Bochum. Auch zwei Tage nach der 0:3-Niederlage gegen Erzgebirge Aue schweigt sich der Aufsichtsrat des VfL Bochum aus über die Zukunft von Trainer Karsten Neitzel, der seinerseits die Zügel angezogen hat gegenüber der Mannschaft. Dabei ist die Trainerposition die einzige Stellschraube, an der man noch drehen könnte.
Es gab, dezent formuliert, Gesprächsbedarf am Tag danach, am Tag nach dieser „indiskutablen Leistung“ (Sportvorstand Jens Todt), die zu einer 0:3-Packung gegen Aue führte, an dem Tag, der dem VfL Bochum einen weiteren Rückschlag bescheren sollte: Denn Dynamo Dresden bewies andere Qualitäten als der VfL und erzwang noch drei Punkte nach einem 0:2-Rückstand gegen den FC St. Pauli. Mannschaften, denen so etwas gelingt, obwohl sie extrem unter Druck stehen, das darf man prognostizieren, steigen nicht ab. Für den VfL bedeutet das vorerst: Absturz auf den Relegationsplatz - und angesichts des sächsischen Kampfgeistes nur geringe Aussichten, daran noch etwas zu ändern.
Die Bochumer Mannschaft wurde also ins Gebet genommen am Samstag, aber nicht nur das. Der trainingsfreie Tag ist gestrichen, einen Wochenplan gibt es nicht mehr, die Spieler haben sich jederzeit zur Verfügung zu halten. Man wird, so Todt, vermutlich auch einen Tag früher als geplant, also bereits am Freitag, nach Cottbus reisen, wo am Sonntag die Partie gegen Energie ansteht. Der Fokus soll ganz und gar auf den Abstiegskampf gerichtet sein.
Trainerposition ist die einzige Stellschraube
Karsten Neitzel zieht damit die Zügel an, so weit er kann und so weit es überhaupt Sinn macht. Auch wenn viele Fans Planungschef Todt als Ersten vom Acker jagen möchten, ist die Trainerposition aktuell die einzige Stellschraube, an der man - bezogen auf die letzten sechs Spieltage - noch drehen könnte, um möglicherweise etwas innerhalb der Mannschaft zu bewirken und das Schlimmste zu verhindern. Aber Neitzel genießt grundsätzlich das Vertrauen des schweigsam tagenden Aufsichtsrates, auch wenn der eine oder andere die Startaufstellung vom Freitag nicht ganz nachvollziehen konnte.
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Slawo Freier (33) und Alexander Iashvili (35) zum Beispiel haben schon länger keine Bäume mehr ausgerissen, mit ihnen kann man kaum Druck auf den Gegner ausüben. Beide gehören zudem zu der großen Gruppe von Bochumer Spielern, die wohl nicht nur ahnen, dass sie keine Zukunft mehr haben werden in Bochum. „Viele Verträge, die auslaufen“, umschrieb Aufsichtsrat Martin Kree einen Teil des Problems, betreffen „Spieler, die dich nun retten sollen“.
Ortega - ein unerfüllbares Versprechen
Das allerdings gilt auch für andere Akteure, mit denen man gegen Aue hätte beginnen können: Michael Ortega, Christoph Dabrowski, Michael Delura, Zlatko Dedic - alle vier befinden sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf Abschiedstournee. Und: Konnte beispielsweise Ortega bislang einmal so richtig überzeugen im Trikot des VfL? Eher wirkt der kleine Kolumbianer doch wie ein ewiges und unerfüllbares Versprechen. Wie Neitzel sich auch dreht und wendet derzeit, viel gewinnen kann er mit seinen personellen Entscheidungen offenbar nicht. Wenigstens steht Yusuke Tasaka am kommenden Sonntag in Cottbus wieder zur Verfügung.
Dass man mittlerweile dem MSV Duisburg die Daumen drücken muss, hätte man sich zu Saisonbeginn auch nicht träumen lassen. Immerhin hat sich dank des 2:1-Sieges der Duisburger gegen Sandhausen dieses schlimme Wochenende nicht noch zur Katastrophe geweitet. Die Gefahr, auch noch den Relegationsplatz zu verspielen, ist damit allerdings nicht gebannt. Der VfL Bochum tritt noch - am 27. April - in Sandhausen an, es naht also die nächste Partie mit Finalcharakter. Und es handelt sich dabei nur um eines von vier Heimspielen, die der Spielplan für den abstiegsbedrohten Aufsteiger noch vorsieht.