Gelsenkirchen. Nachdem Trainer Jens Keller zum Ende der vergangenen Saison fast die Spieler ausgingen, hat sich Schalke vor allem in der Breite verstärkt. Doch wieder geht das Verletzungsgespenst um, sodass zum regelmäßigen Mittagsschlaf angehalten wird. Schließlich soll es wieder mit der Champions League klappen.

Nun sind sie also endlich komplett, zumindest auf dem Papier: Mit Benedikt Höwedes und Klaas-Jan Huntelaar haben sich auf Schalke am Freitag auch die letzten beiden WM-Urlauber zurückgemeldet. Wann sie aber wieder im Vollbesitz ihrer Form sind, steht noch in den Sternen – ebenso wie bei den vielen verletzten und angeschlagenen Spielern. So ist Schalkes Elf zwei Wochen vor dem Start noch ein Gerüst mit vielen Fragezeichen. Trotzdem aber wagt sich Königsblau in diesem Jahr ein Stück weit aus der Deckung…

Der Trainer: Mit seinem typischen Humor sagt Jens Keller auch heute noch manchmal: Niemand hätte es erwartet, dass er sich so lange als Trainer auf Schalke halten würde – niemand, außer er selbst. Eineinhalb Jahre sind es jetzt schon, bis zum Sommer 2015 läuft sein Vertrag. Keller hat Schalke zweimal in die Champions League geführt, und diese Erfolge haben ihm zumindest mehr Profil gegeben. Er selbst leitet daraus auch einen Bonus ab, wenn es vielleicht mal nicht so gut läuft. Allerdings: In diesem Fall wird der Name Thomas Tuchel Schalke begleiten – zumindest, solange der frühere Mainzer noch keinen anderen Verein gefunden hat.

Das Personal: Schalke hat mit Sinn und Verstand eingekauft – nicht wild durcheinander nach dem Magathschen Prinzip. Mit Sidney Sam und Eric-Maxim Choupo-Moting kamen zwei neue Offensivspieler, die vor allem für mehr Vielseitigkeit stehen. Und mit Fabian Giefer ein neuer Torwart, der nicht so weit hinter Ralf Fährmann steht, dass er die Nummer eins mit dem Fernrohr beobachten müsste. Schalkes größtes Plus allerdings: Die Mannschaft ist gewachsen, kein Leistungsträger hat den Klub verlassen. Und die jungen Spieler werden weiter reifen.

Die Probleme: Der Kader ist zwar breit wie nie aufgestellt, war in der Vorbereitung aber bis zum heutigen Tag aufgrund von Verletzungen oder Urlaub nicht einmal komplett zusammen auf dem Platz. Dadurch zeichnet sich noch keine Stamm-Elf ab. Boateng zum Beispiel spielte bisher auf der von ihm geliebten Zehn, aber wenn einmal alle Spieler an Bord sein sollten, wird es im offensiven Mittelfeld mit Sam, Meyer und Draxler auch für ihn eng - deswegen muss er in dieser Saison mit der ihm ungeliebten "6" vorliebnehmen.

Die lange Kette von muskulären Verletzungen aber gibt Rätsel auf – auch den Spielern. Julian Draxler findet das nicht mehr lustig und fordert eine Ursachenforschung an: „Jeder muss sich hinterfragen, ob er professionell lebt, sich gesund ernährt und genug Schlaf hat.“ Schalke hat reagiert und empfiehlt den Spielern regelmäßig Mittagsschlaf zu halten.

Der Anspruch: Klares Ziel ist die Champions League, wobei Platz vier akzeptiert und alles, was besser als Platz drei ist, gefeiert wird. Ein Stück weit wagt sich Schalke in diesem Jahr aus der Deckung und sieht den Rang hinter Bayern München und Borussia Dortmund nicht mehr als das höchste der Gefühle an. „Mit dieser Mannschaft“, sagt Julian Draxler, „müssen wir auf jeden Fall die ersten drei Plätze angreifen.“ Von der Meisterschaft spricht Schalke nicht. Wohl aber skizziert Manager Horst Heldt den Weg, wie es eines Tages mal wieder klappen könnte: „Unser erklärtes Ziel muss lauten: Wenn Bayern mal straucheln sollte, dann müssen wir da sein. Dann darf es keinen anderen Verein geben, der davon profitiert.“

Die Prognose: Klingt langweilig, kann aber am Ende doch ganz schön interessant sein: Schalke wird wieder Dritter.