Bochum. Kein Ja, kein Nein, kein Vielleicht - auch zwei Tage nach der bitteren 0:3-Niederlage gegen Erzgebirge Aue will sich der Aufsichtsrat des VfL Bochum nicht zur Trainerfrage äußern. Ein Kommentar von Michael Eckardt.
Es ist ja in Ordnung, wenn man sich dazu entschließt, in wichtigen Dingen mit einer Stimme zu sprechen. Schön allerdings wäre es, in Krisenzeiten diese Stimme auch laut und vernehmlich in der Öffentlichkeit zu vernehmen. Beim VfL Bochum ist das momentan nicht der Fall, da verfolgt man offenbar ein anderes Konzept - das des Schweigens und Brütens.
Der Aufsichtsrat wolle sich derzeit nicht äußern, hieß es am Sonntagabend, zwei Tage nach dem 0:3 einer ziemlich derangierten Bochumer Mannschaft gegen Erzgebirge Aue. Um diese karge Information erhalten und weitergeben zu können, hatte der Pressesprecher des VfL mehrere Stunden benötigt. Dass sich Sportvorstand Jens Todt bislang jeglichen Beitrag zur Zukunft von Karsten Neitzel versagte, ist angesichts der offenbar äußerst zähen internen wie externen Kommunikation in diesem Klub kein Wunder.
Dabei beflügelt doch gerade diese außerordentliche Schweigsamkeit die Phantasie des Publikums. Aha, denkt man sich, Neitzel steht auf der Kippe, Alternativen werden auf ihre Tauglichkeit abgeklopft. Rückendeckung für den Trainer sieht jedenfalls anders aus. So gesehen ist die Schweigsamkeit durchaus beredt.
Ungeahnte Meinungsvielfalt im Aufsichtsrat?
Aber vielleicht gibt es im obersten Gremium des VfL ja inzwischen tatsächlich ungeahnte Meinungsvielfalt, gar Meinungsstreit, der die Entscheidungsfindung verzögert. Oder aber man beschäftigt sich bereits in aller Eile und Stille mit möglichen Kandidaten, um nicht am kommenden Sonntag im Falle eines weiteren Misserfolges in Cottbus mit leeren Händen dazustehen. Denn das scheint klar zu sein: Die fünfte Niederlage in Folge, das siebte sieglose Spiel hintereinander wird man Karsten Neitzel nicht durchgehen lassen können. Erst am vorletzten Spieltag die letzte Patrone zu verschießen, immerhin darüber besteht anscheinend Konsens, macht keinen Sinn.
Ein Unding bleibt diese Mauer des Schweigens dennoch. Sie heizt die Gerüchteküche nur an, unterhöhlt damit gleichsam die Autorität des Trainers und ist schlicht das Gegenteil einer glücklichen Außendarstellung. Bloße Verweigerung war noch nie ein Konzept.