Essen. Die Lehrerin einer Gesamtschule in NRW wünscht sich beim Thema Migration einheitliche Konzepte. Sie fühlt sich mit der Situation alleingelassen.
Sind die Schulen in NRW überfordert, weil sie so viele neu zugewanderte Kinder betreuen müssen? Diese Sorge haben viele Eltern im Ruhrgebiet. „Wenn nur noch der Google-Übersetzer bei der Verständigung mit den Schülern hilft“, sagt die Lehrerin einer Gesamtschule in NRW, dann sei das für den Unterricht problematisch. Sie möchte anonym bleiben. An ihrer Schule kommen derzeit viele Schülerinnen und Schüler an, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Wie das den Schulalltag beeinflusst und warum sie häufig das Gefühl hat, den jungen Menschen nicht gerecht zu werden, erzählt sie hier:
„Mir hilft oft nur noch der Google-Übersetzer, damit die Schüler mich verstehen. In der Gesamtschule, in der ich arbeite, haben viele Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund. Derzeit kommen die jungen Menschen vor allem aus der Ukraine zu uns. Es ist schwierig, allen in der Klasse gerecht zu werden, es prasseln verschiedene Anforderungen auf mich ein. Ich kann verstehen, dass einige Eltern sich Sorgen machen, dass ihre Kinder in der Schule nicht vorankommen – gerade bei den vielen verschiedenen Bedürfnissen, die es in einer Klasse gibt.
Lehrerin aus NRW: „Jede Schule doktert für sich selbst herum“
Leider gibt es beim Thema Integration keine einheitlichen Konzepte an den Schulen. Jede Schule doktert für sich selbst herum. Bei uns ist es so, dass die neu zugewanderten Kinder die ersten vier Unterrichtsstunden, getrennt von den anderen, Deutsch lernen. Ab der fünften Stunde kommen sie zu den anderen in die Klassen und können dort noch gesonderte Aufgaben für sich erledigen. Nach maximal zwei Jahren kommen sie dann ins Regelschulsystem.
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Die Regelung ist sinnvoll, weil wir Lehrkräfte der Situation sonst nicht Herr werden können. Und den neu Zugewanderten bringt es nichts, wenn sie die Sprache nicht verstehen, ihre Zeit absitzen und nicht weiterkommen. Für sie sind die Deutschstunden eine Entlastung. Oft kommen sie dann motiviert in den Nachmittagsunterricht.
Und für die Kinder, die Deutsch sprechen, ist das Konzept ebenfalls hilfreich, weil sie im Unterricht nicht mit einem Aufgabenzettel auf sich alleine gestellt sind, während wir uns um die Zugewanderten kümmern. Konzepte wie diese sollte es flächendeckend an den Schulen geben.
Lehrerin aus NRW: „Einige Elterngespräche löse ich mit Händen und Füßen“
Auch die Arbeit mit den Eltern ist manchmal herausfordernd. Wenn ich mal schnell ein Thema ansprechen muss, funktioniert das oft wegen der Sprachbarriere nicht. Auch mit Englisch komme ich bei vielen häufig nicht weit. Elterngespräche löse ich dann mit Händen und Füßen. Einmal habe ich einen Elternbrief mit Hilfe vom Google-Übersetzer auf Arabisch verfasst. Das war eine verrückte Situation. In solchen Momenten fühle ich mich alleine gelassen.
In diesem Zusammenhang sollte man über Kooperationen zwischen Schulen und Übersetzungsbüros nachdenken. Hier braucht es dringend Vernetzung. Und auch eine Doppelbesetzung in den Klassen wäre für alle ein Gewinn. Denn die Arbeit mit neu zugewanderten Kindern und ihren Familien ist für uns Lehrerinnen und Lehrer eine zusätzliche Aufgabe, die oft weit über den normalen Unterricht hinausgeht.“
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