Bochum. Viele Schulen in Bochum haben kein vernünftiges WLAN. Eine der Herausforderung, über die Schuldezernent Dietmar Dieckmann im Interview spricht.

Kein Jahr hat Bochums Schuldezernenten Dietmar Dieckmann, der seit April 2018 im Amt ist, wohl vor so große Herausforderungen gestellt, wie das vergangene. Sitzungen mit dem Corona-Pandemiestab Schule gehörten quasi zur Tagesordnung. Auch 2021 wird es erst mal nicht leichter. Im Interview mit WAZ-Redakteurin Carolin Rau blickt er in die Zukunft und spricht unter anderem über Digitalisierung und Lüftungssituation an den Schulen in Bochum.

Herr Dieckmann, wie bewerten Sie die derzeitige Unterrichtssituation?

„Die aktuelle Lage ist eine riesige Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer, aber natürlich auch für die Schülerinnen, Schüler und Eltern. Ich verfolge das Infektionsgeschehen und erhoffe mir, da bin ich mir einig mit den Lehrerinnen und Lehrern, dass es klare Signale gibt, wie es weitergeht.“


Wie könnten diese Signale aussehen? Konkrete Pläne sind schwierig, weil das Infektionsgeschehen nicht vorhersagbar ist.


„Die einzige Alternative zu Distanzunterricht ist ja nicht, wieder in den Präsenzunterricht überzugehen. Stattdessen sollte das von der aktuellen Situation abhängig gemacht werden, mit flexiblen Modellen. Für ein kategorisches ,Nein', das aus Düsseldorf zu dem Vorschlag aus Solingen, Klassen zu teilen kam, ist kein Platz mehr.“

Früher oder später werden die Schülerinnen und Schüler wieder in den Klassenräumen sitzen, möglicherweise schon, wenn die Temperaturen draußen winterlich sind. Das wird von vielen Seiten kritisiert. Plant die Stadt Bochum in naher oder fernerer Zukunft, doch über Lüftungsanlagen nachzudenken?

„Das A und O ist weiterhin das richtige Lüften. Landesweit gab es eine Abfrage an den Schulen, wie die Situation vor Ort ist. Fünf Bochumer Schulen haben Probleme beim Lüften zurückgemeldet, zum Beispiel wegen defekter Fenster. Die sind mittlerweile behoben. Hier in Bochum gibt es also keine problematische Lüftungssituation. Wenn es Probleme gibt und Luftreiniger helfen, werden wir sie einsetzen.

Pandemie hat eine Konsequenz für Lüftungssituation an Schulen in Bochum


Also ändert die Pandemie nichts an der Lüftungssituation in den Schulen?

„Es gibt eine Konsequenz. An Schulen, die neu gebaut werden, wie zum Beispiel in Gerthe, wird aufgrund der aktuellen Situation bei der Planung der Lüftungsanlagen nachjustiert. Doch trotzdem: Lüften ist auch dort weiterhin angesagt.“

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Wie hat die Stadt außerdem auf die Corona-Pandemie reagiert – was hat sich an den Schulen getan?

„Jede Schule hat eine zusätzliche Tages-Reinigungskraft bekommen. Eine ganz schöne Menge bei 93 Schulstandorten. Diese sorgt auch dafür, dass immer Seife da ist und Handtücher aufgefüllt werden.“


Themenwechsel: Stichwort Chancengleichheit und digitale Ausstattung. Wie viele Schülerinnen und Schüler haben keinen Zugang zu Tablett oder Laptop?

„Wir wissen, dass es Situationen gibt, wo Schülerinnen und Schüler kein Gerät haben. Viele Schulen helfen dabei aus, sie verleihen Geräte. Hier müssen und werden wir natürlich Unterstützung anbieten.“

Logistisches Problem bei Tablets für Bochums Schüler


Damit das möglich ist, muss es diese Geräte aber auch geben. Im September haben Sie mitgeteilt, dass es 2020 und 2021 je rund 9000 Tabletts für Schulen in Bochum geben soll. Anfang Dezember war klar, das klappt nicht so ganz.


„Leider ja. Bei den Tablets gab es zum Beispiel ein logistisches Problem, genauer gesagt bei der Grundkonfiguration. Das lösen wir gerade. Ab nächster Woche soll es mit dem Ausrollen der Geräte – das sind insgesamt 3600 – weitergehen. Sodass jede Schule eine Grundausstattung von 45 iPads inklusive Zubehör hat."


Hinzu kommen Tabletts für bedürftige Schülerinnen und Schüler.


„Bund und Land stellen 3,1 Millionen Euro zur Verfügung, mit einem Eigenanteil der Stadt Bochum kommen wir auf 3,45 Millionen Euro, die zur Verfügung stehen, um Endgeräte anzuschaffen. Wir werden ungefähr 9200 Geräte für bedürftige Schülerinnen und Schüler brauchen, die Landesförderung reicht aber nur für rund 6000 Geräte. Zurzeit klären wir, wie wir diese Lücke schließen. Hinzu kommt, dass die Fördermittel nur für die Erstanschaffung vorgesehen sind. Wiederbeschaffung und der gesamte Bereich des Supports müssen von der Stadt finanziert werden."


Wann könnten die benötigten Geräte da sein?

„In den nächsten Wochen und Monaten werden permanent Geräte an die Schulen kommen. Einen genauen Zeitpunkt kann ich aber nicht nennen. Wenn alles gut läuft, sind Ende 2021 rund 16.000 Geräte, darunter rund 3400 für Lehrerinnen und Lehrer, an den Schulen."


Nur mit der Ausstattung ist es aber nicht getan.

„Nicht alle Lehrerinnen und Lehrer sind zum Beispiel in der Lage, mit den iPads umzugehen. Es muss Fortbildungen geben. An dieser Stelle ist insbesondere das Land gefordert.“

Wann alle Schulen in Bochum WLAN haben, ist unklar


Die Tabletts sind nicht nur für das Home-Schooling gedacht – sie sollen vor allem im Präsenz-Unterricht eingesetzt werden, wenn dieser wieder stattfindet. Schulleiter schildern in Gesprächen immer wieder, dass sie nicht mit WLAN ausgestattet. Wie will die Stadt das lösen?

„Hier gibt es noch viel zu tun, bis alle Schulen über eine gute WLAN-Ausstattung verfügen. Zurzeit haben wir an rund 20 weiterführenden Schulen eine recht gute WLAN-Anbindung. Aber klar ist: Hier müssen wir nachbessern. Unser Ziel ist, dass alle Schulen über ein geeignetes WLAN verfügen..“

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Wie lange dauert es, bis es so weit ist?


„Das können wir nicht abschätzen. Wir benötigen eine ausreichende Breitband-Versorgung und eine entsprechende Verkabelung in den Schulen. An den weiterführenden Schulen haben wir – bis auf eine Ausnahme – jeweils einen Gigabit-Anschluss geschaffen. Jetzt müssen wir die Verkabelung in den Blick nehmen. Insgesamt werden in Zukunft alle Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen und bekommen damit beste Voraussetzung zur WLAN-Nutzung."


In Bochum soll ein Medienzentrum entstehen, eine kommunale IT-Abteilung, die für das Schulnetz zuständig sein werde – und auch Lehrer entlasten könnte. Wie weit sind Sie da?


„Das Zentrum wird sukzessive aufgebaut. Zurzeit suchen wir geeignete Räume. Der Aufbau ist ein Prozess, der sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Erste Stellen sind bereits kompetent besetzt, weitere folgen.“

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