Düsseldorf. Nach Aussage von Innenminister Reul (CDU) hat der mutmaßliche Täter kurzzeitig in NRW gelebt. Weihnachtsmärkte verschärfen Sicherheitsvorkehrungen.

Nach der tödlichen Attacke in Magdeburg bleiben die Vorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen zunächst unverändert. „Die Sicherheitsmaßnahmen sind bereits nach dem Anschlag in Solingen noch einmal verstärkt worden“, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums auf Anfrage. Zugleich wurde für Nordrhein-Westfalen Trauerbeflaggung angeordnet.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte am Freitagabend einen Weihnachtsmarkt in Düsseldorf besucht und sich dort mit Polizisten ausgetauscht. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen des feigen Angriffs auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Der Schmerz und das Leid der Menschen wird uns alle das ganze Weihnachtsfest und darüber hinaus begleiten“, schrieb er auf der Plattform X.

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„Die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden bleiben höchst wachsam. Unsere Sicherheitskonzepte werden nötigenfalls angepasst, derzeit gibt es aber keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr“, hieß es weiter. 

Mutmaßlicher Täter lebte für kurze Zeit in Nordrhein-Westfalen

In einer gemeinsamen Videokonferenz haben die regionalen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen die Lage erörtert. „Wir haben keine zusätzliche Verstärkung angeordnet, sondern haben gesagt: genauer hinschauen. Das, was an Vorschriften da ist, einhalten und den Blick schärfen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Nachgang dem WDR. 

Polizisten sichern den Weihnachtsmarkt, wobei Kerzen vor ihnen brennen. Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren.
Polizisten sichern den Weihnachtsmarkt, wobei Kerzen vor ihnen brennen. Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. © dpa | Christoph Soeder

„Wir haben natürlich heute Morgen auch noch einmal an alle unsere Behörden einen Erlass gesteuert mit dem Hinweis: schaut euch jeden Markt noch mal genau an - schaut euch die Sicherheitsmaßnahmen an. Wir müssen nicht verschärfen, aber vielleicht normal genauer hingucken.“ Wenn Lücken in den Sicherheitskonzepten entdeckt werden, sollten diese geschlossen werden. 

Dem TV-Sender RTL sagte Reul, der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg habe nach seiner Ankunft 2006 in Deutschland zunächst kürzere Zeit in Bochum und Düsseldorf gelebt. In Köln seien gegen ihn zuletzt Anzeigen wegen Betrugs und Beleidigung erstattet und 2023 an die Behörden in Sachsen-Anhalt weitergeleitet worden.

Weihnachtsmärkte in Dortmund, Essen und Düsseldorf bleiben geöffnet

Auf dem großen Weihnachtsmarkt in Essen liefen nach dem Anschlag die Drähte bei den Verantwortlichen heiß. Alle wollten wissen: Bleibt der Essener Weihnachtsmarkt geöffnet? „Wir haben mit der Polizei und den Ordnungsbehörden konferiert und sind zu der Überzeugung gekommen, dass wir ein sehr gutes Sicherheitskonzept haben“, sagt Essens Marketing-Chef Richard Röhrhoff. Eine Schließung sei nie Thema gewesen. Polizeisprecher Thomas Weise bestätigt: „Es gibt keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung des Essener Weihnachtsmarktes, und daran hat sich seit dem Vorfall in Magdeburg auch nichts geändert.“

Ebenso verfahren die Verantwortlichen des Weihnachtsmarktes in Düsseldorf. Nach dem furchtbaren Anschlag in Magdeburg haben sie entschieden, den Weihnachtsmarkt auch am Samstag wie gewohnt zu öffnen – allerdings mit kleineren Einschränkungen.

Infos zu Weihnachtsmärkten in der Region

In einige Städten finden zudem Gedenkgottesdienste und Trauer-Veranstaltungen statt. Wie etwa in Dortmund: Dort laden die Veranstalter der Weihnachtsstadt mit Pfarrerin Karmeier zu einer Gedenkviertelstunde in der Reinoldikirche ein (Samstag 19 Uhr). „Gerade in der Weihnachtszeit, die für Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit steht, ist es wichtig, den Blick auch auf das Leid und die Sorgen anderer zu richten und unsere Solidarität zum Ausdruck zu bringen“, so die Veranstalter.

Für einige Weihnachtsmärkte in der Region dürfte das Anschlagsrisiko ohnehin geringer sein als für andere. Beispiel Witten: Der „Mini-Weihnachtsmarkt“ zwischen den Großstädten Bochum und Dortmund steht vermutlich nicht im Fokus. Zudem ist die Bebauung auf dem Rathausplatz sehr eng, so dass man nicht ohne Weiteres mit hoher Geschwindigkeit auf den Platz fahren könnte. Allerdings gibt es Lücken.

Mehr Präsenz nach Solingen

Nach dem Anschlag in Solingen am 23. August und dem Messerangriff in Siegen am 30. August hatte NRW-Innenminister Reul eine höhere Polizeipräsenz auf öffentlichen Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkten angeordnet. Zudem können auch Personen- und Taschenkontrollen auf Waffen oder andere gefährliche Gegenstände durchgeführt werden.

NRW-Innenminister Reul im Gespräch mit zwei Polizisten vor den Ständen eines Weihnachtsmarkts. Nach dem Anschlag von Magdeburg bleiben die Vorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen zunächst unverändert.
NRW-Innenminister Reul im Gespräch mit zwei Polizisten vor den Ständen eines Weihnachtsmarkts. Nach dem Anschlag von Magdeburg bleiben die Vorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen zunächst unverändert. © dpa | Innenministerium NRW

Die abstrakte Gefährdungslage für die Bundesrepublik Deutschland und damit auch für das Land Nordrhein-Westfalen bewege sich aber weiterhin auf einem anhaltend hohen Niveau, teilte das NRW-Innenministerium in Düsseldorf zudem mit. 

Dschihadistische Organisationen wie der Islamische Staat (IS) verfolgten nach wie vor das Ziel, in westlichen Staaten – und somit auch in Deutschland –Anschläge zu begehen. Symbolträchtige Orte, Menschenansammlungen und öffentliche Veranstaltungen stünden dabei grundsätzlich im Fokus dschihadistischer Organisationen.

Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt

Bereits nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 und dem Anschlag in Nizza, bei denen jeweils Lastwagen als Tatwaffen verwendet wurden, waren die Weihnachtsmärkte mit Pollern und Sperren gegen entsprechende Anschläge gesichert worden. 

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Dennoch gelang es einem Mann am Freitagabend in Magdeburg, mit einem SUV auf den Weihnachtsmarkt zu fahren und dort nach aktuellem Stand vier Menschen zu töten. Es soll sich um einen Islamkritiker und Ex-Muslim aus Saudi-Arabien handeln, der in Magdeburg jahrelang als Arzt an einem Krankenhaus gearbeitet hat.