Bochum..
Nach diesem Debakel dürften den Verantwortlichen des Fußball-Zweitligisten VfL Bochum feurige Kampfansagen und sattsam bekannte Durchhalteparolen nur noch ganz schwer über die Zunge kommen. Der FC Erzgebirge Aue demontierte den VfL in dessen eigenem Stadion, verpasste ihm eine 0:3-Watschn und nagelte ihn damit im Aufzug Richtung Dritte Liga fest
Und wieder einmal ist die Atmosphäre vergiftet in Bochum: Die Fans verabschiedeten die Mannschaft mit Hohngesängen, die Akteure ihrerseits verweigerten anschließend jeden Kommentar zum bösen Spiel, wie Kapitän Andreas Luthe ausrichtete.
Um fünf Punkte hat sich das taktisch disziplinierte und robuste Team aus Aue damit von den Bochumern abgesetzt – das dürfte im Abstiegskampf mehr als die halbe Miete sein, denn was kann man dem VfL in dieser Verfassung überhaupt noch zutrauen? Und was soll man von einer Mannschaft halten, deren jüngstes Mitglied, der gerade 18 Jahre alt gewordene Leon Goretzka, eine Halbzeit lang der einzige Akteur ist, der wenigstens versucht, die Initiative zu ergreifen?
Aues Trainer Karsten Baumann hatte einen stürmisch beginnenden Gegner erwartet und alles, was groß, breit, abgebrüht und erfahren ist, dagegen gestellt. Das genügte, um die Hausherren zu erschrecken. Die Bochumer agierten verhalten, ängstlich, eben ohne die Überzeugung, die sie vorher doch so beschworen hatten. Kein Pressing, keine Ideen, die Offensive ein laues Lüftchen – so geht Abstiegskampf sicher nicht.
Zwei Freistöße von Jan Hochscheidt aus fast identischer Position genügten, um dem VfL früh den Zahn zu ziehen. Rene Klingbeil köpfte ein, dann traf Tobias Nickenig. Zwei Abwehrspieler stürzten unsichere Bochumer vollends in Verwirrung. Und als Mirkan Aydin Torhüter Martin Männels Patzer ungenutzt zurückwies, dauerte es nur ein paar Sekunden, bis die wackeren Jungs aus dem Erzgebirge den Deckel auf den Topf bekamen. Eine Phase der allgemeinen Erstarrung bei den Gastgebern bescherte Fabian Müller die Möglichkeit, auf 3:0 zu erhöhen. Das Spiel war nach nicht einmal einer Halbzeit praktisch beendet.
Über diese ersten 45 Minuten wollte VfL-Trainer Karsten Neitzel anschließend „nicht so viel erzählen“, verständlich. Dass die Bochumer nach dem Seitenwechsel die eine oder andere aussichtsreiche Situation vor Männel heraufbeschwören konnten, spielte keine Rolle mehr, denn auch dabei sprang nichts Zählbares heraus. Übrig blieb, so Neitzel, dass „wir alle wahnsinnig enttäuscht sind“, und die nicht sehr charmante Ankündigung, ein „paar Dinge so zu diskutieren, dass es ein bisschen ungemütlicher wird“.
Ungemütlicher ist es allerdings nach nur zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen auch für Neitzel selbst geworden.Die Frage, ob es Sinn machen könnte, sechs Spieltage vor Saisonende noch einmal den Frontmann zu wechseln, mochte Sportvorstand Jens Todt wenige Minuten nach dem Debakel nicht beantworten. „Erst einmal müssen wir den Puls runter kriegen und eine Nacht drüber schlafen.Ich werde dieses Thema jedenfalls nicht diskutieren.“