Neviges. In der Fußgängerzone in Velbert-Neviges gibt es ein neues Gesicht in der „Änderungsschneiderei Rita“. Hier werden nicht nur Kleider geändert.
Eine ältere Dame kommt in den Laden, legt eine Jacke auf den Tisch und sagt zur Begrüßung: „Ach, ein neues Gesicht. Machen Sie das jetzt hier weiter? Mein Reißverschluss ist kaputt, kann man da etwas machen?“ Kann man, denn der Slogan des neuen Schneiders in der „Änderungsschneiderei Rita“ in der Fußgängerzone von Velbert-Neviges lautet: „Ibrahim ändert alles.“ Und das ist Ibrahim Ibrahim, dessen Vor- und Nachnamen tatsächlich identisch sind, wichtig: „Zu mir kann jeder kommen, ich mache Hosen und Röcke länger und kürzer, ändere Anzüge. Und ja, natürlich auch Reißverschlüsse.“ Dabei zeigt er an die Wand seiner Schneiderei, an der neben den zahllosen bunten Garnen auch eine riesige Auswahl an Reißverschlüssen in allen erdenklichen Farben hängt.
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Im September 2024 hat der 40-Jährige die „Änderungsschneiderei Rita“ übernommen, auch einer seiner Vorgänger Ammar Morad hatte bereits den ursprünglichen Namen der damaligen Inhaberin beibehalten. Warum ändern, was in Neviges bekannt ist? „Ich hoffe, dass die Leute merken: Mit ist Qualität wichtig, ich arbeite sehr sorgfältig“, sagt der „Neue“, der auch gleich einen neuen zusätzlichen Service anbietet: „Ich nehme auch Kleidung für die Reinigung entgegen, hier sehen Sie“, dabei zeigt er auf Anzüge, Wintermäntel und Jacken, über die eine Cellophan-Folie gestülpt ist. „Das sind alles frisch gereinigte Sachen.“ Die Reinigung ist im Erdgeschoss seines Wohnhauses in Wuppertal. „Ich kann das problemlos dort abgeben und dann wieder mitnehmen nach Neviges.“ Damit möchte Ibrahim Ibrahim vor allem Senioren entgegenkommen. „Ich liebe es, älteren Leuten zu helfen.“
Velberts Schneider designt gerade ein rotes Abendkleid
Aber dieses Angebot ist natürlich nur ein zusätzlicher Service, in erster Linie ist der 40-Jährige durch und durch Schneider aus Leidenschaft. „Stoffe und Farben, das mag ich einfach. Fasse sie gerne an, mache daraus etwas Neues.“ Zurzeit designt er gerade ein rotes Chiffon-Abendkleid für eine Hochzeitsfeier, dabei hat die Kundin genaue Vorstellungen. „Hier, so soll es mal aussehen“, sagt Ibrahim, wie er der Einfachheit am liebsten genannt wird, und zeigt ein Foto auf seinem Handy. Was die verschiedenen Arbeitsschritte betrifft, ist seine Schneiderwerkstatt bestens ausgestattet: Fünf verschiedene Nähmaschinen stehen zur Verfügung, „die kleinen sind vor allem zum Kürzen von Säumen“, erläutert der gebürtige Syrer, der 2015 aus seiner Heimat floh und seitdem in Wuppertal lebt.
Schon in Syrien hatte er eine eigene Werkstatt
Öffnungszeiten
Änderungsschneiderei Rita und Textil-Reinigung, Elberfelder Straße 46 in Neviges. Kontakt unter 0163 6868 128.
Geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr; Samstag von 10 bis 14 Uhr. Nach Absprache bleibt der Ibrahim Ibrahim auch schon mal länger in der Werkstatt, wenn zum Beispiel etwas abgeholt werden muss.
Sein Handwerk hat Ibrahim von der Pike auf gelernt, gearbeitet hat er stets ohne Unterbrechung. Und alle Jobs hatten immer etwas mit Stoffen, mit Kleidung zu tun. „Nach meiner Ausbildung zum Schneider hatte ich mich damals in Quamischli, einer Kleinstadt in Syrien, selbstständig gemacht. Aber es war nicht so einfach mit der Werkstatt.“ In Deutschland habe er zunächst bis 2018 als Aushilfskraft bei einer Textilfirma im Rheinland gearbeitet, dann in Erkrath in einem Textilgeschäft. Doch die Sehnsucht, selbst an der Nähmaschine zu sitzen, auch mal wieder selbst kreativ zu sein, eigene Ideen umzusetzen, die blieb. Da kam der Rat eines guten Freundes gerade recht.
Mzkin Almahmoud, ebenfalls Syrer, hat sich 2022 in der Fußgängerzone selbstständig gemacht. Ruhetage kennt der stets gut gelaunte Figaro nicht, manchmal ist sein Salon „D-Lux“ bis 19 Uhr geöffnet, nur der Sonntag gehört der Familie. Als Mzkin Almahmoud hörte, dass der bisherige Schneider in der „Änderungsschneiderei Rita“ Neviges verlässt, klopfte er gleich bei seinem Freund Ibrahim an. Der wünscht sich nur eines: „Die Leute müssen erst mal Vertrauen zu mir fassen, im Moment bin ich nur der Neue. Aber ich hab, seitdem ich hier bin, auch schon viel Lob bekommen.“
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Doch jetzt muss Ibrahim weitermachen, an dem knallroten Abendkleid ist noch jede Menge Chiffon, viel Tüll zu verarbeiten. Und zwischendurch eben all der Kleinkram zu erledigen, der so anfällt. Mal eben eine Hose abstecken, wenn eine Kundin aus der Boutique „Kati‘s Fashion“ rüberkommt, all die Aufträge abarbeiten, die im Laufe des Tages so eintrudeln. Denn nicht nur sein Motto „Ibrahim ändert alles“ ist ihm wichtig. „Man muss auch alles pünktlich fertig haben, die Leute müssen sich auf einen verlassen können.“