Bochum. Die Polizei erhöht nach der Terrorfahrt in Magdeburg die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Gedenkminute für die Opfer.
Die Polizei Bochum ist alarmiert: Nach der verheerenden Amokfahrt mit Toten und Hunderten von Verletzten in Magdeburg verstärkt sie ihre Sicherheitsvorkehrungen auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt, der noch bis zum 23. Dezember geöffnet ist.
Dass auch Bochum vor Angriffen nicht sicher ist, zeigte sich zuletzt Anfang Dezember, als ein Bochumer 70 Terror-Abwehrsperren zerstörte.
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„Vor dem Hintergrund des Terroranschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist die Bochumer Polizei in höchstem Maße wachsam“, heißt es auf Anfrage von der Leitstelle der Polizei. Die Beamten seien sensibilisiert für mögliche Gefahren. Die Sicherheitsvorkehrungen würden überprüft und angepasst. Doch gebe es keine Hinweise auf Anschlagspläne auf den Bochumer Weihnachtsmarkt.
Bochumer Veranstalter erhöht das Sicherheitspersonal
Felix Kannengießer, Sprecher des Weihnachtsmarkt-Veranstalters Bochum Marketing, erklärt: „Im Zuge der Ereignisse in Magdeburg gab es einen umgehenden Austausch mit den Sicherheitsbehörden der Stadt Bochum und der Polizei.“
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Obwohl das Sicherheitskonzept schon jetzt alle entsprechenden Vorkehrungen für eine größtmögliche Sicherheit für die Besuchenden biete, seien nochmals alle Zufahrten und Sperren überprüft worden. Vorsorglich sei das Sicherheitspersonal, vor allem an den Sperrpunkten, erhöht und sensibilisiert worden.
Schweigeminute auf dem Dr.-Ruer-Platz am Abend
„Als Veranstalter befinden wir uns, unabhängig von Magdeburg, in ständiger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, um in entsprechenden Lagen umgehend zu reagieren.“
Am Samstagabend gab es auf dem Weihnachtsmarkt eine Schweigeminute durch die Schausteller und Bochum Marketing. Für eine Minute wurde dann auch der Verkauf eingestellt, die Hütten machen Lichter und Musik aus.
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Auf der Sparkassen-Weihnachtsbühne am Dr.-Ruer-Platz leiteten Pfarrer Constantin Decker von der Pauluskirche und Probst Michael Ludwig von der Propsteikirche die Schweigeminute mit einem konfessionsübergreifenden Gebet ein. Abschließend gab es ein kurzes Gedenken an die Opfer und Angehörigen von Magdeburg. Die Show des „Fliegenden Weihnachtsmanns“ begann etwa zehn Minuten später.
„Als ich heute Morgen die Bilder aus Magdeburg gesehen habe, da habe ich weiche Knie bekommen.“
Am späten Samstagnachmittag scheint auf dem Weihnachtsmarkt etwas weniger Betrieb zu herrschen als an normalen Tagen – das könnte aber auch an dem Regen und an dem Wind liegen, der schon den ganzen Tag über das Gelände peitscht. Der Anschlag in Magdeburg ist das Gesprächsthema Nummer eins: „Als ich heute Morgen die Bilder aus Magdeburg in den Nachrichten gesehen habe, da habe ich weiche Knie bekommen“, sagt die Mitarbeiterin eines Glühweinstandes, die nicht namentlich erwähnt werden möchte. „Schlimm, echt schlimm. Aber sollen wir deswegen unseren Stand dichtmachen?“ Sie habe Vertrauen in die Sicherheitskräfte und in die Polizei, die jetzt wesentlich stärker alarmiert seien als zuvor.
Eigens aus Herten hat sich Günther Knoll mit seinen beiden Enkeln auf den Weg nach Bochum gemacht. „Sie wollen unbedingt den fliegenden Weihnachtsmann sehen“, sagt er. „Keine Sekunde“ habe er gezögert: „Wir können uns deswegen ja schlecht alle zu Hause verkriechen.“
Erinnerungen an Vorfall in Bochum
Schon die Ereignisse am 3. Dezember lösten in Bochum Alarm aus. Ein 42-jähriger Bochumer hatte nachts 70 der wassergefüllten Terrorsperren zerstört. Die Polizei Bochum kam ihm damals per Zufall auf die Schliche und konnte den Mann festnehmen. Der Weihnachtsmarkt aber wurde für einen Tag geschlossen, bis Ersatz für die zerstörten Absperrungen besorgt werden konnte.
Videoaufnahmen zeigten den Bochumer Tatverdächtigen
In ihren Ermittlungen hat die Bochumer Polizei akribisch alles abgesucht. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage: „Wir sind die Wegstrecke, die der Täter genommen haben musste, noch einmal abgelaufen, haben nach Spuren und Videoaufnahmen von Geschäften und Privatleuten geforscht.“
Und tatsächlich konnte Material gefunden werden, auf dem die Tatausführung zu sehen war. „Erste Anhaltspunkte“ habe die Bekleidung geliefert.
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Die Beamten wussten, wie er aussieht, weil die Sicherheitskräfte des Veranstalters Bochum Marketing zuvor in der Nacht Ärger mit einem Mann hatten. Weil dieser randalierte, hatten sie die Polizei hinzugerufen, die wiederum die Personalien des Bochumers aufnahm.
Vandalismus aus Wut auf die Sicherheitskräfte
Das aber machte den 42-Jährigen so wütend, dass er sich von einer Baustelle eine Metallstange und begann, auf die mit Wasser gefüllten Container einzustechen und zu schneiden.
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Nachdem Name und Anschrift bekannt waren, ging alles ganz schnell: Die Polizisten trafen den Verdächtigen in seiner Wohnung an, nahmen ihn mit auf die Wache und begannen das Verhör. Der Mann räumte, so der Sprecher, die Tat ein. Im Anschluss wurde er entlassen.