Bochum. Berivan aus Bochum weiß eigentlich, welche Partei sie bei der Bundestagswahl wählen möchte. Doch aus einem Grund zweifelt die Studentin noch.

„Was bewegt euch kurz vor der Bundestagswahl 2025? Welcher Partei werdet ihr eure Stimme geben? Und welche Hoffnungen und Ängste habt ihr, wenn ihr an eine neue Regierung denkt?“: Das haben wir junge Frauen aus dem Ruhrgebiet gefragt. Eine von ihnen ist die 23-jährige Studentin Berivan aus Bochum. Warum sie eigentlich weiß, welche Partei sie wählen möchte, aber trotzdem noch Zweifel hat:

„Sich nicht für Politik zu interessieren, ist für mich ein No-Go. Das hatte ich sogar in meinem Dating-Profil angegeben. Ich würde lieber jemanden daten, der erzkonservativ und rechts ist, als dass er sich gar keine Meinung bildet.

Bochumer Studentin: „Mit Kopftuch gucken mich die Menschen komisch an“

Ich selbst würde mich als links beschreiben. Umweltschutz und Feminismus sind mir wichtig. In letzter Zeit befasse ich mich aber auch immer mehr mit dem Thema Migration. Ich bin mit fünf Jahren aus der Türkei ins Ruhrgebiet gekommen. Als Jugendliche habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen, das war ein Riesenschritt für mich. Bochum ist längst zu meiner Heimat geworden, hier fühle ich mich zuhause.

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Aber seit der Silvesternacht 2015 in Köln merke ich, dass man als Mensch mit Migrationshintergrund anders behandelt wird. Ich trage manchmal ein Kopftuch. Nicht unbedingt aus religiösen Gründen, sondern einfach, weil es praktisch ist, wenn man seine Haare mal nicht gewaschen hat. Ich werde dann oft komisch angeguckt, manchmal ziehen Eltern sogar ihre Kinder von mir weg.

„Dass die AfD so erfolgreich ist, macht mir Angst“

Dass die AfD so erfolgreich ist, macht mir Angst. Deshalb bin ich schon oft für unsere Demokratie auf die Straße gegangen und habe mit meinen Freundinnen und Freunden zusammen demonstriert. Damit die AfD jetzt nicht noch stärker wird, ist es wichtig, dass die Parteien, die die Wahl gewinnen, Kompromisse finden. Der Ampel ist das nicht gelungen. Das hat mich sehr enttäuscht. Der Umschwung, den ich und viele andere junge Menschen uns erhofft hatten, ist nicht eingetreten.

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Bei der letzten – und meiner ersten – Bundestagswahl habe ich die Linke gewählt. Eigentlich würde ich das auch gern wieder tun, weil ihr Programm zu 100 Prozent meinen Werten entspricht. Aber was ist, wenn sie es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schafft? Dann wäre meine Stimme verloren.“

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