund verspricht, bis zum Frühjahr WLAN in 134 von 154 Schulen zu haben.
Auch interessant
In Bochum sieht das deutlich anders aus: An rund 20 weiterführenden Schulen gibt es eine recht gute WLAN-Anbindung, bestätigte Schuldezernent Dietmar Dieckmann Mitte Januar. Und: Einige dieser Schulen haben ihre Ausstattung allein der Initiative von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken. Wo Fördervereine die Ausstattung nicht finanzieren können, bleibt es nur zu warten. Wann alle Schulen WLAN haben werden, ist laut Dieckmann noch nicht absehbar.
Auch interessant
Dass der Ausbau auch schnell gehen kann, zeigt zum Beispiel ein Blick in die Nachbarstadt Dortmund: Bis zu den Sommerferien 2020 waren rund 70 von 154 Schulen mit WLAN ausgestattet. „Coronabedingt wurden die Arbeiten stark forciert, sodass Ende Januar 121 Schulen ausgestattet waren. Im Frühjahr 2021 werden 134 von 154 Schulen mit flächendeckendem WLAN ausgestattet sein“, so eine Sprecherin. Die verbleibenden 20 Schulen könnten aus unterschiedlichen Gründen kurzfristig nicht mit flächendeckendem WLAN ausgestattet werden; hier erarbeite die Stadt Übergangskonzepte.
WLAN an Schulen: Es klappt nicht in allen Ruhrgebietsstädten
Allerdings ist Bochum nicht die einzige Stadt im Ruhrgebiet, in der es in Sachen WLAN-Ausbau hapert. „Viele Schulen verfügen über funktionierende WLAN-Verbindungen, an vereinzelten Standorten auch flächendeckend“, heißt es zum Beispiel aus Duisburg. Der weitere Ausbau ist geplant. Auch Mülheim beabsichtige eine flächendeckende Ausstattung. „Die Planungsphase läuft noch. Die Umsetzung wird voraussichtlich noch zwei Jahre andauern“, so ein Sprecher.
Die Oberhausener Schulen sollen durch den Digitalpakt mit flächendeckendem WLAN versorgt werden, derzeit gebe es die Möglichkeit einer punktuellen Versorgung. „Diese Brückentechnologie wird aktuell bereits von ungefähr 65 Prozent der Schulen in Anspruch genommen“, heißt es aus der Pressestelle.
Digitalisierung an den Bochumer Schulen: Hier gibt es weitere Informationen zum Thema WLAN, iPads und Co.
- In Nachbarstädten läuft die Digitalisierung der Schulen besser als in Bochum. Es muss Schluss mit Ausreden sein, sagt Redakteurin Carolin Rau – ein Kommentar.
- Weil es ihnen zu lange dauert, haben Eltern an einige Schulen in Bochum den WLAN-Anschluss selbst in die Hand genommen. Dafür ernten sie Kritik.
- Wie eine Schule digital ausgestattet ist, hängt oft vom Engagement der Eltern ab. Warum das eine Gefahr birgt, kommentiert Karoline Poll.
- Eltern aus Bochum kritisieren Stadt und OB Eiskirch scharf. Der Digitalisierungsrückstand in Schulen sei enorm, Gelder würden nicht beantragt.
- Ein Bochumer Start-up könnte Schulen unter gewissen Voraussetzungen innerhalb von zwei Monaten mit WLAN ausstatten. Die Stadt ist zurückhaltend.
- Viele Schulen in Bochum haben kein vernünftiges WLAN. Eine der Herausforderung, über die Schuldezernent Dietmar Dieckmann im Interview spricht.
- Bis Ende des Jahres 2020 sollten 9000 Tablets und Laptops an Bochumer Schulen gehen. Dieser Plan verzögert sich. Der Bedarf in den Schulen ist groß.
- Die CDU Bochum kritisiert, dass die Stadt Gelder für die Ausstattung der Schulen nicht nutzt. Sie fordert zudem, über Ausnahmen nachzudenken.
- Mit unterschiedlichen Konzepten sind die Bochumer Schulen in den Distanzunterricht gegangen. Das hat auch etwas mit der digitalen Ausstattung zu tun.
- Bochum hat in Sachen Digitalisierung der Schulen eine lange Leitung - sagt die Gewerkschaft GEW. Sie sieht Versäumnisse bei der Stadt.
Dringlicher als WLAN ist während des Corona-Lockdowns wohl die digitale Ausstattung der Schülerinnen und Schüler zuhause. Bis Ende 2021 sollen 16.000 Tablets an die Schulen im Stadtgebiet ausgeliefert werden – wenn alles gut läuft. In den kommenden Wochen und Monaten sollen dazu permanent Geräte an Lehrerinnen und Lehrer sowie bedürftige Schülerinnen und Schüler verteilt werden.
Bochum könnte 19 Millionen Euro für Digital-Ausstattung der Schulen bekommen
Um in Sachen Digitalisierung voranzuschreiten, kann Bochum knapp 19 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule beantragen. „Das setzt jedoch voraus, dass ein lT-Konzept zur Ausstattung der Schulen vorliegt. Bis heute wurde seitens der Stadt Bochum der Bedarf hierzu in unseren Schulen nicht abgefragt. An vielen Schulen war nie ein Vertreter des Schulverwaltungsamtes“, haben Vertreter von sieben weiterführenden Schulen in einem offenen Brief angemahnt. Seit Juni 2020 sei von Seiten der Stadt noch kein einziger Förderantrag eingereicht worden, kritisierte die Politik im Schulausschuss Anfang Februar. Das sei kein Problem, hieß es hingegen von der Verwaltung. Anträge könnten noch bis Oktober dieses Jahres gestellt werden.
Auch interessant
Doch würde schnelleres Handeln nicht auch zu schnellerem Erfolg führen? Nach erfolgter Antragstellung erfolgt zunächst eine Bewilligung, teilt das Schulministerium NRW auf Anfrage mit. Die Schulträger müssen zuerst handeln, bekommen Kosten abschließend erstattet. „Es können aber mehrere Teilauszahlungen erfolgen, daher können die Gelder auch aufgrund von Abschlagsrechnungen ausgezahlt werden“, erklärt eine Sprecherin der Bezirksregierung Arnsberg. Der Schulträger könnte nun also so schnell wie möglich investieren, um in diesem Jahr Geld wiederzubekommen.
Schneller als Bochum: Viele Ruhrgebietsstädte haben Fördergelder schon beantragt
Auch interessant
Wann ein Antrag in Bochum erfolgt, ist derzeit noch nicht absehbar – auch wenn der Druck aus der Politik auf die Stadt wächst. In den Kommunen rund um Bochum scheint es schneller zu gehen. „Die Sofortprogramme für die Endgeräte für Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer aus dem Digitalpakt wurden bereits erfolgreich umgesetzt – rund 8,3 Millionen Euro standen hier für Duisburg zur Verfügung“, erklärt eine Sprecherin der Stadt Duisburg. So sieht es auch in Essen aus. Oberhausen und Gelsenkirchen haben bereits Gelder beantragt. Eine Sprecherin der Stadt Dortmund bestätigt: „Ja selbstverständlich, die Stadt Dortmund hat Mittel aus diesem Topf komplett ausgeschöpft.“ In Witten und Mülheim hingegen laufen die Planungen noch.
Weitere Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier.
Kennen Sie schon den Instagram-Account der WAZ Bochum?