Düsseldorf. Umfrage unter Kitaleitern zeigt: Die Personalnot spitzt sich weiter zu. Können Kinder überhaupt noch richtig auf die Schule vorbereitet werden?

  • Der Personalmangel bestimmt in Nordrhein-Westfalen den Kitaalltag – und spitzt sich weiter zu. In manchen Einrichtungen kann sogar die Aufsichtspflicht nicht mehr sichergestellt werden.
  • Außerdem können viele Kinder sprachlich nicht ausreichend gefördert werden – und werden damit nicht angemessen auf die Einschulung vorbereitet.
  • Das zeigt die neue „DKLK-Studie“ des „Verbands Bildung und Erziehung“ (VBE) und des Event-Veranstalters „Fleet Education“, die während des Deutschen Kitaleitungskongresses in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Rund 3000 Kitaleitungen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern haben an der Umfrage teilgenommen. Sie alle klagen über zu wenig Personal, zu wenig Zeit und zu viele Anforderungen. Eine Herausforderung: Die Gruppen seien zu groß. In den meisten Einrichtungen in NRW (84 Prozent) betreue eine Fachkraft mehr als fünf Kinder unter drei Jahren gleichzeitig. Aus wissenschaftlicher Sicht dürften es lediglich drei Kinder sein.

Neue Umfrage: Personalmangel in NRW-Kitas spitzt sich weiter zu

In vielen Kitas ist die Personalnot mittlerweile sogar so groß, dass die Aufsichtspflicht mitunter nicht mehr sichergestellt werden kann. Mehr als jede zweite Leitung in NRW gibt an, dass in ihrer Einrichtung im Durchschnitt an einem Tag pro Woche in Personalunterdeckung – also mit weniger Personal, als es die Vorgaben zur Aufsichtspflicht verlangen – gearbeitet wird. Eine Besserung scheint dabei nicht in Sicht zu sein. Im Gegenteil: Eine große Mehrheit der Leiterinnen und Leiter (88 Prozent) berichtet, dass sich der Personalmangel im letzten Jahr noch verschärft hat.

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Das hat auch Folgen für die Gesundheit der Erzieherinnen und Erzieher. 90 Prozent der Kitaleitungen sagen, dass die hohe Arbeitsbelastungen der Fachkräfte zu Fehlzeiten und Krankschreibungen führt. „Zwei von drei Leitungen stellen außerdem fest, dass die Träger Personal einstellen, welches vor Jahren wegen unzureichender Qualifikation nicht eingestellt worden wäre. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt“, sagt Anne Deimel, Vorsitzende des VBE in NRW.

„Kitas sind Integrationsmotoren, wenn sie gut geschmiert sind“, sagt Anne Deimel, Vorsitzende des VBE in NRW. 
„Kitas sind Integrationsmotoren, wenn sie gut geschmiert sind“, sagt Anne Deimel, Vorsitzende des VBE in NRW.  © Unbekannt | Caro Simon/VBE

Gleichzeitig wächst der Druck auf die Kitas. Ob IQB, Iglu oder Pisa: Schülerinnen und Schüler schneiden bei Bildungsstudien immer schlechter ab. Expertinnen und Experten fordern daher schon lange, dass die frühkindliche Bildung gestärkt werden muss. Eine wichtige Rolle spielt dabei, auch im Zuge der aktuellen Migrationsdebatte, die sprachliche Entwicklung der Kinder.

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Im Durchschnitt sprechen die Kinder einer Kita laut Umfrage sechs verschiedene Sprachen, die Erzieherinnen und Erzieher allerdings nur drei. Eine immer höhere sprachliche Vielfalt trifft also auf weiterhin vor allem deutschsprachige Fachkräfte.

„Kitas sind Integrationsmotoren, wenn sie gut geschmiert sind“

Die Mehrheit der Kitaleitungen ist mit der Sprachförderung zwar tendenziell zufrieden. Spricht ein Kind aber zum Beispiel nicht gut Deutsch, weil es nicht seine Muttersprache ist, kann es in der Regel auch nicht ausreichend beim Lernen unterstützt werden. Die Kitaleitungen fordern daher mehr Fordbildungen und „Sprach-Fachkräfte“, die den Kindern individuell beim Deutschlernen helfen – und sie so besser auf die Schulzeit vorbereiten können.

Fachkräfte seien aber auch erforderlich, um die Zusammenarbeit mit den Eltern zu verbessern. „Es zeigt sich eine große Schwierigkeit in Bezug auf die Integration der Familien. Ohne gemeinsame Sprache ist die Kommunikation zwischen den Eltern und den Fachkräften nur mit erheblichem Aufwand unter Einbeziehung von Dolmetscherinnen und Dolmetschern möglich“, so Deimel.

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Sie fordert daher, dass Programme wie „Sprach-Kitas“, die einen Fokus auf die Sprachförderung legen, oder „Kitahelfer“ langfristig unterstützt und ausgebaut werden. „Denn Kitas sind Integrationsmotoren“, sagt Deimel, „wenn sie gut geschmiert sind.“

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