Bochum. Weil es ihnen zu lange dauert, haben Eltern an einige Schulen in Bochum den WLAN-Anschluss selbst in die Hand genommen. Dafür ernten sie Kritik.
An einigen Bochumer Schulen haben Eltern und Lehrer den Ausbau von WLAN selbst in die Hand genommen - nun ernten sie Kritik dafür. „Unser Förderverein hat dank einer Groß-Spende dafür gesorgt, dass im Dezember WLAN im gesamten Schulgebäude installiert wurde“, sagt Schulleiterin Susanne Muthig-Beilmann am Louis-Baare-Berufskolleg: Kosten dafür: Mehr als 20.000 Euro.
„Wir haben da Glück gehabt, dass uns jemand so viel Geld zur Verfügung gestellt hat. Dieses Glück haben aber nicht alle Schulen. Und davon darf es auch nicht abhängig sein.“
Improvisation wegen fehlender Ipads
Auch an anderer Stelle gebe es Probleme, die nur durch das Engagement einzelner gelöst werden könnten. 150 bedürftige Schüler warten am Louis-Baare-Berufskolleg auf die versprochenen Ipads. Erst am Mittwoch bekam die Schule die Nachricht, dass die Geräte nun ausgeliefert werden sollen.
Zuvor hatte das Berufskolleg improvisiert: „Dank eines hervorragenden Teams im Hintergrund haben zwei Lehrkräfte in Nachtschichten ältere Rechner für die Schülerinnen und Schüler aufbereitet und ausgegeben, so dass sie von zu Hause aus arbeiten können.“
Sie ärgert sich über das Tempo, mit dem die Digitalisierung fortschreitet. „Wenn ich höre, dass Bochums Schulen bis 2025 ans Netz angeschlossen werden sollen, dann ist das einfach sehr langsam, zu langsam: Es geht um die Qualität der Ausbildung.“ Es könne ja durchaus Gründe dafür geben. Aber: „Wir wollen eine ‚Ermöglicherstadt‘ sein. Das muss sich in einem höheren Tempo zeigen.“
Stadt Bochum sieht Eigeninitiative der Schulen in Sachen WLAN kritisch
„Wir Eltern sind in größter Sorge um die schulische Zukunft unserer Kinder“, schildert Nicole Schmidt, Elternsprecherin der Nelson-Mandela-Schule. Sie hat sich mit Elternvertretern von sechs weiterführenden Schulen in Bochum zusammengetan.
Sie alle seien verzweifelt und wüssten nicht mehr weiter. Lehrerinnen und Lehrer würden derzeit alles geben, gleichzeitig würden sie in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt - weil es in den Schulen nicht mal die technischen Möglichkeiten gibt, den digitalen Unterricht durchzuführen.
WLAN durch Eigeninitiative der Lehrer: „Es gab keinen Grund mehr zu warten“
Dass sich Schulen selbst um die Organisation und Finanzierung etwa von WLAN kümmern, ist bei der Verwaltung nicht gerngesehen. „Wir raten bei Infrastruktur nicht dazu, das in Eigeninitiative zu machen“, so heißt es von der Verwaltung. Problematisch sei dann etwa die Wartung der Geräte. Außerdem dürfe ein Engagement von einzelnen Eltern nicht zu einer sozialen Schieflage führen, heißt es von der Politik.
Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es an der Märkischen Schule in Wattenscheid zumindest teilweise WLAN – durch die Eigeninitiative der Lehrer. Finanziert wurde die Ausstattung durch Eigenmittel. „Für uns gab es keinen Grund mehr zu warten“, sagt Schulleiterin Kerstin Guse-Becker. Die Lehrerinnen und Lehrer würden all das, was sie können, umsetzen. „Wir wünschen uns aber dringend Unterstützung. Den Teil, der nicht versorgt ist, können wir nicht selbst ausstatten.“
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Von Eigeninitiative sieht die Theodor-Körner-Schule in Bochum ab. Denn: Schon vor einem Jahr wurde das Gymnasium in Dahlhausen während der Brandschutzsanierung mit Leitungen und sogenannten Exit Points ausgestattet, dann passierte erst einmal nicht viel.
Nun soll die Konfigurierung beginnen, sodass das WLAN auch genutzt werden kann. „Ich bin zuversichtlich, dass es nun klappt“, sagt Schulleiter Bernhard Arens. Bochum Schuldezernent habe auf seine Anfrage reagiert und vor Kurzem jemanden rausgeschickt. Das sei auch dringend notwendig, Schülerinnen und Schüler seien technisch zuhause deutlich besser aufgestellt als in der Schule. Ähnlich sei es bei den Lehrern.
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Das sollte unter anderem der Digitalpakt NRW, ein landesweites Förderprogramm ändern. Die CDU hatte bemängelt, dass dort zwar rund 19 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung stünden, die Stadt aber seit Juni 2020 noch keinen einzigen Förderantrag eingereicht habe. Das sei kein Problem, heißt es von der Verwaltung. Anträge könnten noch bis Oktober dieses Jahres gestellt werden. „Auch die Schulen müssen da liefern, sonst kommen wir nicht weiter“, sagt Ausschussvorsitzender Ernst Steinbach (SPD). „Es kann nicht der Langsamste die Geschwindigkeit der Digitalisierung bestimmen.“
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