Leverkusen. . In Leverkusen hängt auch in der neuen Saison wieder viel an Torjäger Stefan Kießling. Um ihren Superstar zu entlasten, hat Bayer in der Offensive groß eingekauft: Hakan Calhanoglu und Josip Drmic sind gekommen. Noch genießt auch Trainer Roger Schmidt vollstes Vertrauen bei den Bayer-Bossen.

Sie nennen ihn „Kies“ und sie wissen, was sie an ihm haben. Stefan Kießling mag bei Bundestrainer Joachim Löw nicht gefragt sein, in Leverkusen ist der 30 Jahre alte Angreifer das Maß aller Dinge. Auch in der neuen Saison wird sich viel um den Torjäger drehen, der seit acht Jahren für den Werksklub stürmt. Wer einen Beweis braucht, schaut auf die 1. Runde im DFB-Pokal: beim Leverkusener 6:0 gegen Waldalgesheim traf Kießling fünfmal. Und damit der Gute sich nicht mehr ganz so einsam in vorderster Front fühlt, hat Leverkusen in der Sommerpause kräftig in die Offensive investiert.

Der Trainer: Auch wenn es mit Ex-Profi Sami Hyypiä auf der Bank letztlich nicht funktioniert hat, setzt Leverkusen erneut auf einen jungen, in der Liga unverbrauchten, aber auch unerfahrenen Coach. Roger Schmidt soll das Team auf hohem Niveau stabilisieren und etablieren. Bekannt ist er in Deutschland nur aus seiner Zeit beim damaligen Zweitligisten SC Paderborn, aber nach den ersten Wochen sind die Leverkusener des Lobes voll, sprechen von einem Coach mit klar umrissenen Vorstellungen, der ruhig, aber konsequent und zielstrebig sei. Trotzdem bleibt es ein Experiment. Auch Hyypiä genoss am Anfang volle Rückendeckung und überstand seine erste Saison als Cheftrainer nicht.

Das Personal: Zwei zunächst namhaft klingende Abgänge mit Sydney Sam (Schalke) und Emre Can (Liverpool) beunruhigen die Leverkusener kaum, beide gelten als nicht wirklich substanzielle Verluste. Zumal Bayer ja auch teuer und reichhaltig eingekauft hat: Der Hamburger Hakan Calhanoglu soll Dreh- und Angelpunkt des Spiels werden und ist ein Spezialist für Standards. Nürnbergs Angreifer Josip Drmic machte sich dort im Vorjahr als Torjäger einen Namen. Für die linke Seite ist der Brasilianer Wendell gedacht, und zum Schluss holte Leverkusen schließlich noch den Schalker Kyriakos Papadopoulos, der der zu oft wackelnden Innenverteidigung endlich deutlich mehr Stabilität geben soll.

Die Probleme: Der böse Spruch ist altbekannt: Leverkusen ist am Ende immer wieder Leverkusen. Dahinter steckt die weit verbreitete Meinung, dass es Bayer in den entscheidenden Momenten an Biss fehlt, dass die Mannschaft dann, wenn es darauf ankommt, ihre Ziele nicht erreicht. Handfester als das alte (Vor-)Urteil sind diese Sorgen: Während die Offensive zum Besten gehören sollte, was die Liga zu bieten hat, bleibt die Abwehr eine Wundertüte. Ob Wendell links sofort einschlägt? Ob Giulio Donati rechts alles in den Griff bekommt? Ob Papadopoulos seine fehlende Spielpraxis schnell genug wettmachen kann? Zumindest diese drei Fragezeichen nimmt Bayer mit in die Saison.

Der Anspruch: Das internationale Geschäft ist in Leverkusen Pflicht, der Verein liebäugelt mit der Champions League. Darüber spricht man vielleicht nicht öffentlich, aber intern sind diese Ziele schon klar abgesteckt.

Die Prognose: Bayer hat das Zeug, im Konzert von Schalke und Dortmund mitzumischen. Allerdings ist die Frage, wie souverän eventuelle Rückschläge weggesteckt werden und wie lange es dauert, bis sich das umgebaute Team findet. Am Ende steht deshalb Platz fünf.