Berlin. . Der Auftritt des VfL bei Hertha BSC darf einem Sorgen bereiten. Die offensichtlich stark verunsicherten Bochumer hoppelten den Berlinern bei der 0:2-Niederlage nur hilflos hinterher. Am Freitag kommt Konkurrent Erzgebirge Aue. Eine Nervenschlacht.

Diesmal gab es nicht dieses geradezu Mitleid erweckende, zuletzt ja fast obligatorische Lob vom Gegner. Gut gespielt, VfL. Und Danke für die Punkte.

Diesmal beendete der Trainer des souveränen Siegers, Jos Luhukay vom Spitzenreiter Hertha BSC, seine Analyse mit den Worten: „alles prima“. In Berlin, versteht sich.

Und alles Mist beim VfL?

Karsten Neitzel, am kalten Karsamstag von frohen Ostern mindestens so weit entfernt wie der VfL Bochum von der Dominanz der Hertha, hatte da schon versucht zu erklären, was er sich in diesen Minuten selbst noch nicht recht erklären konnte. Dass die Fehlerquote viel zu hoch war, defensiv wie offensiv: „Wir haben die Bälle viel zu leicht und schnell wieder hergeschenkt.“ Dass zumindest im ersten Durchgang fast nichts gelang; dass man nur „hin- und herschwamm“ ohne jemals richtig zuzuschnappen. Das Anlaufen, das Verschieben, jegliche Kompaktheit, alles nicht (mehr) vorhanden. Auch einen Tick Aggressivität durfte man vermissen. Folge: Die offensichtlich stark verunsicherten Bochumer hoppelten den Berlinern nur hilflos hinterher. Eine einzige Szene - der schwache Zlatko Dedic scheiterte - sorgte für Gefahr im Berliner Strafraum, während VfL-Torwart Andreas Luthe Schlimmeres verhinderte.

Hertha BSC lässt Ball und Gegner laufen

Natürlich ist diese Hertha mit anderen Maßstäben zu messen als der Rest der Liga, auch als Braunschweig. Berlin hat eine Mannschaft, die individuell besticht und mit dem nötigen Selbstbewusstsein ausgestattet ist, Ball und Gegner sicher laufen zu lassen. So oft und mit so viel Tempo, wie es nötig ist.

Zumindest, wenn man sie so walten lässt wie Bochum.

Es war ein Klassenunterschied, den nicht nur Superstar Ronny ausmachte und der sich im Ergebnis nur bedingt niederschlug. Ronnys zauberhafter Freistoß-Treffer nach nur drei Minuten war sein sechster dieser Art in dieser Saison. Und Neitzel sah sich von einem Berliner Journalisten genötigt, die Ruhe zu bewahren. Ob er seine Mannschaft darauf eingestellt habe, wurde er gefragt. Er blieb professionell: „Klasse setzt sich durch.“

Es war, wenn man so will, Bochums stärkste Szene in Berlin.

Harmlose Bochumer in Berlin

Sicher: Noch steht der VfL überm Strich. Doch der Auftritt in der Hauptstadt darf einem Sorgen bereiten. Noch ein Beispiel: Nur ein paar Sekunden nach dem Wiederanpfiff, bei eigenem Anstoß, durfte Berlin durchspazieren, durfte Nico Schulz das 2:0 erzielen. Dass der VfL danach etwas präsenter war - geschenkt. Die Partie war gelaufen, als Mutmacher kann das nicht herhalten. „Erst als Hertha nachgelassen hat, sind wir besser ins Spiel gekommen“, sagte Christoph Kramer treffend. Und der VfL blieb ja harmlos, auch wenn man wohl zu Recht zwei nicht gegebene Elfmeter (Fouls an Dabrowski und Goretzka) monieren durfte.

Auch interessant

Kramer, sonst einer der Zuverlässigsten und längst Wichtigsten beim VfL, hatte einen ganz schwachen, fehlerhaften Tag erwischt. Und da sein Nebenmann Christoph Dabrowski Erstliga-Güte, die Berlin verkörpert, nicht mehr mitgehen kann, hatte Hertha im ja oft entscheidenden Zentrum die absolute Hoheit.

Und nun? Kommt Aue, am Freitag (18 Uhr/live in unserem Ticker). Zwei Punkte liegt Bochum hinter dem Vierzehnten aus dem Erzgebirge und vor dem Sechzehnten, Dynamo Dresden. Eine Nervenschlacht, schon jetzt, sieben Runden vor Schluss. Schafft die Mannschaft das, der, so Zlatko Dedic, „Selbstvertrauen fehlt“?

Yusuke Tasaka (nach fünfter Gelber Karte gesperrt) wird dabei ebenso fehlen wie Michael Lumb und Lukas Sinkiewicz (verletzt). Slawo Freier und Stürmer Mirkan Aydin, beide eingewechselt, sind nach langer Verletzungspause Optionen. Dass sie allein deshalb schon Hoffnungsträger sind gegen Aue, sagt viel aus.